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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit
Autoren: Trevanian
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nichts zu melden? Eine Mariage?«
    »Ich … ich habe aber sonst ein ganz gutes Blatt.«
    LaPointe protestiert: »Warum zeigt ihr euch nicht gegenseitig die Karten, und die Sache hat sich?!«
    Moische legt die Karten auf den Tisch und steht auf. »Ich mach' jetzt mal die Sandwiches.«
    »Warte einen Moment!« sagt David. »Wo willst du hin? Das Spiel ist noch nicht aus!«
    »Ihr wollt weiterspielen?« fragt Moische ungläubig.
    »Na klar. Setz dich hin!«
    Moische schaut LaPointe mit gespieltem Erstaunen an, breitet die Arme aus und hebt die Handflächen nach oben. Jetzt knallt David seine Asse mit einer Aggressivität auf den Tisch, die alle Spielfinessen außer acht läßt, und gewinnt die ersten vier Stiche. Als er aber versucht, seinen Partner spielen zu lassen, wird er von LaPointe überfahren, der eine Zehn von Pater Martin sticht und dann Moische die Führung zuspielt, der daraufhin das Massaker vollendet.
    Auf einmal spielt Pater Martin ein niedriges Kreuz gegen ein hohes Karo aus.
    »Was?« schreit David. »Sie haben keinen Trumpf mehr?«
    »Ist Kreuz etwa kein Trumpf?«
    David läßt sich vornüber fallen und schlägt den Kopf sachte auf die Tischplatte. »Warum ich?« fragt er das Wachstuch. »Warum ausgerechnet ich?«
    Viel zu spät geht David wieder in Führung, schmettert seine letzten fünf Karten hin und kann nur noch ein paar armselige, abgelatschte Stiche einheimsen.
    Ein paar Sekunden lang brütet er schwer über der Tischplatte, dann spricht er mit leiser und beherrschter Stimme: »Mein lieber Pater Martin. Ich möcht' Sie mal was fragen, ganz ohne jeden Groll, sondern im Geiste demutsvoller Neugier. Bitte, erklären Sie mir: Warum reizen Sie, wenn Sie nichts anderes in Händen haben als lauter S CHEISSE ?«
    Moische nimmt die Brille ab und reibt sich die roten Dellen an der Nasenwurzel. »Martin hätte dich ja gar nicht retten können. Du hast dein Blatt überreizt und bist baden gegangen. Das ist alles.«
    »Erzähl mir nichts! Wenn er mit seiner Zehn ein bißchen früher rausgekommen wäre …«
    »Dann hättest du noch einen Stich gewonnen. Nicht genug, um heil da rauszukommen. Du hattest noch zwei Treffs; ich hatte das As, Claude die Zehn. Und wenn du Karo bedient hättest – da hattest du ja noch die Königin –, hätte Martin sie mit seinem Buben stechen müssen, und ich würde mit dem König einen Trumpf draufgesetzt haben.« Moische reibt sich noch immer die Nase. David starrt ihn schweigend an und sagt dann: »Das ist ja großartig! Das ist ja einfach großartig!« Die Spannung in Davids Stimme läßt Martin den Atem anhalten und aufschauen.
    »Leute, hört den großen Gelehrten! Wenn mein Herzbube die Hosen offen hat, dann merkt er das. Aber wenn's ans Zahlen geht, dann ist er mit einem Mal ein Luftmensch und kommt vor lauter philosophischen Problemen nicht zum Geschäft! O ja! Das Geschäftliche ist ja auch viel zu gewöhnlich für jemanden, der die ganze Zeit darüber diskutiert, ob 'ne Ameise 'nen Bauchnabel hat! Damit du es weißt, Moische, ich rede mit dem Priester. So hör auf mit die Eizes, ein für allemal! Hör auf!«
    David springt auf, stößt mit den Knien an den Tisch und schießt aus dem Zimmer.
    Die andern schweigen. Pater Martin schaut erregt und verstört von Moische zu LaPointe. LaPointe holt tief Atem und sammelt planlos die Karten ein. In dem Moment, wo David seine Beleidigungen losgelassen hatte, war Moische, die Brille in der Hand, zu Eis erstarrt; jetzt setzt er sie wieder auf, legt die Drahtbügel sorgfältig über die Ohren.
    »Ach … wißt ihr«, sagt er ruhig, »ihr müßt David verzeihen. Er leidet. Er grämt sich. Gestern war Hannahs Todestag. Er ist schon den ganzen Tag über geladen.«
    Die andern verstehen. David und Hannah hatten sich schon von klein auf gekannt und hatten jung geheiratet. Sie waren so vertraut, so glücklich miteinander, daß sie ihre Liebe nur durch ewige kleine Sticheleien und Zänkereien zu äußern wagten, als brächte es in einer Welt, wo andere litten und traurig waren, Unglück, ganz einfach glücklich zu sein und sich zu lieben. Seit ihrer Einwanderung drehte sich Hannahs Leben fast nur noch um ihren Mann. Sie lernte weder Englisch noch Französisch und kaufte nur auf jüdischen Märkten ein.
    Beim Pinochle sprach David ununterbrochen von Hannah, natürlich beschwerte er sich über sie. Tat sozusagen im negativen Sinne groß mit ihr. Sagte, daß keine andere Frau auf der Welt so heikel mit dem Kochen sei, so ein Gewese
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