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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8
Autoren: Horst Biernath
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da sagt die eine, so eine Blonde mit ‘ner Brille, aber sonst alles da, der Pförtner hätte mich schon gemeldet, und ich soll mich hinsetzen und warten, weil der Herr Mehling gerade Besuch hat. Also ich setze mich auf einen Stuhl, sehr flotte Möbel, so aus Stahlrohr und blau, aber da geht auch schon die Tür auf, und der eine von den Herren, der der Prokurist ist, dreht sich um und sagt: >Herr Holldorf?< Und ich hoch und sage jawohl, daß ich Holldorf heiße. Und da sagt er, ob ich ihm folgen möchte. Na klar, daß ich folge. Und das war nun kein Büro, sondern mehr ein Herrenzimmer, mit braunen Ledersesseln und so, und dann deutete der Herr Mehling in die Ecke, wo ein Ledersofa steht und ein Tisch mit einer Glasplatte, und sagt: >Bitte Platz zu nehmen.<«
    »Na und, und, und?« fragte Werner ein wenig ungeduldig.
    »Hätte nur noch gefehlt, daß er mir einen Schnaps anbietet und eine Zigarre! Hat er aber nicht angeboten. Sondern hat mich gefragt, ob ich frei bin und ob ich Lust hätte, eine Stellung als Lagerverwalter und Aufseher über die Hallen anzutreten, mit einer Dienstwohnung im Werkgelände.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Da staunen Sie, was! Und was meinen Sie, was meine Frau gestaunt hat.«
    »Und wann können oder wollen Sie die Stellung antreten?«
    »Etwa in zwei Monaten, wenn die Wohnung fertig ist.«
    »Da kann man ja gratulieren, Herr Holldorf.«
    »Und ob man gratulieren kann. Aber nun kommt noch etwas. Und da brauchte ich Ihren Rat.«
    »Schießen Sie schon los.«
    »Der Prokurist hat mich nämlich gefragt, ob ich mit Hunden umzugehen verstehe. Denn weil in den Lagerhallen in letzter Zeit einige Male eingebrochen worden ist, müßte ein scharfer Hund her, den man nachts frei laufen lassen müßte. Und da haben meine Kinder gemeint, besonders die Anni...«
    »Na, was denn?«
    »... Ob man den Flocki nicht vom Oberst von Krappf zurückkaufen könnte. Was meinen Sie dazu?«
    »Eine fabelhafte Idee von den Kindern. Die Frage ist nur, ob der Oberst den Hund wieder hergibt.«
    »Das halte ich nicht für ganz ausgeschlossen. Meine Frau hat nämlich gehört, daß es zwischen dem Oberst und seiner Schwester wegen dem Hund seit Wochen Stunk gibt. Und sie soll gesagt haben, die Fräulein von Krappf, wenn der Hund nicht aus dem Hause kommt, dann geht sie.«
    »Dann müßte man sich eben hinter das Fräulein von Krappf klemmen - bildlich gesprochen, natürlich.«
    »Genau das will ich tun.«
    »Alles Gute, Herr Holldorf, aber jetzt müssen Sie mich schon entschuldigen, ich will nämlich meine Frau aus der Klinik holen.«
    Werner fuhr mit der Trambahn zur Klinik hinaus. Sabine erwartete ihn schon. Das Köfferchen, mit dem sie vor zehn Tagen gekommen war, stand gepackt im Zimmer. Gabriele schlief mit geballten Fäustchen in ihrem mit rosa Bändern durchzogenen Steckkissen. Und während Sabine sich von den netten Schwestern verabschiedete, bestellte Werner das Taxi.
    »Ich freue mich, wieder heimzukommen, Wernerchen.«
    »Und ich freue mich auf euch beide«, sagte er und streichelte Sabines Hand. Seine Tochter öffnete ein Auge, blinzelte ihn an, gähnte und schlief weiter.
    »Ich glaube wahrhaftig, sie versteht jedes Wort«, flüsterte er Sabine zu.
    »Du brauchst nicht so leise zu sein. Sie schreit nur, wenn sie Hunger hat.«
    »Ein kluges Kaninchen. Ich habe mir übrigens neulich beim Metzger einen Schweinebraten zeigen lassen. Fünfeinhalb Pfund. Es ist doch ein ganz schönes Stück Fleisch!«
    »Schweinebraten«, rief Sabine empört.
    »Ich wollte doch nur einmal wissen, wieviel das ist«, sagte er entschuldigend, »fünfeinhalb Pfund kamen mir im ersten Augenblick so wenig vor, daß ich schon das Schlimmste befürchtete.«
    Das Auto hielt vor der Haustür. Werner nahm das Köfferchen und folgte Sabine, die mit Gabriele im Arm voranging.
    »Geh vorsichtig, Süße«, warnte er und nahm ihren Arm. Sabine schaute über das Steckkissen hinweg ängstlich nach dem Fußabstreifer, der ihr zum Verhängnis geworden war.
    »Er ist nicht mehr da?«
    »Komisch«, murmelte er, »das Biest ist tatsächlich verschwunden. Jemand scheint ihn geklaut zu haben.«
    Sabine warf ihm einen schrägen Blick zu, aber Werner zuckte auch nicht einmal mit der Wimper. Dabei war es gar nicht so einfach gewesen, die Gummimatte mit ihrem kräftigen Drahtgeflecht zu zerhacken und zu verheizen. Und außerdem hatte der Gummi einen furchtbaren Gestank verursacht.
    Werner öffnete die Tür und ließ Sabine eintreten.
    »Nun?« fragte er stolz,
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