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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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ganz im Gegenteil, ich will euch doch nur helfen …«
    Der Schimmel blähte mehrmals die Nüstern, floh aber nicht.
    Carlotta brachte es fertig, bis auf Armeslänge an ihn heranzukommen.
    Sie verweilte mehrere Sekunden regungslos, um noch einmal ihren gesamten Mut zusammenzunehmen.
    Dann schnellte ihr rechter Arm plötzlich nach vorn.
    Ihre Hand krallte sich in der Mähne des Hengstes fest.
    Aus dem Stand heraus katapultierte sie sich auf den Rücken des Tieres.
    Der Schimmel stieg wiehernd auf die Hinterhand. Doch weil Carlotta sich mit ganzer Kraft festklammerte, gelang es ihm nicht die Reiterin abzuwerfen.
    Er bockte noch ein paarmal, dann beschloss der Hengst, seine Taktik zu ändern. Anstatt weiterer Gegenwehr erschien ihm die Flucht nun als die sinnvollere Reaktion auf den Überraschungscoup der nächtlichen Besucherin.
    Mit einem langgezogenen Sprung verfiel er in den gestreckten Galopp.
    Mit einem mörderischen Tempo jagte er aus der provisorischen Koppel.
    Mehrstimmiges Wiehern setzte unter dem Rest der Herde ein. Dann stürmten sämtliche Tiere dem Leithengst hinterher.
    ***
    Das Trampeln der Hufe brachte die Erde zum Erbeben.
    Der Lärm und die Erschütterung ließen auch Bailey erwachen.
    Aus tiefem Schlummer aufgeweckt, benötigte er mehrere Sekunden, um sich zu orientieren.
    »Carlotta?« Er wollte nach dem Girl neben sich greifen – doch seine Hand glitt ins Leere.
    Bailey setzte sich ruckartig auf. Das Feuer war mittlerweile so weit niedergebrannt, dass nur noch ein schwacher Lichtschein davon ausging. Im Strahlen der letzten niedrigen Flammen, die aus dem Holz züngelten, entdeckte er die Bluse und den Rock seiner Liebhaberin – doch von der Besitzerin der Kleidungsstücke war nichts zu sehen.
    »CARLOTTA!«
    Bailey sprang auf die Füße. Immer wieder ihren Namen rufend, drehte er sich einmal um die eigene Achse.
    Am Waldrand war eine Bewegung zu erkennen.
    Aber anstelle der jungen Frau war es Cranston, der wenige Augenblicke später zwischen den Bäumen hervor gestürmt kam.
    »Was ist hier los?«
    »Carlotta ist verschwunden!«, rief ihm Bailey zu. »Als ich aufgewacht bin, was sie nicht mehr da! Hast du eine Ahnung, wo sie steckt?«
    Doch das war längst nicht die größte Sorge seines Kompagnons.
    »Die Pferde!« Cranston zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf die verlassene Koppel. »Sie sind weg! Das verdammte Luder hat sich mit unserer Herde aus dem Staub gemacht!«
    Bailey fuhr herum. »Das … das kann nicht sein.« Er wischte sich mehrmals über die Augen, als könne er so den unglaublichen Anblick wieder vertreiben. »So etwas würde sie niemals tun.«
    Doch in diesem Punkt irrte er sich ganz gewaltig.
    Carlotta jagte auf dem Rücken des Schimmels an der Spitze der Herde davon.
    Allerdings musste sie zu ihrem Entsetzen schon sehr bald feststellen, dass ihr Plan nicht so funktionieren würde, wie sie sich das vorgestellt hatte. Der Hengst, auf den sie sich geschwungen hatte, ließ sich von ihr nicht lenken. Ohne Sattel und Zaumzeug wurde der Ritt zu einem gefährlichen Abenteuer, auf das sie keinerlei Einfluss nehmen konnte. Sie musste ihr gesamtes Geschick aufbringen, um sich mit Armen und Beinen so an Hals und Körper des Tieres festzuklammern, dass sie nicht abgeworfen wurde.
    Der muskelbepackte Schimmel war so kräftig, dass das Gewicht der zierlichen Frau auf seinem Rücken nicht die geringste Behinderung für ihn darstellte. Ohne sich um die Last zu kümmern, preschte er in einem wahren Höllentempo durch die Nacht voran.
    Scharfer Gegenwind schlug Carlotta ins Gesicht und ließ ihre Augen tränen. Dadurch noch zusätzlich in ihrer Sicht behindert, verlor sie in der wolkenverhangenen Nacht schon bald jede Orientierung.
    Das Einzige, was sie noch erkennen konnte, war der Boden, der unter ihr hinweg raste. Der Untergrund, den die rasenden Hufe kaum berührten, änderte sich immer wieder. Aus der anfänglichen Wiese wurde mit Moos und Sträuchern überwuchertes Unterholz. Zweige peitschten Carlotta gegen Gesicht und Oberkörper. Wenn sie sich nicht flach über den Hals des Schimmels geworfen hätte, wäre sie von einem tiefhängenden Ast von seinem Rücken gestreift worden. Doch so kratzte ihr einer der Ableger lediglich über die Schultern, wo er den dünnen Stoff des Unterkleids in Sekundenbruchteilen zerfetzte.
    »Lieber Gott …«, durch das allgegenwärtige Stampfen hindurch klang ihre Stimme dünn wie die eines kleinen Kindes, »… mach, dass das endlich aufhört. Ich flehe
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