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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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und
seiner Ansicht nach hatten die beiden Orte gewisse Dinge gemeinsam. Weder Oben noch Unten bekam man einen ordentlichen Drink. Und die Langeweile im Himmel
konnte fast ebenso unerträglich sein wie die Aufregungen in der Hölle.
    Es gab keinen
Ausweg. Man konnte nicht Dämon sein und sich gleichzeitig den freien Willen
bewahren.
    Nun, wenigstens
passierte es nicht sofort. Es dauerte noch eine Weile bis zum Weltuntergang. Es
blieb Crowley genügend Zeit, ein paar Dinge zu erledigen. Zum Beispiel konnte
er seine Aktien und langfristigen Obligationen verkaufen. Es hatte keinen großen
Sinn mehr, finanziell für die Zukunft zu planen.
    Queen-Chef
Mercury sang noch immer, und Crowley
hörte geistesabwesend zu.
    … I
will not let you go (let him go) …
    Warum nicht?
    Was mochte
geschehen, wenn er auf dieser dunklen, feuchten und leeren Straße anhielt, den
Korb nahm, weit ausholte, das Ding fortwarf und …
    Vermutlich
irgend etwas Schreckliches.
    Einst war er
ein Engel gewesen. Er hatte nicht fallen wollen. Er fiel nur deshalb, weil er
Umgang mit den falschen Leuten pflegte.
    Der Motor des
Bentley brummte wie ein zufriedener Hornissenschwarm, und die Benzinuhr zeigte
weiterhin einen leeren Tank an. Nun, inzwischen war der Tank schon seit sechzig
Jahren leer – es hatte nicht nur Nachteile, wenn man ein Dämon war. Zum letztenmal hatte Crowley im Jahr 1967 getankt, um eins der
James-Bond-Einschußloch-in-der-Windschutzscheibe-Abziehbilder zu bekommen, die
damals als letzter Schrei für den modernen Autofahrer galten.
    Im Fond
wackelte der Korb, und das Wesen darin begann zu weinen. Crowley lauschte der
Stimme des Neugeborenen. Sie klang wie das Heulen einer Fliegeralarm-Sirene und
war schrill und wortlos und alt.
    In einem solchen
Krankenhaus konnte man sich wohl fühlen, fand Mr. Young. Es gab nur einen
Haken: Es fehlte jene Art von angenehmer Stille, die es Patienten und Besuchern
ermöglichte, sich zu entspannen.
    Der Grund
dafür: die Nonnen.
    Mr. Young
mochte Nonnen. Um falschen Schlüssen des Lesers vorzubeugen: Nein, er war nicht
sonderlich religiös. Wenn es darum ging, Kirchen auszuweichen, so konzentrierte
er seine entsprechenden Bemühungen in erster Linie auf gewisse anglikanische
Institute, die Demut und Frömmigkeit viel zu ernst nahmen. Anderen heiligen
Stätten ging er aus reiner Angewohnheit aus dem Weg. In manchen von ihnen roch
es nach Bohnerwachs, während man in anderen höchst verdächtige Kräuter
verbrannte. Tief im Ledersessel seiner Seele fragte sich Mr. Young, was Gott
davon hielt. Wahrscheinlich nicht viel.
    Was Nonnen
betraf … Ihre Gesellschaft gefiel ihm ebenso wie die Gegenwart der
Heilsarmee. Wenn er sie beobachtete, hatte er das Gefühl, daß alles in
Ordnung war und man sich keine Sorgen zu machen
brauchte – irgend jemand achtete darauf, daß die Welt nicht aus den Fugen
geriet.
    Dies war seine
erste Erfahrung mit dem Schwatzhaften Orden der
Heiligen Beryll. [* Der Name des
Ordens bezieht sich auf die Heilige Beryll Articulatus von Krahakau, die
angeblich im fünften Jahrhundert als Märtyrerin starb. Legenden beschreiben
Beryll als junge Frau, die man gegen ihren Willen mit einem Heiden
verheiratete, Prinz Kasimir. In der Hochzeitsnacht betete sie zum Herrn und
hoffte auf ein Wunder. Sie wußte nicht genau, was es zu erwarten galt, rechnete
aber irgendwie damit, daß ihr ein wundersamer Bart wachse. Um vorbereitet zu
sein, hatte sie sich ein kleines Rasiermesser mit Elfenbeingriff
(Sonderanfertigung für Damen) besorgt. Doch der Allmächtige beschloß statt
dessen, Beryll mit der erstaunlichen Fähigkeit auszustatten, pausenlos zu reden
und alles auszusprechen, was ihr in den Sinn kam – ohne zwischendurch Luft
holen oder etwas essen zu müssen.
    In einer Überlieferung heißt es, Prinz
     Kasimir habe Beryll drei Wochen nach der Hochzeit erwürgt, ohne die Ehe
     vollzogen zu haben. Demnach starb seine Angetraute als Jungfrau und Märtyrerin
     – und redete bis zum Tod.
    Eine andere Version behauptet folgendes:
     Kasimir kaufte sich Ohrwatte, und Beryll starb zusammen mit ihrem Mann im Bett,
     als Zweiundsechzigjährige.
    Die Angehörigen des Schwatzhaften Ordens sind
     verpflichtet, ständig dem Beispiel der Heiligen Beryll zu folgen. Es gibt nur
     eine Ausnahme: Am Dienstagnachmittag dürfen die Nonnen eine halbe Stunde lang
     schweigen und Tischtennis spielen.] Deirdre hatte bereits Gelegenheit gefunden, ihn
kennenzulernen, vermutlich bei einem ihrer politischen
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