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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
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werden würde, rechtzeitig zu ihrem Prozeß vor Gericht zu
erscheinen. Davis Davis hatte mir einen Scheck über
tausend Dollar geschickt, und zwar gleich am nächsten Morgen durch Boten. Ich
konnte es gar nicht glauben. Den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse hatte ich
zugunsten der Beamten, welche die Nachforschungen anstellten, noch in derselben
Nacht ein bißchen umgestellt. So, wie ich die Sache schilderte, hatte Gloria
bereits beide Hände um Davis’ Kehle gelegt gehabt, in der Absicht, ihn zu
erdrosseln, bevor er auch nur in Betracht gezogen hatte, seinen Stockdegen zu
benutzen. Ich war eisern entschlossen, zu glauben, daß dieser kleine
Zwischenfall nichts mit seinem Scheck zu tun hatte. Offensichtlich hatte er die
Zahlung aus aufrichtiger und tiefster Anerkennung meiner überlegenen deduktiven
Fähigkeiten geleistet. Wie dem auch war, ich kassierte den Scheck am selben
Nachmittag, denn niemand konnte wissen, was dieser verrückte Hund von einer
Minute zur anderen vorhatte.
    Sara, stellte ich fest, trug an
diesem Tag nicht nur eine undurchsichtige Bluse, sondern auch einen
Büstenhalter. Sie bedurfte wahrscheinlich erst noch einer gewissen Erfahrung im
Umgang mit diesem unvertrauten Kleidungsstück, denn so, wie sie ihn trug,
verschaffte er ihrem Busen einen entnervenden Hochstand von schätzungsweise sechzig Grad. Jedesmal , wenn man sie von vorne
betrachtete, erwartete man halb und halb, daß jemand »Feuer frei !« schreien und man im nächsten Augenblick über den
Pazifischen Ozean gefegt werden würde. Gegen vier Uhr nachmittags sagte ich ihr
auf Wiedersehen, aber sie schien so sehr mit den fünf Knaben von der
Rauschgiftabteilung beschäftigt zu sein, daß sie es gar nicht bemerkte.
     
    Das Einkaufen dauerte eine
ganze Weile, und die Vorbereitung sogar noch länger. Ich hatte mich gerade
geduscht und angezogen, als es Punkt acht Uhr an der Haustür klingelte. Ich
beeilte mich zu öffnen, denn ich wollte nicht, daß Amanda Hell durch langes
Warten bei ihrem ersten Besuch in Beverly Hills in Verlegenheit geriet. Kaum
hatte ich die Tür aufgemacht, als ich der verrückten optischen Täuschung zum
Opfer fiel, einen riesigen pflaumenblauen Rolls-Royce rückwärts meine Zufahrt
hinunterrollen zu sehen, gelenkt von einem Chauffeur in Uniform. Ein
verführerischer Duft feinsten französischen Parfüms umwehte meine Nüstern.
»Hoffentlich ist es Ihnen nicht peinlich, Rick ?« sagte
eine zaghafte Stimme. »Aber es war unmöglich, heute abend ein Taxi zu bekommen,
und Daddy brauchte den Wagen ohnehin nicht .«
    Mein Blick wurde plötzlich
wieder klar, und meine Augen konzentrierten sich in Abwehr gegen den blendenden
Schimmer des Maxi-Fuchspelzmantels.
    »Ich dachte, es könnte heute
abend vielleicht kalt werden«, flüsterte die Stimme entschuldigend. »Aber
vermutlich haben Sie selbst in Beverly Hills notfalls eine Heizvorrichtung irgendwelcher
Art, oder nicht ?«
    Ich war zu sehr damit
beschäftigt, größere Mengen Luft hinunterzuschlucken, um antworten zu können.
Deshalb ergriff ich sie einfach am Arm und schob sie in den Eingangsflur. Sie
segelte vergnügt vor mir her, bis wir das Wohnzimmer erreicht hatten; und dort
ließ ich ihren Arm los.
    »Einfach wunderbar«, sagte sie,
als sie sich im Zimmer umgesehen hatte. »Wenn man sich überlegt, daß es
tatsächlich Leute gibt, die in einem solch begrenzten Raum leben können, ohne
Klaustrophobie zu bekommen !«
    »Leider werden Sie sich heute
abend mit Fasan zum Abendessen begnügen müssen«, knurrte ich. »Den Aspik haben
die Leutchen, fünf Minuten bevor ich in den Laden trat, in den Ausguß gespült .«
    Sie hatte heute abend auf ihre Großmutterbrille verzichtet, und so wurde mir
ein ungehinderter Blick in die Faunsaugen möglich. Ich fragte mich, wie sie es
nur schaffte, so schnell einen solch satyrartigen Schimmer hineinzubekommen.
    »Ich habe nur Spaß gemacht,
Rick«, sagte sie freundlich. »Es ist wirklich ein sehr elegantes Haus .«
    »Danke«, brummte ich. »Wollen
Sie irgendwo Ihren Mantel ablegen, oder wollen wir ihn zuerst mit Mäusen
füttern ?«
    »Im Augenblick behalte ich ihn
an, danke .«
    »Darf ich Ihnen etwas zu
trinken bringen ?« versuchte ich es erneut.
    »Nein, danke, nicht im
Augenblick. Vielleicht später.«
    »Leider wird es mit dem
Abendessen noch eine Weile dauern«, sagte ich in entschuldigendem Ton.
    »Natürlich.«
    »Eine Zigarette?«
    »Ich rauche nicht .«
    Ich zündete mir selbst eine an
und stellte fest, daß meine
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