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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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Heaven’s Eye Lake damit vergiften.«
    »Feige Rattenbande.« Lassiters Miene verfinsterte sich. »Gibt es noch irgendetwas, das man dagegen tun kann?«
    »Nein.« Ewans schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Gegenmittel. Man muss warten, bis sich das Gift so weit verdünnt hat, dass es keinen Schaden mehr anrichten kann.«
    »Verstehe.« Lassiter zog die Augenbrauen zusammen. »Wie sieht es mit dem Girl aus, nach dem ich schon gestern gesucht habe?«
    »Carlotta?«
    »Das ist wohl ihr Name. Habt ihr sie auch vergiftet?«
    »Nun ja, Patricia hat ihr eine Portion von ihrem Devil’s Revenge eingetrichtert.«
    »Und weiter? Besteht noch Hoffnung für das Girl? Oder wird es sterben?«
    »In akuter Lebensgefahr schwebt sie höchstwahrscheinlich nicht unbedingt.« Der zwielichtige Wunderheiler kratzte sich hinter dem Ohr. »Drei bis vier Jahre würde sie noch durchhalten, bevor sie abkratzt. Aber die Zeit bis dahin wäre auch kein Vergnügen. Ohne das Gegenmittel wird sie immer kränker und schwächer werden – bis es dann endgültig vorbei ist.«
    »Es gibt also ein Gegengift?«
    »Ja.«
    »Wo ist es?«
    »Patricia hat es einstecken.« Ewans wies mit dem Daumen auf die blutüberströmte Leiche.
    »Worauf wartest du dann noch? Gib es mir. Sofort.« Lassiter machte eine ungeduldige Bewegung mit seiner Waffe.
    Der falsche Arzt nickte wortlos. Mit schweren Schritten stolperte er zu der Toten, neben der er auf die Knie sackte. Er begann, die Taschen ihres Kleides zu durchsuchen. Patricias Körper war noch warm. Gerade so, als sei sie lediglich eingeschlafen und könne jeden Moment wieder munter werden.
    Ewans spürte einen schmerzhaften Stich in seinem Innern, als ihm klarwurde, dass sich dieser Wunsch niemals erfüllen würde.
    Plötzlich wich die lähmende Trauer einem Gefühl grenzenloser Wut.
    Bereits eine Sekunde später hatte er einen Entschluss gefasst.
    »Hier … das ist Mittel.« Ewans holte das Fläschchen hervor und hielt es Lassiter hin.
    Der wollte danach greifen.
    Genau in diesem Moment riss Ewans mit der freien Hand das Messer aus der Brust der Toten.
    Er schleuderte es Lassiter ohne jede Vorwarnung entgegen.
    Dessen Reflexe waren durch zahllose Abenteuer geschärft wie die eines Raubtieres.
    Er katapultierte sich blitzschnell zur Seite. Es war eine Frage puren Überlebensinstinkts, seinem heimtückischen Gegner keine weitere Chance mehr zu gewähren. Noch im Flug krümmte sich sein Finger am Abzug.
    Das Krachen seines Remingtons übertönte das Zischen des Messers, das nur eine Handbreit von ihm entfernt die Luft durchschnitt.
    Lassiter rollte sich geschickt ab.
    Noch in der Hocke richtete er den Revolver erneut auf den Angreifer aus.
    Doch diese Vorsichtsmaßnahme war völlig überflüssig – denn von Ewans war keine Gegenwehr mehr zu erwarten.
    Er lag mit ausgebreiteten Armen am Boden. Genau in der Mitte seiner Stirn klaffte ein winziges Loch. Seine weit aufgerissenen Augen starrten an einen Punkt irgendwo jenseits des Himmels.
    Lassiter stand auf. »Bestell dem Teufel einen schönen Gruß von mir«, murmelte er, während er den Remington zurück ins Holster gleiten ließ. »Ich bin mir sicher, der hält in seiner Küche schon einen passenden Job für euch parat.« Er nahm dem Toten das Fläschchen aus den Fingern, dann ging er zu der Stelle der Lichtung, wo sein Brauner bereits auf ihn wartete.
    ***
    Seine ovale Form und die Tatsache, dass, wenn sich die Sonne oder der Vollmond darin spiegelten, es aussah, als blicke ein gewaltiges Auge in den Himmel, hatten dem Heaven’s Eye Lake seinen Namen verliehen. Doch für solche Naturbesonderheiten hatten die drei Gestalten, die an diesem Abend an seinem Ufer standen keinen Blick übrig.
    »Wie geht es jetzt weiter?« Bradshaw sah Ripley unschlüssig an.
    »Na, wie schon?« Der zuckte mit den Schultern. »Wir versenken das Zeug.«
    »Gleich hier?«
    »Klar. Die Stelle ist vermutlich egal. Da können wir es doch auch direkt hier erledigen.«
    »Worauf wartest du dann noch?«
    Ripley zögerte noch. Doch dann watete er in den Lake, bis ihm das Wasser bis zu den Oberschenkeln reichte. Erst dann schraubte er die Dose auf. Mit einer entschlossenen Bewegung schleuderte er sie weit von sich. Als der Behälter mit leisem Gurgeln unterging, war der Bandit schon wieder zurück ans Ufer gestürmt.
    »Das war schon alles?« Wynham reckte den Hals, als ob er dadurch in der Dämmerung mehr erkennen könnte. »Sieht eigentlich aus wie immer.«
    »Was hast du denn erwartet?«,
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