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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
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erhoben, in einer auf
groteske Weise an einen Ballettänzer erinnernden
Pose.
    Gloria gab einen gurgelnden
Laut von sich und wandte sich langsam mit vor Entsetzen geweiteten Augen zu uns
um. Ein mit Bläschen durchsetzter purpurroter Fleck erschien auf ihrem Rock und
begann sich schnell auszubreiten. Ihre Hände zerrten wirkungslos an der
verbliebenen Hälfte der Toledaner Schneide, die aus ihrem Magen herausragte,
dann begann sie zu schreien. Entsetzlich! Und sie schrie immer weiter.
    Pierces Gesicht war kalkweiß,
und die blaßblauen Augen quollen aus ihren Höhlen,
während Gloria sich vor ihm wand. Ich glaube, er merkte nicht einmal, als ich
ihm die Waffe aus der Hand nahm. Er stieß einen Schrei aus, als ich seinen
üppigen blonden Haarschopf packte und ihm das ganze Toupet vom Kopf zog. Und er
schrie erneut auf, als ich ihm den falschen Bart und die Koteletten abriß . Ganz plötzlich war Gary Pierce verschwunden, und an
seiner Stelle stand Herb Jaroff, ungefähr zehn Jahre älter und halb kahlköpfig,
mit dünnen Strähnen brauner Haare, die von seinem Schädel abstanden. Selbst
jetzt war seine Faszination über den sich möglicherweise vor seinen Augen
abspielenden Tod zu stark, als daß er sich auf etwas anderes hätte
konzentrieren können. Er sah zu, wie Gloria langsam auf die Knie sank, nach wie
vor laut schreiend, während ihre Augen hoffnungslos flehten, jemand möchte ihr
helfen. Und am Ende war es der Zwerg, der seine Rache genommen hatte und der
schließlich Mitleid mit ihr bekam, seine starken Hände um ihren Hals legte und
sie würgte, bis sie bewußtlos wurde. Dann ließ er sie los, und sie stürzte
seitlich zu Boden.
    »Wußten Sie das mit dem
Stockdegen nicht ?« fragte Davis mit zögernder Stimme.
    »Ich hab’s mir gedacht«, sagte
ich wahrheitsgemäß. »Freddie Hoffman hat neulich mal eine verhüllte Andeutung
darüber gemacht .«
    »Dachten Sie sich, daß ich ihn
benutzen würde ?«
    »Ich habe es gehofft«, sagte
ich patzig. »Ich hoffte, Sie würden sich nicht mehr als ich danach sehnen, in
das Kellergewölbe hinuntergeschafft zu werden .«
    Er nickte schnell. »Keine
Sorge, Rick. Ich werde Ihnen für diese Prunkleistung keine Rechnung schicken .«
    »Wird sie sterben ?« fragte Jaroff in durchdringendem Flüsterton.
    »Eine dicke, fette Kuh wie
sie?« Davis schnupfte verächtlich. »Die ganze Klinge ist nur dreißig Zentimeter
lang. Denken Sie doch an all den Speck, den sie erst durchdringen mußte !«
    »Aber all das Blut !« krächzte Jaroff.
    »Sie kann noch drei Liter
verlieren und merkt’s nicht mal, bevor sie am nächsten Morgen wieder ihren
Judo-Unterricht nimmt«, sagte der Zwerg zuversichtlich. »Aber ich glaube,
jemand sollte einen Arzt rufen, denn ich fühle mich ziemlich schwach .«
    »Ich wollte Jodie keinesfalls
umbringen«, sagte Jaroff, als sei das seine letzte Chance, sich zu verteidigen.
»Ich dachte, es müsse einen Weg geben, sie zur Vernunft zu bringen. Aber in der
Nacht hatten die beiden diesen schrecklichen Streit, und Gloria geriet völlig
außer sich. Sie ging in die Küche hinaus und kam mit einem Messer in der Hand
zurück. Ich dachte, sie wollte Jodie nur erschrecken, um sie zum Nachgeben zu
zwingen, aber bevor ich begriff, was los war, stürzte sie auf ihre eigene
Schwester los und rannte ihr das Ding in den Leib. Es war schrecklich !«
    »Bitte, rufen Sie diesen
Doktor, Rick !« sagte Davis Davis mit verächtlicher Stimme. »Jetzt fühle ich mich nicht nur schwach, sondern Jaroffs weinerliche Entschuldigungen verursachen mir auch
noch Übelkeit .«
    Ich strebte dem Telefon am Ende
der Theke zu und war insgeheim froh, daß ich von Glorias ungeheuerlicher
Veranlagung und den Dingen, deren sie fähig war, wenn sie in Wut geriet, nichts
gemerkt hatte.
     
    Nach der Unterhaltung mit den
Beamten der Mordabteilung Los Angeles, die die halbe Nacht andauerte, war es
fast ein Vergnügen, am folgenden Tag mit den Jungen der Rauschgiftabteilung zu
tun zu haben. Polizeibeamte sind naturgemäß von Morden und dem, was damit
zusammenhängt, wenig begeistert. Aber im Gegensatz dazu stürzten sich die Narkotikaleute mit wildem Enthusiasmus auf den Filmverleih,
wie eine Meute Bluthunde, die man eben aus dem Zwinger gelassen hat. Gegen drei
Uhr nachmittags war selbst Sara einigermaßen beruhigt; der Talisman auf ihrer
Brust klirrte kaum mehr.
     
    Dem letzten Bulletin über
Gloria aus dem Krankenhaus zufolge war mehr oder minder zu entnehmen, daß es
kein Problem für sie
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