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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche
Autoren: Diana Gabaldon
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Gesicht und keine Haare mehr; ihre schlanke Taille ging abrupt in verkohlte Zerstörung über. Die Haut ihres Kopfes war vollständig verbrannt und hatte einen seltsam winzigen, geschwärzten Schädel zurückgelassen, aus dem uns ihre Zähne mit bestürzender Leichtfertigkeit entgegengrinsten.
    Sie senkten sie hastig in das flache Grab, legten ihre Kinder neben sie und überließen es Brianna und mir, nach alter schottischer Sitte einen kleinen Grabhügel über ihnen zu errichten, um ihren Ruheplatz zu markieren und vor wilden Tieren zu schützen. Währenddessen wurde ein simpleres Grab für die beiden barfüßigen Männer gegraben.
    Als die Arbeit schließlich getan war, sammelten sich alle schweigend und mit weißen Gesichtern um die frischen Erhebungen. Ich sah Roger dicht neben Brianna stehen, den Arm schützend um ihre Taille gelegt. Ein leiser Schauer durchlief sie, und ich glaubte nicht, dass er von der Kälte herrührte. Ihr Kind, Jemmy, war etwa ein Jahr jünger als das kleinste der Mädchen.
    »Wirst du etwas sagen, Mac Dubh ?« Kenny Lindsay sah Jamie fragend an und zog sich seine Strickmütze zum Schutz vor der wachsenden Kälte tief ins Gesicht.
    Es war beinahe dunkel, und keiner von uns wollte sich hier noch länger aufhalten. Wir würden im Freien übernachten müssen, irgendwo weit weg vom Brandgestank, und es würde schwierig werden, im Dunklen ein Lager aufzuschlagen. Doch Kenny hatte Recht; wir konnten nicht aufbrechen, ohne zumindest den Ansatz einer Zeremonie vollzogen zu haben, einen Abschied für die Fremden.
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Nein, lasst Roger Mac sprechen. Wenn diese Leute Holländer waren, waren sie wahrscheinlich Protestanten.«
    Trotz des gedämpften Lichtes sah ich, wie Brianna ihrem Vater einen scharfen Blick zuwarf. Es stimmte, dass Roger Presbyterianer war, genau wie Tom Christie, ein viel älterer Mann, dessen säuerliche Miene widerspiegelte,
was er von all dem hielt. Doch die Frage der Religion war nicht mehr als ein Vorwand, und das wussten alle, Roger eingeschlossen.
    Roger räusperte sich, ein Geräusch wie reißender Kalikostoff. Seine Stimme klang immer schmerzerfüllt, aber jetzt lag zusätzlich Wut darin. Er erhob jedoch keinen Einwand und sah Jamie direkt in die Augen, als er seine Position am Kopf des Grabes einnahm.
    Ich hatte gedacht, er würde einfach nur das Vaterunser sprechen oder eventuell einen der tröstenderen Psalmen. Aber ihm kamen andere Worte in den Sinn.
     
    »Siehe, ob ich schon schreie über Frevel, so werde ich doch nicht erhört; ich rufe, und ist kein Recht da. Er hat meinen Weg verzäunt, dass ich nicht kann hinübergehen, und hat Finsternis auf meinen Steig gestellt.«
     
    Seine Stimme war einmal kraftvoll und klangvoll gewesen. Jetzt war sie erstickt, nicht mehr als ein raspelnder Schatten ihrer früheren Schönheit – aber es lag so viel Kraft in der Leidenschaft, mit der er sprach, dass alle, die ihn hörten, die Köpfe senkten und ihre Gesichter im Schatten verbargen.
    »Er hat meine Ehre mir ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat mich zerbrochen um und um und lässt mich gehen und hat ausgerissen meine Hoffnung wie einen Baum.« Sein Gesicht war gefasst, sein Blick ruhte jedoch eine trostlose Sekunde lang auf dem verkohlten Stumpf, der der holländischen Familie als Hackklotz gedient hatte.
     
    »Er hat meine Brüder fern von mir getan, und meine Verwandten sind mir fremd geworden. Meine Nächsten haben sich entzogen, und meine Freunde haben mein vergessen.« Ich sah, wie die drei Lindsay-Brüder Blicke wechselten, und alle rückten zum Schutz gegen den stärker werdenden Wind ein Stück dichter zusammen.
     
    »Erbarmet euch mein, erbarmet euch mein, ihr meine Freunde!« , sagte er, und seine Stimme wurde sanfter, so dass es schwer war, ihn im Seufzen der Bäume zu verstehen. »Denn die Hand Gottes hat mich getroffen.«
     
    Brianna bewegte sich schwach an seiner Seite, und er räusperte sich erneut, diesmal explosiv, und reckte den Hals, so dass ich die Stricknarbe sah, die ihn entstellte.
     
    »Ach, dass meine Reden geschrieben würden! Ach, dass sie in ein Buch gestellt würden! Mit einem eisernen Griffel auf Blei und zu ewigem Gedächtnis in einen Fels gehauen würden!«

    Er blickte langsam von einem Gesicht zum nächsten, seine eigene Miene ausdruckslos, dann holte er tief Luft, um fortzufahren, und seine Stimme brach über den Worten.
     
    »Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und er wird mich
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