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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche
Autoren: Diana Gabaldon
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nach Tagesanbruch erwachte, blickte Aidan auf mich herunter. Er hatte Adso auf dem Arm.
    »Ich habe Eure Mieze in meinem Bett gefunden«, flüsterte Aidan. »Möchtet Ihr sie haben?«
    Ich wollte schon nein sagen, doch dann sah ich den Ausdruck in Adsos Augen. Normalerweise hatte er große Geduld mit kleinen Kindern, doch Aidan hielt ihn um die Mitte gefasst wie einen Sack voll Wäsche, so dass seine Beine in der Luft baumelten.
    »Ja«, sagte ich mit vom Rauch heiserer Stimme. »Da – ich nehme ihn.«
    Ich setzte mich aufrecht hin, doch nachdem ich den Kater entgegengenommen hatte, sah ich, dass der Großteil des Haushalts noch in Decken gerollt auf dem Boden schlief. Mit zwei unübersehbaren Ausnahmen: Jamie und Arch Bug fehlten. Ich stand auf, borgte mir Amys Umhang, der neben der Tür hing, und ging ins Freie.
    Im Lauf der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, doch es lagen fünf oder sechs Zentimeter Schnee. Ich setzte Adso unter der Dachtraufe ab, wo der Boden noch frei war, und drehte mich dann – nach einem tiefen Atemzug der Vorbereitung – um und betrachtete das Haus.
    Rauch stieg aus seinen verkohlten Ruinen auf, die sich tintenschwarz und kahl von den weiß gepuderten Bäumen dahinter abhoben. Nur eine Hälfte des Hauses war vollständig abgebrannt; die westliche Wand stand noch, genau wie der Schornstein. Der Rest war eine einzige Masse verkohlter Holzbalken und aufgetürmter Asche, die sich bereits grau färbte. Das obere Stockwerk war vollständig verschwunden, und was mein Sprechzimmer betraf …
    Ich wandte mich ab, weil ich Stimmen hinter dem Haus hörte. Jamie und Arch waren in den Holzschuppen gegangen, doch die Tür stand offen; ich konnte sehen, wie sie sich innen dicht gegenüber standen. Jamie sah mich draußen stehen und winkte mich mit einem Kopfnicken zu sich.
    »Guten Morgen, Arch«, sagte ich und sah unseren ehemaligen Faktor an. »Wie geht es Euch?«
    »Es ging mir schon einmal besser, a nighean , vielen Dank«, sagte er und hustete. Seine Stimme war kaum mehr als ein raues Flüstern, so hatte sie der Rauch beeinträchtigt, und er hatte große, mit Flüssigkeit gefüllte Blasen an den Händen und im Gesicht. Abgesehen davon, dass er seine Haare und seine Augenbrauen verloren hatte, hatte ich ansonsten den Eindruck, dass ihm nichts fehlte.
    »Arch war gerade im Begriff, mir das hier zu erklären, Sassenach.« Jamie wies mit dem Zeh auf den glänzenden Goldbarren, der zu seinen Füßen in den Sägespänen lag. »Nicht wahr, Arch?«

    Nach außen hin war seine Stimme freundlich, doch ich hörte den Stahl darin genauso deutlich, wie Arch es tat. Doch Arch war kein Feigling, egal, wie er aussah.
    »Ich bin Euch nicht die geringste Erklärung schuldig, Seaumais mac Brian «, sagte er genauso freundlich.
    »Ich räume Euch die Chance ein, es zu erklären, Mann, nicht die Wahl.« Er hatte den freundlichen Ton abgelegt. Jamie war überall mit Ruß beschmiert und leicht angesengt, doch seine Augenbrauen waren unversehrt und arbeiteten auf Hochtouren. Er wandte sich mir zu und wies auf das Gold.
    »Das hast du doch schon einmal gesehen, aye?«
    »Natürlich.« Als ich es das letzte Mal gesehen hatte, hatte es im Schein einer Laterne Seite an Seite mit seinen Genossen auf dem Boden eines Sarges in Hector Camerons Mausoleum gelegen, doch die Form der Barren und die Lilienprägung waren unverwechselbar. »Falls Louis von Frankreich nicht noch jemandem größere Goldmengen geschickt hat, gehört es zu Jocastas Schatz.«
    »Das tut es nicht und hat es auch nie getan«, verbesserte mich Arch entschlossen.
    »Aye?« Jamie sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. »Wem gehört es denn, wenn nicht Jocasta Cameron? Beansprucht Ihr es etwa für Euch?«
    »Nein.« Er zögerte, doch der Drang zu sprechen war zu stark. »Es ist das Eigentum des Königs«, sagte er, und sein alter Mund schloss sich fest über dem letzten Wort.
    »Was, des Königs von – oh«, sagte ich und begriff es endlich. » Dieser König.«
    »Le roi est mort« , sagte Jamie leise, wie zu sich selbst, doch Arch fuhr heftig zu ihm herum.
    »Ist Schottland etwa tot?«
    Jamie holte Luft, sprach aber nicht sofort. Stattdessen wies er mich mit einer Handbewegung an, mich auf einen Brennholzstapel zu setzen, und lud Arch kopfnickend ein, sich auf einen anderen zu setzen, bevor er sich neben mir niederließ.
    »Schottland wird sterben, wenn sein letzter Sohn stirbt, a charaid «, sagte er und wies mit der Hand zur Tür, auf die Berge und
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