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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381
Autoren: Robert Silverberg
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Kinder der administrativen Klasse ihre Wohnung haben. Rhea Shawke Freehouse lebt hier. Siegmund wagt es nicht, zu ihr zu gehen. Sie ist zu sensibel; sie würde sofort bemerken, daß er sich in der letzten Phase des Zusammenbruchs befindet, und zweifellos etwas dagegen unternehmen. Aber es treibt ihn in ihre Richtung. Siegmund verhält vor ihrem Apartment und preßt seine Lippen liebkosend gegen ihre Tür. Rhea. Rhea. Rhea. Ich habe auch dich geliebt. Er geht nach oben.
    Er stattet auch in Louisville keine Besuche ab, obwohl es ihm Vergnügen bereiten würde, den Herren des Urbmons in dieser Nacht gegenüberzutreten, Nissim Shawke oder Monroe Stevis oder Kipling Freehouse. Magische Namen, die in jeder Seele widerhallen. Es ist besser, ihnen keine Beachtung zu schenken. Er begibt sich direkt zur Landeplattform auf der 1000. Ebene. Tritt auf die flache und windige Plattform hinaus. Es ist jetzt Nacht. Die Sterne glänzen hell. Da oben ist Gott, immanent und ewig, so treibt er losgelöst zwischen den Mechaniken des Himmels. Unter seinen Füßen spürt Siegmund die Totalität des Urban Monad 116. Wie groß ist die heutige Bevölkerungszahl?
    888.904 oder so etwas. 131 mehr als gestern und 9902 mehr seit Jahresanfang, wobei die Anzahl derer berücksichtigt wurde, die das Gebäude verlassen haben, um den neuen Urbmon 158 zu besiedeln. Vielleicht sind seine Zahlen auch falsch. Aber das macht nichts. Das Gebäude ist jedenfalls von Leben erfüllt. Seid fruchtbar und mehret euch. Gott segne! So viele Diener Gottes. Die 34.000 Seelen in Schanghai. Warschau. Prag. Tokyo. Die Ekstase der Vertikalität. In diesem einzigen schmalen Turm haben wir so viele Tausende von Leben untergebracht. Alle im gleichen Stromkreis, an das gleiche Schaltbrett angeschlossen. Homöostasis, und der Sieg über die Entropie. Wir haben hier alles bestens organisiert. Und das alles verdanken wir unseren selbstlosen Administratoren.
    Und seht nur, dort! Die benachbarten Urbmons! Urbmon 117, 118, 119, 120. Die einundfünfzig Türme der Chipitts-Konstellation. Die Gesamtbevölkerung hat jetzt 41.516.883 erreicht. Oder so ähnlich. Und östlich von Chipitts liegt die Boshwash-Konstellation. Und westlich von Chipitts die von Sansan. Und jenseits des Meeres sind Berpar und Wienbud und Schankong. Und noch mehr. Jedes für sich eine Zusammenballung von Türmen mit Millionen von darin eingeschlossener Seelen. Wie groß ist die Weltbevölkerung jetzt? Hat sie bereits 76.000.000.000 erreicht? Sie planen bereits 100.000.000.000 für die nicht allzu ferne Zukunft. Viele neue Urbmons sind zu errichten, um die hinzukommenden Milliarden unterzubringen. Dabei bleibt noch immer genug Land übrig. Und außerdem können Plattformen auf dem Meer errichtet werden.
    Gegen den nördlichen Horizont stellt er sich den Schein der Gemeinde-Lagerfeuer vor. Wie das Aufblitzen von Diamanten im Sonnenlicht. Die Farmer tanzen. Ihre grotesken Riten. Bringen Fruchtbarkeit über ihre Felder. Gott segne! Es steht alles zum besten. Siegmund lächelt. Er streckt seine Arme aus. Wenn er nur die Sterne umarmen könnte, dann würde er vielleicht Gott finden. Er geht zum äußersten Rand der Landeplattform. Ein Geländer und ein Kraftfeld beschützen ihn gegen die Windböen, die ihn tödlich umherschleudern könnten. Es ist sehr windig hier oben. Schließlich drei Kilometer hoch. Eine Nadel, die in Gottes Auge stößt. Wenn er nur zum Himmel emporfliegen könnte. Und im Schweben hinabsehen, Chipitts unter sich sehen, die Reihe der Türme, das sie umgebende Farmland, dieses wundervolle urbane Muster der Vertikalität neben dem wundervollen ländlichen Muster der Horizontalität. Wie schön diese Welt heute nacht ist. Siegmund wirft den Kopf zurück. Seine Augen glänzen. Und da ist Gott. Der Gottesmann hatte recht. Da! Da! Warte, ich komme zu dir. Siegmund steigt auf das Geländer. Zögert ein wenig. Heftige Winde greifen nach ihm, schleudern ihn hin und her. Er ist bereits über das schützende Kraftfeld hinaus. Es kommt ihm fast so vor, als würde das ganze Gebäude schwanken. Er denkt an die ungeheuren Hitzemengen, die von den Körpern von 888.904 menschlichen Lebewesen unter diesem einen Dach ausgehen. Denkt an die Abfallprodukte, die täglich den Schacht hinuntergehen. All diese miteinander verbundenen Leben. Das Schaltbrett. Und über uns wacht Gott. Ich komme! Ich komme! Siegmund beugt seine Knie, sammelt all seine Kraft, füllt seine Lungen mit Luft. Und schwebt mit einem großartigen
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