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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
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Finger zitterten. Wenn das so weiterging, würde
ich, bevor der Abend zu Ende war, um fünf Jahre gealtert sein.
    »Hell ?« sagte ich plötzlich.
    »Ich weiß nicht ?« Sie zuckte sachte die Schultern, und der weiße Fuchspelz
kräuselte sich mit aristokratischer Geringschätzung. »Man braucht in jedem
Zimmer genügend Licht, um sehen zu können, was man tut, ohne die ganze Zeit die
Augen zusammenkneifen zu müssen .«
    »Ihr Name — Hell!« Ich hatte
plötzlich das unangenehme Gefühl, daß meine Zähne, wenn ich so weiterlächelte,
bis zum Morgen alle ausgefallen wären. »Ich habe mich nur gerade gefragt, was
Ihr Vater wohl tut .«
    »Nichts«, sagte sie gelassen.
    »Oh, ist er leidend ?« fragte ich mitfühlend.
    »Er hat das Leiden seit seinem
dreiundzwanzigsten Lebensjahr, als ihm eine in ihn vernarrte Tante drei
Millionen Dollar — steuerfrei — hinterließ. Er selber bezeichnete sich
unelegant als Parasit .«
    »Hm«, murmelte ich, »drei
Millionen Dollar haben oder nicht haben ist ein Unterschied .«
    »Ja.« Sie blickte mich versonnen
an. »Von drei Millionen Dollar.«
    Jeden Augenblick, so dachte ich
verzweifelt, würde ich in Gewimmer ausbrechen. »Spielen Sie Scrabble ?« sagte ich mit erstickter Stimme.
    Sie warf mir einen ersterbenden
Blick zu. »Nur mit wenigstens sechs Leuten, drei von jedem Geschlecht.«
    »Das klingt sehr verlockend«,
sagte ich mit hohler Stimme.
    »Das kommt im wesentlichen auf die Größe der Decke an. Sechs unter einer
Bettdecke von einfacher Größe kann amüsant sein. Natürlich geht das nur als
Pyramide .«
    »Natürlich«, würgte ich hervor.
    Ich sah hilflos zu, wie sie
ziellos im Zimmer herumschlenderte und dann wieder auf mich zukam. »Vermutlich
ist der lokale Puff nicht hier in der Nähe, oder ?«
    »Nein.«
    »Wie schade. Wir hätten dorthin
gehen und eine Weile zuschauen können .«
    »Das ist ein lausiger Sport .«
    Ihre Brauen hoben sich. »Ich
bin überrascht, Sie das sagen zu hören. Es ist tatsächlich merkwürdig, wie oft
man einen Eindruck von Leuten bekommt, der sich später als völlig irreführend
erweist, nicht wahr? Das heißt, sofern man lange genug am Leben bleibt, um
seinen Irrtum zu erkennen! Sie haben nicht zufällig einen Schreibtisch im Haus,
Rick, oder ?«
    »Äh? Nein«, sagte ich demütig.
    »Dann war das alles bloß ein
Spaß ?«
    Spaß? Was für ein Spaß? Was,
zum Teufel, für ein Spaß sollte das sein? Ich zermarterte mir das Gehirn, um
mich zu erinnern.
    »Jedenfalls bin ich darauf
hereingefallen«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Ich war überzeugt, Sie
hielten, was Sie versprochen haben .« Sie wickelte sich
noch tiefer in den prächtigen Fuchspelz. »Was möchten Sie jetzt tun? Vielleicht
irgendein munteres Matrosenlied singen ?«
    Schreibtisch! Plötzlich dämmerte es mir. Und
gleich darauf entsann ich mich jedes einzelnen Wortes unserer gesamten
Unterhaltung im Vorzimmer von Freddie Hoffmans Filmagentur. Es war ein reines
Wunder, daß sie mir nicht mit einem nassen Handtuch ins Gesicht geschlagen und
bereits nach Hause gegangen war! »Wissen Sie, der Ärger mit den Schreibtischen
ist immer die Maserung«, sagte ich energisch. »Man kann da nie sicher sein. Ich
kannte mal ein Mädchen, das hatte schließlich zehn Holzsplitter im Hinterteil,
und dabei war noch gar nichts Interessantes passiert .«
    »Wirklich?« Sie wandte sich mir
wieder zu, und nun war nichts als dieser Satyr-Schimmer in den Augen. »Wie
entsetzlich!«
    »Das Material ist immer ein
Problem«, sagte ich. »Wenn es ein bißchen zu hart ist, dann wirkt es wie
Sandpapier auf der Haut, und wer möchte das schon! Wenn es andererseits zu
weich ist, kann man auf der Couch beginnen und schließlich landen alle beide im
Krankenhaus .«
    »Ich sehe, Sie haben sich stark
mit dem Thema beschäftigt, Rick .« Sie trat näher an
mich heran. »Sie müssen geradezu ein Experte sein !«
    »Teppiche sind wieder etwas
anderes. Da ist die Unterlage der Kernpunkt. Es gibt nichts Peinlicheres, wenn
man kurz vor Erreichung des Ziels über den Boden saust .«
    »Widerwärtig!« Sie rückte noch
ein bißchen näher.
    »Eine kluge Vorausplanung des
Mobiliars ist empfehlenswert«, sagte ich forsch. »Sehen Sie sich dieses Zimmer
an. Das Polster auf der Couch dort ist zum Beispiel genau richtig. Nicht zu
kalt, nicht zu warm; es gibt festen Halt, wenn das erforderlich ist, aber das
Material schmiegt sich nie allzusehr an. Einem
Material wie diesem können Sie vertrauen! Dann ist da der
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