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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
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Angst einjagen und die Sache
noch ein bißchen mehr verwirren .«
    »Ich begreife nach wie vor kein
einziges Wort von dem, was Sie da erzählen«, sagte er in scharfem Ton.
    »Es dauerte einige Zeit, um der
Sache mit dem Aufenthalt der beiden Schwestern, die, wie Gloria später zugab,
erfunden war, auf den Grund zu kommen«, fuhr ich fort. »Noch mehr Zeit brauchte
ich, um die Namen auf der Liste nachzuprüfen. So war das Ganze auch geplant —
die Liste sollte mich letzten Endes zu Jaroff und seinem Rauschgiftracket
führen, aber um zwei Wochen zu spät, so daß ich ihn nicht mehr auf frischer Tat
erwischen konnte. Die wohldurchdachte Mischung aus reinen Lügen und nicht recht faßbaren Halbwahrheiten, die mir da sozusagen auf dem
Servierbrett gereicht wurden, bezweckten nur eins: Nämlich Jaroff Zeit zu
lassen, alle Brücken hinter sich abzubrechen und sich eine neue Identität
zuzulegen und ein neues Leben anzufangen .«
    »Eins würde ich gern wissen,
bevor du weitersprichst, Rick«, sagte Gloria mit arktischer Stimme. »Was hast
du denn an der Geschichte, die ich dir gestern nacht erzählt habe, nicht
geglaubt ?«
    »Diesen Quatsch der
Auseinandersetzung mit Jaroff, bei der dir angeblich in dem Hotelzimmer in
Santa Anita der Bauch halb aufgeschlitzt wurde«, sagte ich. »Diese Narbe ist
eine waschechte Blinddarmnarbe, wie ich kaum eine schönere gesehen habe!
Abgesehen davon, ist da nur noch eine Sache .«
    »Welche denn ?« zischte sie.
    »Ich habe mich getäuscht, als
ich gestern nacht sagte, du seist eine lausige
Schauspielerin«, gab ich zu. »Die gesamte Nacht, vom Abend angefangen bis zum
nächsten Morgen, hätte einen Oscar verdient. Du spielst die Nutte besser, als
es eine echte Nutte je zustande gebracht hätte, Gloria. Besser sogar, als Jodie
das fertiggebracht hätte!«
    »Jetzt bin ich völlig
verwirrt«, sagte Pierce zornig. »Was, zum Teufel, soll nun das wieder heißen ?«
    »Die Story von den beiden
Schwestern stimmte im wesentlichen«, sagte ich langsam. »Nur vertauschte Gloria
bei ihrer Erzählung die beiden Rollen .« Ich drehte den
Kopf und blickte in Davis’ ausdrucksloses Gesicht neben mir. »Erinnern Sie
sich, als Sie Jodie zu Freddie Hoffman brachte und er feststellte, daß sie
komplett talentlos war ?«
    »Ich dachte damals, sie habe
nur Lampenfieber gehabt«, sagte er bedächtig. »Jetzt reimt sich alles zusammen.
Aber es wäre mir völlig egal gewesen, auch wenn sie eine Nutte war. Ich liebte
sie, und ich hätte sie geheiratet .«
    »Hier sehen Sie die Cushing Sisters «, sagte ich im Ton eines Fernsehconferenciers. »Die
beiden prachtvollen, einen Meter fünfundachtzig großen Mädchen mit einem
Altersunterschied von nur elf Monaten und beinahe gleichem Aussehen. Die eine
ist blond, die andere dunkelhaarig. Das war fast die einzige Möglichkeit, die
beiden auseinanderzuhalten. Jaroff gehörte die Hälfte des Klubs in Santa Anita,
wo Gloria als Showgirl engagiert war. Sie lernten sich kennen, und bald war von
einer Heirat die Rede. Die andere Schwester, das Callgirl, mag ein wenig
neidisch auf das Glück ihrer Schwester geworden sein. Und so färbte sie sich
eines Abends — nur so zum Spaß oder auch aus anderen, von weiblicher Logik
bestimmten Gründen — das Haar schwarz oder setzte eine schwarze Perücke auf und
betrat spät in der Nacht Jaroffs Hotelzimmer. Die
Dame hatte mit Sicherheit einen Abend ausgesucht, an dem die echte Gloria anderweitig
beschäftigt war und nicht stören konnte. Dann, als sich die beiden unter den
Bettlaken aneinanderkuschelten — und Jodie sich zu ihrem erfolgreichen
Rollentausch gratulierte — vertraute Jaroff seiner geliebten Gloria an, wie der
Rauschgifthandel blühe und gedeihe. Nur vertraute er sich eben in Wirklichkeit
Jodie an .«
    Ich wartete ungefähr fünf
Sekunden, aber im Augenblick hatte niemand eine Frage zu stellen.
    »Am nächsten Morgen«, fuhr ich
fort, »überlegte Jodie, die von Natur aus eine eingefleischte Hure war, daß die
Gelegenheit zu günstig sei, um sie sich entgehen zu lassen, und sie begann,
Jaroff zu erpressen. Entweder zahlte er, oder sie würde ihn verraten. Weiß der
Kuckuck, was sie verlangte. Aber ihm mußte die Summe nicht unvernünftig
erschienen sein, denn zunächst zahlte er.
    Aber dann, während der letzten
paar Monate, veränderte sich die Situation radikal; und das Risiko, erwischt zu
werden, nahm mehr und mehr zu. Also beschloß Jaroff, klug zu sein und die Sache
aufzugeben, bevor es zu spät wurde. Aber
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