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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Kreuzzüge – sie betrafen
meistens irgendwelche unfreundlichen Südamerikaner, die gegen andere
unfreundliche Südamerikaner kämpften und von Priestern angestachelt wurden,
anstatt sich auf ihre priesterlichen Aktivitäten zu konzentrieren, die darin
bestanden, Reinigungs-Dienstpläne für ihre Kirchen aufzustellen.
    Nonnen sollten
eigentlich still sein, meinte Mr. Young. Sie hatten genau die Form wie jene
spitzen Dinger, die Mr. Young irgendwie aus Hi-Fi-Testkammern kannte. Diese Nonnen aber schnatterten dauernd.
    Er stopfte sich
Tabak in die Pfeife – soweit man das als Tabak bezeichnen konnte; unter ›Tabak‹
stellte man sich normalerweise etwas anderes vor – und überlegte, was geschehen
mochte, wenn er sich nach der Herrentoilette erkundigte. Vielleicht bekam man
kurze Zeit später einen bitterbösen Brief vom Papst. Er seufzte hingebungsvoll
und warf einen Blick auf die Uhr.
    Wenigstens
hatten ihm die Nonnen verboten, bei der Geburt zugegen zu sein – in dieser
Hinsicht vertraten sie einen unerschütterlich festen Standpunkt. Deirdre war
bestimmt enttäuscht. Sie hat wieder angefangen, irgendwelches
Zeug zu lesen, dachte Mr. Young. Wir
haben bereits ein Kind, aber ganz plötzlich erklärt sie, diese Entbindung solle
die glücklichste aller glücklichen gemeinsamen Erfahrungen für zwei Menschen
werden. Das kam davon, wenn man der Ehefrau
individuelle Lektüre gestattete. Mr. Young mißtraute Zeitungen und Magazinen,
die Worte wie ›Lebensstil‹, ›Harmonie‹ und ›eheliche Selbstverwirklichung‹
enthielten.
    Nun, er hatte
nichts gegen glückliche gemeinsame Erfahrungen. Seiner Meinung nach gab es an
glücklichen gemeinsamen Erfahrungen kaum etwas auszusetzen. Die Welt brauchte
wahrscheinlich mehr glückliche gemeinsame Erfahrungen. Aber diese spezielle
glückliche gemeinsame Erfahrung konnte Deirdre ganz für sich allein behalten.
    Die Nonnen
stimmten ihm zu. Sie sahen keinen Grund dafür, den Vater an der Geburt zu
beteiligen. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, so argwöhnte Mr. Young, hätten
sie sogar die väterliche Teilnahme am Zeugungsakt abgeschafft.
    Er drückte den
sogenannten Tabak fest und sah auf das Schild an der Wand des Wartezimmers. Es
wies zu seinem eigenen Besten darauf hin, daß er nicht rauchen solle. Zu seinem
eigenen Besten entschied er, den Raum zu verlassen und nach draußen zu gehen. Er
dachte an seine Blase – vielleicht fand er irgendwo einen geeigneten Busch, der
es ihm erlaubte, auf ein päpstliches Mahnschreiben zu verzichten.
    Mr. Young
wanderte durch leere Korridore, fand eine Tür und trat auf den regennassen Hof.
Von Büschen und Sträuchern keine Spur. Auf der einen Seite standen nur einige
sorgfältig aufgereihte Mülltonnen. Nun gut.
    Er fröstelte und zündete die Pfeife an.
    Frauen!
Es ereilt sie in einem bestimmten Alter. Fünfundzwanzig untadelige Jahre – dann
plötzlich machen sie sich auf und ergehen sich in diesen roboterhaften
Freiübungen, wobei sie rosafarbene Socken ohne Fußteil tragen, und dann werfen
sie ihren Ehemännern vor, daß sie ihren Lebensunterhalt nie selbst verdienen
mußten. Es sind die Hormone oder so was ähnliches.
    Ein großer schwarzer Wagen hielt bei den Mülltonnen. Der Fahrer, ein
junger Mann mit dunkler Sonnenbrille, stieg aus, griff nach einer Säuglings-Tragetasche
und schlängelte sich durch den Nieselregen.
    Mr. Young nahm
die Pfeife aus dem Mund.
    »Sie haben
vergessen, das Licht auszuschalten«, sagte er freundlich.
    Der junge Mann
erweckte den Eindruck, als stehe die
Batterie des schwarzen Wagens ganz unten auf der Liste seiner Sorgen. Er hob
die Hand, blickte zum Bentley zurück und winkte kurz. Das Scheinwerferlicht
verblaßte.
    »Nicht übel«,
sagte Mr. Young. »Ein Infrarotsignal?«
    Die
Feststellung, daß der junge Mann überhaupt nicht naß wurde, überraschte ihn ein
wenig. Und die Tragetasche schien keineswegs leer zu sein.
    »Hat es schon
begonnen?« fragte Mr. Sonnenbrille.
    Es erfüllte Mr.
Young mit
Stolz, daß man ihn sofort als werdenden Vater
erkannte.
    »Ja«, erwiderte er. »Die Nonnen haben mich fortgeschickt«, fügte er dankbar
hinzu.
    »Schon? Wieviel
Zeit haben wir noch?«
    Das wir entging Mr. Young nicht. Offenbar war der
junge Mann ein Arzt, der väterliche Gefühle teilte.
    »Ich glaube,
wir, äh, sind bereits voll bei der Sache«, sagte er.
    »In welchem
Zimmer liegt sie?« fragte Mr. Sonnenbrille aufgeregt.
    »Wir sind in
Raum Drei«, antwortete Mr. Young. Er klopfte auf die Taschen
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