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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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es nicht doch einen Grund für ihr merkwürdiges Verhalten gibt. Klar, wegen ihr haben wir nun eine Menge Arbeit am Hals. Aber letztendlich hat sie selbst doch gar nichts davon. Wenn sie die Herde geklaut hätte, um sie dann irgendwo zu verkaufen, wäre das zwar eine Sauerei gewesen, aber ich hätte es sogar noch kapiert. Doch weshalb sie mit den Tieren abgehauen ist, bloß, um sie dann wieder laufenzulassen, verstehe ich einfach nicht.«
    »Kennst du denn überhaupt einen Kerl, der die Frauen versteht?« Cranston winkte ab. »Ich nicht. Wahrscheinlich liegt das einfach in der Natur der Sache, dass die Ladys fast immer die Überraschung auf ihrer Seite haben.«
    »Lass uns besser von was Anderem reden. Mein Bedarf an Überraschungen ist nämlich mehr als gedeckt.« Bailey stellte sich in den Steigbügeln auf. »Wir sollten die Pferde so schnell wie möglich holen. Bevor sich eines von ihnen in dem schlammigen Untergrund ein Bein bricht.«
    »Okay, packen wir’s an.« Cranstons stieß seinem Grauen die Fersen in die Seiten.
    Wasser spritzte nach allen Seiten auf, als die beiden Männer das flache Bachbett durchquerten.
    Die drei Pferde ließen sie dabei für keine Sekunde aus den Augen. Den Tieren schien die Lage, in der sie sich befanden, selbst nicht ganz geheuer zu sein. Die Situation der unvermittelten Freiheit verunsicherte sie. Die sich nähernden Reiter kamen ihnen dagegen vertraut vor. Deshalb blieben sie dicht aneinander gedrängt stehen, anstatt vor ihren herankommenden Besitzern zu fliehen.
    Den zwei Pferdezüchtern fiel es nicht schwer, die kleine Gruppe aus ihrem Schilfversteck zu treiben.
    Cranston war derjenige von ihnen, der weiter unten am Bachlauf eine weitere Entdeckung machte.
    »Sieh dir das an, Gus!« Er zeigte auf einen Schimmel, der dort zwischen zwei Baumgruppen nervös auf und ab trabte.
    »Der Leithengst.«
    »Haargenau.« Cranstons Laune besserte sich schlagartig. »Wenn wir ihn erwischen, werden die restlichen Tiere uns auch keine Schwierigkeiten mehr machen. Los, komm.«
    Der weiße Hengst hatte sie natürlich auch schon längst erspäht. Mit den Hufen auf den Boden stampfend, warf er den Kopf immer wieder vor und zurück. Sein schweißnasses Fell war ein deutlicher Hinweis auf die Anspannung, unter der er stand. Zwei einander widerstrebende Gefühle tobten in seinem Innern. Auf der einen Seite war es der instinktive Freiheitswille, der in ihm dem Wunsch weckte, die Fesseln der Gefangenschaft endgültig abzustreifen. Andererseits gab es aber auch ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Herde, das ihn an der Flucht hinderte. Der Anblick und die bekannte Witterung der Pferdegruppe, die Bailey und Cranston mit sich führten, zogen den Hengst geradezu magisch an.
    Das Pflichtbewusstsein des Schimmels behielt schließlich die Oberhand.
    Als die zwei Pferdezüchter in seine Nähe kamen, beschränkte sich seine Gegenwehr auf ein paar halbherzige Ausbruchversuche. Doch dann schloss er sich den anderen Tieren an, die sich sofort erleichtert um ihn scharten. Das lockte noch weitere Pferde aus dem Waldstück, in dem sie Unterschlupf gesucht hatten.
    So dauerte es nicht lange, bis Baileys und Cranstons neu zusammengetriebene Herde auf ein gutes Dutzend Tiere angewachsen war.
    »Das hat ja geklappt wie am Schnürchen«, stellte Cranston zufrieden fest, während er eine hellbraune Stute daran hinderte, zurück zwischen die Bäume zu entkommen. »Mit denen, die schon auf der Weide jenseits der Hügelkette stehen, sind es vierundzwanzig. Dann fehlen also nur noch drei Tiere. Kein schlechtes Ergebnis, wenn du mich fragst.«
    »Stimmt«, bestätigte Bailey. »Und die werden wir auch noch erwischen, wenn wir die Augen offen halten. Spätestens morgen …« Er verstummte so abrupt, als habe man ihm das Wort im Mund abgeschnitten.
    »Was ist los?«, erkundigte sich sein Begleiter verwundert.
    »Da … auf der anderen Flussseite …« Er wies mit dem Lauf seines Henry-Unterhebelrepetierers zu der Stelle, die ihm aufgefallen war. »Was, um alles in der Welt, ist das?«
    »Da liegt etwas am Boden.« Cranston verengte die Augen zu Schlitzen. »Meine Fresse, ich glaube, das ist ein Mensch. Wer kann …« Er kam nicht mehr dazu seinen Satz zu vollenden, denn sein Begleiter hatte schon nach den Zügeln gegriffen und war mit seinem Braunen losgestürmt.
    Cranston schloss sich ihm an.
    Sie hatten das andere Ufer noch nicht erreicht, da erkannten sie bereits, dass Cranston mit seiner Vermutung ins
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