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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht
Autoren: Vampira VA
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Antlitz, ihr leises Lächeln entschwanden nunmehr seinem Blick. Ihr dunkler Schopf kam auf Höhe seiner Lenden zur Ruhe, wie ein Schleier breitete sich ihr Haar dort aus, als gelte es zu verhüllen, was Moira tat.
    Aller Lust und neu erstehender Leidenschaft zum Trotz schmerzte ihn die Berührung ihrer Lippen nach dieser langen Nacht. So bedeutete er Moira, über ihn zu kommen. Erst saß sie rittlings auf seinem Becken, doch er zog sie höher, bis sie nahe genug war, daß er sie mit Lippen und Zunge liebkosen konnte.
    Moira wand sich und sank schließlich zurück, massierte sich selbst die vollen Brüste und rieb deren dunkle Knospen, während Keret nicht innehielt, der Geliebten Freuden zu spenden.
    Und dann - war es vorbei! Von einem Lidschlag zum nächsten. So plötzlich, daß Keret schier erschrak.
    Hatte er eben noch Moiras im Mondlicht blasse Haut mit Alabaster verglichen, so schien sie nun mit einemmal tatsächlich ganz und gar daraus zu sein. Erstarrt, wie versteinert lag sie auf ihm, und sie schien ihm um vieles schwerer, als sie es wirklich war. Das Atmen bereitete ihm noch ärgere Mühe denn zuvor.
    »Was ist?« Keret preßte die Worte über die Lippen.
    Zwei, drei Atemzüge lang regte Moira sich noch immer nicht. Eisiges Entsetzen sackte Keret in alle Glieder. War sie -?
    Nein!
    Keret keuchte, erst erschrocken, dann erleichtert, als Moira sich doch endlich rührte. Sie wandte den Kopf, richtete den Blick ins Dunkel des Raumes, wohin das Licht des Mondes nicht mehr reichte und sich im Finstern die Türöffnung verbarg. Der Vorhang aus gläsernen Perlen, Muscheln und anderem Zierat klirrte ganz leise in einem trägen warmen Windhauch, der durchs Fenster hereinwehte.
    »Still!« zischte Moira, und Keret verbot sich selbst den Atem daraufhin. Moira lauschte sichtlich angestrengt ins Nichts, und er tat es ihr nach. Indes ohne etwas wahrzunehmen, das nicht steter Teil der Nächte gewesen wäre - Stimmen aus der Ferne etwa, und die Geräusche einer Stadt überhaupt, die zu keiner Zeit recht zur Ruhe kam.
    »Was ist?« fragte Keret ein weiteres Mal. Der Schrecken ließ von ihm ab, hinterließ jedoch Beunruhigung wie als Echo seiner schwindenden Präsenz.
    »Hast du nichts gehört?« fragte Moira leise.
    »Nein, was ...«
    »Da war etwas«, stieß Moira überzeugt hervor. Als wäre sie erst jetzt wieder Herr ihres Körpers, glitt sie hastig von Keret und entschwand nackt ins Dunkel.
    Er folgte ihr hinaus in das nicht überdachte und winzige Karree, das den Innenhof ihres Hauses darstellte und wo sich zugleich auch der größte Teil ihres Familienlebens abspielte. Von hier aus führten die Türen zu den wenigen weiteren Kammern ab.
    Keret sah Moira in jene Öffnung eintauchen, hinter der ihr Jüngster schlief.
    Die Hitze der Nacht schien mit einemmal wie fortgeblasen. Eine Kälte, wie Keret sie nie zuvor am eigenen Leib verspürt hatte, trat an deren Stelle und ließ ihn schaudern bis ins Mark - noch bevor Moi-ras spitzer Schrei sein Herz schier gefrieren ließ!
    Im nachhinein vermochte Keret sich nicht mehr daran zu erinnern, den Raum überhaupt betreten zu haben. Er stand unvermittelt dort, wie von fremder Macht hineingetragen, und unfähig, auch nur das kleinste Glied zu rühren.
    Das Nachtlager der Kammer - war verlassen.
    Moira schluchzte. Erstickt hörte Keret den Namen ihres jüngsten Sohnes heraus.
    »Tithonos ...«
    Nach einer Weile trat Keret an das Fenster des Zimmers. Die Stadt draußen war im Mondenschein ein Gewirr aus Licht und kantigen Schatten. Ein Stück die Straße hinab jedoch - Keret gab sich nur zu bereit dem Glauben hin, einer Täuschung erlegen zu sein. Und im nächsten Moment sah er sie denn auch schon nicht mehr - die beiden schattenhaften Gestalten, die eine dritte, um vieles kleinere mit sich in die Nacht führten .
    Keret ahnte wohl, was geschehen war. Nun hatte es also auch seine Familie getroffen. Aber wie die anderen, deren Schicksal Keret nunmehr teilte, würde er nichts unternehmen wegen des Verschwindens seines Sohnes; nicht einmal in Gedanken war er willens, von Raub zu reden.
    Moira trat neben ihn. Der Schweiß war auf ihrer Haut erkaltet, und als sie sich nun gegen Keret drückte, klebten sie fast aneinander, als wollte das Ereignis dieser Nacht sie für alle Zeit noch enger aneinander binden.
    »Was wird mit ihm geschehen?« flüsterte Moira heiser.
    Keret schluckte hart. Das Sprechen bereitete ihm Mühe, und seinen Worten fehlte die wahre Überzeugung.
    »Es wird ihm wohl
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