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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition)
Autoren: Heike Berg
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streckte er die Beine
schon ganz automatisch in die Höhe, so dass ich ihn mit beiden Händen säubern
konnte. Jedoch glitt ich mit dem Tuch ab und Kot schob sich unter meinen
Fingernagel.      
“Igitt!“ Es schüttelte mich am ganzen Körper. Ich liebte ihn abgöttisch, aber
Kinderkacke war etwas, wovor ich mich wirklich ekelte. Sofort bekam ich eine
Gänsehaut. Angewidert versuchte ich mit einem Tuch meine Hand davon zu säubern.
Fünf Tücher und minutenlanges Händewaschen später, hinterließ ich einen großen Berg
Seifenschaum im Waschbecken.              
Frisch gewickelt setzte ich Michi zu seinem Vater aufs Sofa, der im Wohnzimmer
vor dem Fernseher saß und eine Flasche Bier in der Hand hielt. Er hatte sich
sein rot-weiß gestreiftes Bayern München Trikot übergezogen und streckte vor
Begeisterung die Flasche empor, dann sprang er kreischend auf, so dass etwas Bier
heraus schwappte und sich auf den Boden ergoss, ohne dass er überhaupt Notiz
davon nahm.    
„Lauf du faule Sau!“ schrie er einem Spieler hinterher. Am liebsten hätte er
ihn direkt aus dem Fernseher gezerrt und ihm höchstpersönlich in den Hintern
getreten, so sehr regte er sich auf. Das Tor fiel nicht und enttäuscht sank
sein Körper zurück aufs Sofa, die Augen vom Fernseher nicht ablassend, allzeit
bereit für den nächsten Einsatz. Du hast es nötig , dachte ich und
musterte ihn argwöhnisch. Was Anne nur an ihm findet? fragte ich mich. 
„Mach mich mal Nudeln, Dicke!“ brüllte er mir in seinem schroffen Ton
hinterher, als ich bereits im Begriff zu gehen war.               
„Grmpf“. Ich biss die Zähne zusammen und ärgerte mich, dass ich nicht schneller
verschwunden war. Michi hatte er gar nicht wahrgenommen, obwohl er sogar an
seiner Hose zerrte und um Aufmerksamkeit rang. Warum konnte er mich nicht auch
einfach mal übersehen? Lustlos ging ich durch die Tür, durch den Flur in die
Küche, genervt von der immer selbigen Prozedur.
    Kaum
im neuen Heim angekommen, blieb doch alles beim Alten. Nichts hatte sich
geändert, rein gar nichts. Er sah fern, Anne ging arbeiten und ich musste an
den Herd. Doch, eines hatte sich geändert! Jetzt war ich auch noch vom Leben
komplett abgeschnitten. Hier in der Abgeschiedenheit auf dem Lande. Ich
vermisste das Leben, den Trubel. Die Ruhe und die Einsamkeit deprimierten mich.
Ich fühlte mich rastlos, als zöge das Leben an mir vorbei, als verpasste ich
irgendetwas. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Robert einen
Ferienjob gefunden hatte und ich daher bis nachmittags mit Michael und Michi
alleine blieb und mich deshalb verloren fühlte.
    Das
Procedere mit den Nudeln ging mir mächtig auf den Geist. Erst musste ich sie
kochen, dann so lange braten, bis sie wieder so hart waren, als hätte ich sie
nie gegart. Dann noch Unmengen von Ketchup darüber. Das war sein Leibgericht
und ich weiß nicht, wie oft ich es ihm schon zubereitet hatte.               
Anne arbeitete den ganzen Tag in einem Imbiss und bekam von all dem nicht viel
mit und wenn doch, wollte sie davon lieber gar nichts hören. Gedankenverloren
und ins Nichts blickend, stand ich am Herd und wartete darauf, dass das
Nudelwasser endlich kochen würde, als Michi die Tür öffnete und mich mit seinem
verschämten Grinsen anlächelte. Mit den Armen hin und her wackelnd, blinzelte
er mich an und lief auf mich zu. Dann streckte er die Arme nach mir aus.          
„Mama Arm!“ rief er bettelnd an mir hoch. Wer konnte diesem Engelsgesicht mit
den großen Augen schon widerstehen? 
„Ich bin zwar nicht deine Mama, aber ich nehm dich trotzdem hoch“, antwortete
ich und setzte ihn seitlich auf meine Hüfte. Abwechselnd schaltete er das Licht
der Dunstabzugshaube ein und aus, wodurch er in höchste Verzückung geriet. Dann
griff er sich den Kochlöffel der neben dem Herd lag und rührte damit stolz im
Topf mit dem heißen Wasser herum. Angezogen vom blubbernden Wasser, konnte ich
ihn gerade noch rechtzeitig davon abhalten, seine Hand in das siedend heiße
Wasser zu stecken. Verärgert darüber, dass ich ihm nicht seinen Willen ließ,
stieß er seinen Ur-Schrei aus. Ich zuckte zusammen, denn wieder schmerzte das
Geräusch in meinen Ohren.             
„Du verbrühst dich!“ fuhr ich ihn böse an. Er zog die Augenbrauen zusammen,
presste die Lippen schmollend übereinander und schrie abermals, jedoch noch
lauter als zuvor.      
„Warum
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