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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche
Autoren: Diana Gabaldon
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übersendet Euch ihre Grüße – und eine Anzahl Bücher und Zeitungen, die ich mitgebracht habe.«
    Auch Zeitungen gegenüber war ich in diesen Tagen misstrauisch – wenn auch die Ereignisse, von denen sie berichteten, zweifellos Wochen oder gar Monate zurücklagen. Doch ich stieß ein erfreutes Geräusch aus und wünschte mir, Jamie würde sich beeilen, damit ich mich entschuldigen konnte. In meinem Haar hing Brandgeruch, und meine Hände erinnerten mich daran, wie es sich anfühlte, kalte Haut zu berühren; ich hätte mich furchtbar gern gewaschen.
    »Verzeihung?« Ich hatte etwas überhört, was MacDonald sagte. Er beugte sich höflich zu mir herüber, um es zu wiederholen, dann fuhr er plötzlich mit aufgerissenen Augen zurück.
    »Verdammte Katze!«
    Adso, der bis jetzt sehr überzeugend den schlaffen Wischlappen gegeben hatte, war auf dem Schoß des Majors aufgesprungen. Seine Augen glühten, sein Schwanz sah aus wie eine Flaschenbürste, und er zischte wie ein Teekessel,
während er dem Major die Krallen in die Beine bohrte. Ich kam gar nicht dazu zu reagieren, denn schon sprang er über die Schulter des Majors hinweg durch das offene Sprechzimmerfenster in unserem Rücken, wobei er den Rüschenkragen des Majors zerriss und ihm die Perücke verzog.
    MacDonald fluchte heftig, aber ich hatte keine Aufmerksamkeit für ihn übrig. Rollo kam den Pfad zum Haus entlang, unheimlich wie ein Wolf im Zwielicht, doch er benahm sich so merkwürdig, dass ich auf den Beinen war, bevor mich ein bewusster Gedanke aufstehen ließ.
    Der Hund rannte immer wieder ein paar Schritte auf das Haus zu, lief ein-oder zweimal im Kreis, als könnte er sich nicht entscheiden, was er als Nächstes tun sollte, dann lief er zurück zum Wald, machte kehrt und rannte wieder auf das Haus zu. Dabei jaulte er aufgeregt und hielt die wedelnde Rute gesenkt.
    »Ach, du lieber Himmel«, sagte ich. »Der verflixte Timmy ist in den Brunnen gefallen!« Ich stürzte die Stufen hinunter und rannte den Pfad entlang. Den erschrockenen Fluch des Majors hinter mir bekam ich kaum mit.
    Ich fand Ian ein paar hundert Meter weiter, bei Bewusstsein, aber benommen. Er saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, als wollte er verhindern, dass die Knochen seines Schädels auseinander fielen. Er öffnete die Augen, als ich neben ihm auf die Knie sank, und lächelte mich verschwommen an.
    »Tante Claire«, sagte er heiser. Er schien noch etwas sagen zu wollen, schien sich aber nicht entscheiden zu können, was: Sein Mund öffnete sich, blieb dann aber einfach so, während sich seine Zunge nachdenklich hin und her bewegte.
    »Sieh mich an, Ian«, sagte ich so ruhig wie möglich. Das tat er – gut so. Es war zwar zu dunkel, um sehen zu können, ob seine Pupillen unnatürlich erweitert waren, doch selbst im abendlichen Schatten der Kiefern am Wegrand konnte ich seine blasse Gesichtsfarbe und die dunkle Blutspur sehen, die sich über sein Hemd zog.
    Eilige Schritte kamen hinter mir den Pfad entlang; Jamie, dicht gefolgt von MacDonald.
    »Wie geht’s dir, Junge?«
    Jamie fasste ihn am Arm, und Ian schwankte sacht auf ihn zu. Dann ließ er die Hände sinken, schloss die Augen und ließ sich mit einem Seufzer in Jamies Arme fallen.
    »Ist es schlimm?«, fragte Jamie angstvoll über Ians Schulter hinweg, während er ihn aufrecht hielt, damit ich ihn hastig untersuchen konnte. Der Rücken seines Hemdes war mit getrocknetem Blut durchtränkt – aber es war getrocknet. Sein Pferdeschwanz war ebenfalls ganz steif davon, und ich fand die Kopfverletzung schnell.
    »Ich glaube nicht. Irgendetwas hat ihn heftig am Kopf getroffen und ihm ein Stück Kopfhaut entfernt, aber -«

    »Ein Tomahawk vielleicht?«
    MacDonald beugte sich gebannt über uns.
    »Nein«, sagte Ian schläfrig, das Gesicht gegen Jamies Hemd gedrückt. »Eine Kugel.«
    »Fort mit dir, Hund«, sagte Jamie knapp zu Rollo, der Ian die Nase ins Ohr gesteckt hatte, was ein unterdrücktes Quietschen des Patienten und eine unwillkürliche Bewegung seiner Schultern zur Folge hatte.
    »Ich werde es mir bei Licht betrachten, aber wahrscheinlich ist es nicht so schlimm«, sagte ich, als ich das sah. »Er ist schließlich ein ganzes Stück gelaufen. Lasst ihn uns zum Haus schaffen.«
    Die Männer legten Ians Arme über ihre Schultern, um ihn den Weg entlangzubefördern, und innerhalb weniger Minuten lag er mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch in meinem Sprechzimmer. Hier
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