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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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dich an.«
    Ihre Gebete wurden nur teilweise erhört.
    Der Waldboden wich erneut einer Graslandschaft, als das galoppierende Pferd zwischen den Bäumen hervorbrach. Wasser und Matsch spritzten von den Hufen auf. Dann wieder schien sich der Boden urplötzlich in Nichts aufzulösen, wenn der Schimmel mit einem weiten Sprung über einen Graben oder ein Hindernis setzte.
    Carlotta hatte längst schon jedes Zeitgefühl verloren. Minuten schienen zu Stunden zu werden. Der jungen Frau kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, seit sie die Tiere aus der Koppel gestohlen hatte.
    Allmählich spürte sie, dass ihre Kräfte nachließen.
    War es die pure Anstrengung, sich auf dem Pferderücken festzuklammern, die immer stärker an ihr zehrte? Oder waren es die Auswirkungen des widerwärtigen Tranks, den Patricia ihr verabreicht hatte? Brauchte ihr Körper eine weitere Ration des Gegenmittels, um das Gift auszuspülen, das noch immer durch ihre Adern strömte?
    Carlotta begann zu zittern, als hätte urplötzlich eisiger Frost eingesetzt.
    Trotzdem war ihr gesamter Körper wenige Sekunden später von Schweiß bedeckt.
    Ein schreckliches Schwindelgefühl würgte sie in der Kehle und ließ die Umgebung um sie herum verschwimmen.
    Ihre Finger gruben sich in die Mähne des Hengstes, waren aber zu geschwächt um Halt zu finden.
    Carlotta sank immer tiefer in sich zusammen.
    Ohne etwas dagegen tun zu können, kippte sie langsam aber sicher zur Seite.
    Sie registrierte noch, wie sie endgültig den Halt verlor.
    Der Sturz schien unendlich lange zu dauern. Gerade so, als ob sie sich in einen Vogel verwandelt hätte, der mit ausgebreiteten Schwingen in einen Abgrund unendlicher Schwärze glitt.
    Dass sie bereits einen Atemzug später hart auf dem Boden aufschlug, bekam sie schon nicht mehr mit.
    ***
    »Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, als der Kerl den Wagen kontrollieren wollte.« Ewans, der gerade damit beschäftigt war, ein steingraues Pulver in eine große Blechdose zu füllen, hielt in seiner Tätigkeit inne. »Doch als du die Plane geöffnet hast und Carlotta verschwunden war, hat mich beinahe der Schlag getroffen.«
    »Tja, sieht so aus, als hätten wir das Glück auf unserer Seite gehabt.« Patricia stellte den eisernen Mörser beiseite und lächelte zufrieden. »Das hat uns eine Menge Schwierigkeiten erspart.«
    »Stimmt. Aber ich frage mich trotzdem, was das zu bedeuten hat. Was ist wohl aus ihr geworden?«
    »Schätze, das werden wir schon bald erfahren.« Patricia blieb der fragende Blick nicht verborgen, den ihr ihr Begleiter zuwarf. »Die Kleine hat das Gemüt eines Straßenhundes. Wenn du ihm einmal was zu fressen gegeben hast, kannst du ihm immer wieder in den Hintern treten. Dann wird er sich eine Zeitlang verziehen, aber irgendwann doch wieder zurückkommen. Bei Carlotta ist das nicht anders.« Sie streifte das fleckige Paar Handschuhe ab, das sie immer benutzte, wenn sie mit giftigen Substanzen hantierte. »Erst recht, wenn es ihr schon bald wieder so dreckig geht, dass ihr sämtliche Flausen gründlich vergehen.«
    Der selbsternannte Arzt runzelte die Stirn. »Aber was ist, wenn sie uns nicht mehr wiederfindet?«
    »Auch egal.« Patricia zuckte unbeeindruckt mit den Achseln. »Dann haben wir ein hungriges Maul weniger zu stopfen.«
    Ewans setzte schon zu einer Erwiderung an, wurde aber durch drei Reiter unterbrochen, die in diesem Augenblick auf der Lichtung auftauchten. Der Quacksalber zuckte nervös zusammen, entspannte sich aber wieder, als er in einem davon seinen Verhandlungspartner aus Lowell-Springs wiedererkannte.
    Die drei Neuankömmlinge brachten ihre Pferde grußlos neben dem Wagen zum Stehen.
    »Hast du das Zeug?«, kam Ripley sofort zur Sache.
    »Gerade eben bin ich damit fertig geworden.« Ewans verschloss die Dose mit einem Schraubdeckel.
    »Wie funktioniert dieser Teufelskram?« Bradshaw musterte den Behälter mit misstrauischem Blick.
    »Ganz einfach. Ihr schüttet den gesamten Inhalt der Dose in den See. Mehr braucht ihr nicht zu tun. Das Pulver löst sich von ganz alleine auf und verteilt sich im Wasser. Nach circa einer Stunde würde ich dann keinem mehr raten davon zu trinken.« Der Giftmischer hob die Dose so stolz in die Höhe, als handele es sich dabei um eine Trophäe. »Es sei denn, er hat bereits eine Verabredung zu einer Pokerpartie in der Hölle.«
    »Klingt vielversprechend.« Wynham schob sich mit der Fingerspitze den Stetson in den Nacken. »Wie lange ist das Zeug wirksam?«
    »Das kommt auf
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