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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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für viel angenehmer
als das vierzehnte. Crowley betonte häufig, die Zeit habe unter anderem den
Vorteil, daß sie ihn immer weiter vom vierzehnten Jahrhundert forttrug, den
langweiligsten hundert Jahren auf Gottes – Verzeihung – Erde. Das zwanzigste
Jahrhundert hingegen war alles andere als langweilig. Um nur ein Beispiel zu
nennen: Schon seit fünfzig Sekunden beobachtete er ein blaues Blinklicht im Rückspiegel; es wies ihn auf zwei uniformierte Männer hin, deren
Absicht zweifellos darin bestand, ein höchst interessantes Gespräch mit ihm zu
führen.
    Crowley warf
einen Blick auf seine Armbanduhr. Es handelte sich um eine jener Armbanduhren,
die Tiefseetaucher benutzen, um immer genau zu wissen, wie spät es in
einundzwanzig Städten der Welt ist, während sie sich unter Wasser aufhalten.* [* Crowley besaß
ein spezielles Modell. Es verfügte über eine zusätzliche Funktion, die ziemlich
viel Geld gekostet hatte, aber der Dämon konnte es sich leisten, einen hohen
Preis zu bezahlen. Diese Uhr gab Auskunft über die Zeit in zwanzig Städten der
Erde und an einem anderen Ort, wo es immer zu spät war.]
    Der Bentley
raste auf die Ausfahrt zu, jagte auf zwei Rädern durch die Kurve und erreichte
eine laubbedeckte Straße. Die blauen Lichter folgten.
    Crowley
seufzte, löste die eine Hand vom Lenkrad, drehte den Kopf und vollführte eine komplizierte
Geste.
    Das Blinklicht
verblaßte in der Ferne, als der Streifenwagen ausrollte – sehr zum Erstaunen
der beiden Polizisten. Ihre Verblüffung nahm schlagartig zu, als sie die
Kühlerhaube öffneten und feststellten, wozu sich der Motor verwandelt hatte.
    Hastur, der größere Dämon,
marschierte über den Friedhof, blieb stehen und reichte seinem Kollegen Ligur –
dem
kleineren und erfahreneren Lauerer – einen
Zigarettenstummel.
    »Ich sehe
Licht«, sagte er. »Da kommt er endlich. Hat
sich verdammt viel Zeit gelassen.«
    »Welches
Transportmittel benutzt er?« fragte Ligur.
    »Ein Auto –
eine Art Kutsche ohne Roß«, erklärte Hastur. »Autos gab es wahrscheinlich noch
nicht, als du das letzte Mal hier warst. Wenigstens nicht für den allgemeinen
Gebrauch.«
    »Ich erinnere
mich an Leute, die am Straßenrand warteten, um Pferdeäpfel einzusammeln«, sagte
Ligur.
    »Heute tragen
diese Leute weiße Kittel und fahren Unfallopfer weg. Das ist der Fortschritt.«
    »Und was ist
mit Crowley?« fragte Ligur.
    Hastur spuckte
aus. »Er ist schon zu lange hier oben«, erwiderte er. »Von Anfang an. Meiner
Ansicht nach hat er sich viel zu sehr an diese Welt gewöhnt. Er hat sogar ein
Autotelefon.«
    Ligur dachte
nach. Wie die meisten Dämonen verstand er nicht viel von Technik, und deshalb
wollte er antworten: ›Da stecken sicher viele Drähte drin.‹ Er schwieg jedoch,
als der Bentley vor dem Friedhofstor hielt.
    »Und er trägt
eine Sonnenbrille.« Hastur schnaubte verächtlich. »Selbst wenn er keine
braucht.« Lauter fügte er hinzu: »Gepriesen sei Satan.«
    »Gepriesen sei
Satan«, wiederholte Ligur.
    »Hallo, Jungs!«
rief Crowley und winkte. »Entschuldigt die Verspätung. Ihr wißt sicher, wie es
auf der A40 bei Denham zugeht, tja, und als ich die Abkürzung nach Chorley Wood
fuhr …«
    »Jetzt sind wir alle hier«, warf Hastur
bedeutungsvoll ein. »Wir werden nun von den Taten des Tages berichten.«
    »Ja, äh,
Taten«, sagte Crowley im Tonfall eines Mannes, der zum erstenmal seit Jahren
die Kirche besucht und sich nicht mehr genau daran erinnert, wann man aufsteht.
    Hastur
räusperte sich.
    »Ich habe einen
Priester in Versuchung geführt«, begann er. »Als er den Bürgersteig entlangging
und die hübschen jungen Frauen im Sonnenschein sah, säte ich Zweifel in ihm. Er hätte ein Heiliger werden können, aber in zehn Jahren gehört er
uns.«
    »Nicht übel«,
kommentierte Crowley und gab sich beeindruckt.
    »Ich habe einen
Politiker verderbt«, berichtete Ligur, »indem ich ihn davon überzeugte, daß er
sich ruhig bestechen lassen kann. In einem Jahr gehört er uns.«
    Die beiden
Dämonen richteten erwartungsvolle Blicke auf Crowley, der von einem Ohr bis zum
anderen grinste.
    »Ich habe zur
Mittagszeit alle Funktelefone im Zentrum von London gestört«, verkündete er.
»Und zwar fünfundvierzig Minuten lang.«
    Stille folgte,
nur unterbrochen vom fernen Motorbrummen auf den Straßen.
    »Ja?« fragte
Hastur. »Und dann?«
    »Es war nicht
gerade einfach«, entgegnete Crowley.
    »Ist das alles?« erkundigte sich Ligur.
    »Hört mal,
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