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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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betrübt.
    »Der Zeitpunkt
unseres ewigen Triumphes rückt näher!«
    »Ewig, ja«,
murmelte Crowley.
    »Und du bist
das Werkzeug eines ruhmreichen Schicksals!«
    »Werkzeug«,
wiederholte Crowley. »Ja.« Er hob den Korb so vorsichtig hoch, als sei er
hochexplosiv. Sein Inhalt sollte tatsächlich dazu dienen, eine in jeder
Hinsicht verheerende Wirkung zu entfalten.
    »Äh, in
Ordnung«, sagte er. »Ich gehe jetzt. Nicht wahr? Ich meine, ich möchte das hier
so schnell wie möglich loswerden. Ich meine, ich möchte es nicht loswerden, meine ich«, fügte Crowley rasch
hinzu, als er daran dachte, was geschehen könnte, wenn Hastur einen ungünstigen
Bericht für ihn verfaßte. »Aber ihr kennt mich ja: Ich bin immer voll dabei.«
    Die beiden
dienstälteren Dämonen schwiegen.
    »Also gut, ab
geht die Post«, fuhr Crowley nervös fort. »Bis später, Jungs! Ich meine, wir
sehen uns bestimmt wieder. Äh. Bis dann. Tja. Na schön. Äh. Tschüs. Ciao.«
    Der schwarze
Bentley rollte durch die Nebelschwaden davon und schien mit der Finsternis zu
verschmelzen.
    »Das letzte
Wort klang irgendwie komisch«, sagte Ligur. »Hast du es verstanden?«
    »Ist
italienisch«, erwiderte Hastur. »Bedeutet ›Essen‹, glaube ich.«
    »Was für ein
komischer Abschiedsgruß.« Ligur sah dem Wagen nach und beobachtete in der Ferne
verblassende Rücklichter.
    »Traust du
ihm?« fragte er.
    »Nein«,
antwortete Hastur.
    »Gut.« Ligur
nickte. Die Welt wäre wirklich ein Tollhaus, wenn
Dämonen plötzlich Vertrauen zueinander hätten, dachte er.
    Crowley raste irgendwo
westlich von Amersham durch die Nacht, griff nach einer Kassette und versuchte,
sie aus der Kunststoffhülle zu lösen, ohne von der Straße abzukommen. Im
Scheinwerferlicht eines anderen Wagens las er den Titel: ›Vier Jahreszeiten‹ von
Vivaldi. Ruhige, tröstende Musik – genau das brauchte er jetzt.
    Mit einem
entschlossenen Ruck schob er die Kassette in den Recorder.
    »Ohmistmistmistmist mist! « zischte er. »Warum jetzt? Warum ich?«
    Vertraute
Queen-Klänge dröhnten aus dem Lautsprecher.
    Und plötzlich
sprach Freddy Mercury zu ihm.
    WEIL DU ES VERDIENT
HAST, CROWLEY.
    Der Dämon fluchte lautlos. Es war seine Idee, die Elektronik als
Kommunikationsmittel zu verwenden, und erstaunlicherweise ging man Unten sofort auf seinen Vorschlag ein. Crowley
hatte gehofft, daß sich die Höllenfürsten zunächst anhand von Fachzeitschriften
informieren würden (er dachte in diesem Zusammenhang an Artikel wie ›So richtet
man eine häusliche Funkstation ein‹ und ›Akustische Spezialeffekte
leichtgemacht‹), aber statt dessen gingen sie einfach auf Sendung, wann und wie
es ihnen gefiel. Dabei spielte es keine Rolle, was er sich gerade anhörte;
Satan und sein Mitarbeiterstab sahen in der Akustik eine weiche Knetmasse, die
sich ganz nach Belieben formen ließ.
    Crowley
schluckte.
    »Vielen Dank,
Gebieter«, sagte er.
    WIR SETZEN
GROSSES VERTRAUEN IN DICH, CROWLEY.
    »Danke, Gebieter.«
    DIESE SACHE IST
SEHR WICHTIG, CROWLEY.
    »Ich weiß, ich weiß.«
    ES GIBT NICHTS
WICHTIGERES, CROWLEY.
    »Überlaßt alles mir.«
    GENAU DAS HABEN
WIR VOR, CROWLEY UND WENN IRGEND ETWAS SCHIEFGEHT, SO WERDEN DIE SCHULDIGEN
HART BESTRAFT. DAS GILT AUCH FÜR DICH, CROWLEY. GERADE FÜR DICH.
    »Ich verstehe, Gebieter.«
    HIER SIND DEINE
ANWEISUNGEN, CROWLEY.
    Und plötzlich wußte Crowley Bescheid.
    Er haßte so
etwas.
    Die
Höllenfürsten hätten es ihm einfach sagen können; sie hätten ihm das Wissen,
das ihn erschauern ließ, nicht unbedingt ins Gehirn pflanzen müssen. Das Ziel
war ein ganz bestimmtes Krankenhaus.
    »Ich bin in
fünf Minuten dort, Gebieter. Kein Problem.«
    GUT . Woraufhin Freddy Mercury seinen Gesang fortsetzte.
    Crowley
trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Während der vergangenen Jahrhunderte
war alles wie am Schnürchen gelaufen; es gab überhaupt keine Schwierigkeiten. Typisch:
Im einen Augenblick ist man munter und fidel, und im nächsten muß man den
Weltuntergang einleiten, dachte der
Dämon verbittert. Der Große Krieg. Die Letzte Schlacht. Himmel gegen Hölle, drei Runden, auf jeden Fall eine Entscheidung – keine
Verhandlungen. Es gibt die Welt nicht mehr. Das allein bedeutet
der Satz vom Ende der Welt. Anschließend
gab es nur noch ewigen Himmel oder ewige
Hölle – es kam
ganz darauf an, wer sich durchsetzte. Crowley
wußte nicht, was schlimmer war.
    Rein
definitionsgemäß sollte die Hölle schlimmer sein. Aber Crowley erinnerte sich auch an den Himmel,
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