Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit
Autoren: Trevanian
Vom Netzwerk:
vorbeikommt, schaut LaPointe die Straße runter und sieht zwei junge Männer an der Vortreppe eines Sandsteinhauses herumlungern. Sie tragen schwarze Plastikjacken, und einer wippt am Geländer hin und her. Sie chantent la pomme für ein Mädchen von vierzehn, das auf der Treppe sitzt, die Ellenbogen auf die nächsthöhere Stufe gestützt und ihr bißchen Busen gegen einen dünnen Pullover gepreßt. Sie lacht herausfordernd, und die Jungen schnüffeln rum wie junge Hunde. LaPointe kennt das Haus. Das wird die Jüngste von den Da Costas sein. In zwei Jahren wird sie wie ihre Schwestern auf den Strich gehen. Mama Da Costas Traum, die Mädchen würden dem Beispiel ihrer Tante folgen und ins Kloster gehen, schwindet langsam dahin.
    LaPointe geht hinter zwei Männern her, die ein gezwungenes Englisch reden. Sie sprechen über Geld und daß die Reichen im Handumdrehen immer reicher werden. Einer behauptet, das sei eine Frage der Beteiligungen; wenn man sich in Beteiligungen auskenne, sei man ein gemachter Mann. Der andere findet das auch, aber er klagt darüber, daß man zuerst reich sein müsse, um herauszukriegen, was Beteiligungen eigentlich seien.
    Sie treten zur Seite, um nicht mit dem Krüppel zusammenzustoßen, der ihnen entgegentorkelt und den Pfeifenrauch wie eine schmutzige Fahne hinter sich läßt.
    LaPointe steht mitten auf dem Gehsteig. Der Krüppel stolpert vor dem Polizisten und bleibt schwankend stehen.
    »Jei, jei, Lieutenant. Wie geht's denn immer?« Der Lahme spricht schwer, auch die Kontrollzentren seines Gehirns sind beschädigt. Seine Mutter war krank bei seiner Geburt. Er spricht in dem näselnden, weinerlichen Alt eines Boxers, dem man zu oft auf die Luftröhre gedroschen hat.
    LaPointe schaut den Krüppel mit müder Geduld an.
    »Was tust denn du an diesem Ende der Straße?«
    »Nichts, Lieutenant. Jei, jei. Geh bißchen spazieren, weiter nichts. Junge, Junge, dieses Sauwetter! Hört überhaupt nicht auf, was Lieutenant? Hab' so was überhaupt noch nie …«
    LaPointe schüttelt den Kopf, und der Lahme versucht nicht weiter, sich hinter Geschwätz zu verstecken. Der Lieutenant nimmt eine Hand aus der Manteltasche und zeigt auf einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern abseits des Trubels. Der Krüppel zieht ein Gesicht, aber er folgt ihm.
    »Also los, Lahmer. Was hast du bei dir?«
    »Jei, nichts, Lieutenant. Ehrlich! Ich hab's Ihnen doch versprochen, oder?«
    LaPointe streckt die Hand aus. Bei dem Versuch zurückzutreten, stolpert der Krüppel gegen die Backsteinmauer. »Jei, bitte, bitte! Wir brauchen das Geld. Mama kriegt eine Stinkwut auf mich, wenn ich kein Geld mitbringe!«
    »Willst wohl wieder in den Knast?«
    »Nein. Jei, Lieutenant, haben Sie ein Herz!« greint der Krüppel. »Mama kriegt 'ne Stinkwut. Wir brauchen das Geld. Was für 'ne Arbeit kann einer wie ich schon kriegen. Wie?«
    »Wo hast du's versteckt?«
    »Ich sag' doch! Ich hab's nicht bei mir …« Die Tränen schießen ihm in die Augen. Sein Körper sackt zusammen. »Es ist in einer Röhre«, gibt er trotzig zu.
    LaPointe atmet tief. »Geh die Gasse rauf und hol es raus. Tu's in deinen Handschuh und bring es mir.« LaPointe hat keine Lust, die Röhre anzufassen.
    Der Krüppel stöhnt und winselt, aber er macht kehrt und reißt sich ein paar Schritte die Gasse hinauf, bis er im Dunkeln verschwindet. LaPointe dreht sich um und beobachtet die Vorübergehenden. Ein alter Mann tritt in eine Ecke, um zu pinkeln, sieht LaPointe und überlegt es sich anders. Der Krüppel kommt zurück mit einem Handschuh in der Schrumpelhand. LaPointe nimmt ihn an sich und steckt ihn in die Tasche. »In Ordnung. Also nun: Wo ist der Shit hin, und wo wolltest du ihn hinbringen?«
    »Jei, jei, kann ich Ihnen nicht sagen, Lieutenant. Mama macht Kleinholz aus mir, ganz bestimmt. Und die Macker, die sie kennt, auch!« Dümmlich rollt er seine halbblinden Augen. LaPointe fragt nicht weiter. Wie immer atmet er nur tief und läßt seine traurigen Augen auf der grotesken Erscheinung ruhen.
    »Ehrlich, Lieutenant, ich kann's Ihnen bei Gott nicht sagen. Ich trau' mich nicht!«
    »Na, dann lass' ich mal 'n Wagen kommen.«
    »Jei, nein! Buchten Sie mich bloß nicht wieder ein! Die Brüder da drin nehmen mich immer vor, weil ich ja 'n Krüppel bin.«
    LaPointe läßt seinen Blick geduldig über die Menge schweifen. Er gibt dem Lahmen Bedenkzeit.
    »… okay, Lieutenant …«
    Weinerlich vor Selbstmitleid erklärt der Krüppel, der Stoff sei von Bekannten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher