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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben
Autoren: Karen Swan
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um Treibholz und das für die Kunst benötigte Licht handelte, stammte hier alles aus der Bootswerft. Der glänzend gebohnerte Boden war aus Teakholz, als Geländer dienten dicke Anlegeseile, und die Rollos bestanden aus robustem Segelleinen, die Kleiderhaken aus bronzenen Schiffsklampen. An den Wänden hingen sepiabraune Ansichten von Schonern aus den Zeiten des Großen Gatsby, die Regale hinter der Bar waren ehemalige Boote, der Länge nach durchgeschnitten und mit eingepassten Brettern, auf denen nun Gläser standen. Die Hälfte der Tische war bereits besetzt, die meisten Stühle hin zu den großen Panoramafenstern gedreht, durch die man einen herrlichen Blick auf den orangeroten Sonnenuntergang über dem schmucken kleinen Hafen hatte.
    Der stämmige Barmann, der gerade beim Gläserpolieren war, hob den Kopf. »Laura«, antwortete er.
    Â»Ziemlich voll heute.«
    Â»Aye. Liegt am neuen Koch. Seine Tagliatelle mit Hummer sind wirklich was Besonderes. Mit frischem Safran und weißem Krabbenfleisch …«
    Laura nickte anerkennend.
    Â»Na, wie wär’s?«
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf, wobei ihr feines Haar ihre Schultern streifte. »Würde ich ja gerne, aber Jack kocht schon was für uns. Ich hab sowieso nicht viel Zeit. Du hast nicht zufällig …«
    Â»Hab sie nicht gesehen«, warf Tom ein, machte eine Flasche Crème de Cassis auf und schenkte etwas davon in zwei Gläser.
    Laura hob eine Augenbraue und legte ihre zusammengefalteten Hände auf die Theke. »Wo hast du sie nicht gesehen?«
    Â»Jedenfalls nicht hinter dieser Säule da.« Er entkorkte eine Flasche vom Haussekt und füllte die Gläser damit auf.
    Laura machte zwei Schritte nach rechts und reckte den Hals. Tatsächlich schaute hinter der Säule ein heftig wippendes, zierliches Fußgelenk hervor, daneben eine Hello-Kitty-Tüte. »Bring uns zwei frische Gläser, sobald du Zeit hast, ja?«
    Â»Mach ich. Oder wollt ihr vielleicht mal das hier probieren? Kir Royal?«
    Laura musterte die rote Flüssigkeit misstrauisch. »Nur, wenn’s aufs Haus geht. Ansonsten das Übliche.«
    Darauf bedacht, niemandem ihre Schultertasche um die Ohren zu schlagen, schlängelte sie sich zwischen den Tischen hindurch. Das wippende Fußgelenk wippte noch heftiger, als würde es spüren, dass sie sich näherte.
    Â»Woher weißt du, dass ich es bin?«, fragte Laura. Sie schaute auf das rosige herzförmige Gesichtchen hinab, das seinerseits zu ihr aufschaute.
    Â»Deine Gummistiefel quietschen.«
    Laura warf einen Blick auf ihre roten Hunter Wellies. Sie glänzten nass. Sie hatte auf dem Rückweg durchs Wasser waten müssen, an einem Stiefel klebte noch ein schlaffes Büschel Seegras.
    Â»Du bist die Einzige, der Tom erlaubt, mit Gummistiefeln hier reinzukommen. Hast wohl mal wieder Überstunden gemacht, was?«
    Â»Daran bist nur du schuld«, entgegnete Laura scharf. Sie stellte ihre Tüte mit der Schuhschachtel ab und ließ sich auf den freien Stuhl plumpsen.
    Fee griff nervös nach ihrem Glas, an dem sie schon seit ihrer Ankunft nuckelte. Sie war froh, dass sie hier in der Öffentlichkeit waren – da würde Laura ja wohl keine Szene machen. Oder ihr an die Gurgel gehen. »Hör zu, Laur, ich weiß, du bist wahrscheinlich ein bisschen sauer und so …«
    Â»Ein bisschen?!«
    Â»Na gut, vielleicht sogar …«
    Â»Stinksauer bin ich!«
    Â»Okay, okay, ich weiß, du bist ein klitzekleines bisschen stinksauer, dass ich den Auftrag ohne dich zu fragen angenommen habe, aber ich hatte nur deine Interessen im Blick, glaub mir.«
    Â»Ach ja? Und das ist deine Aufgabe, was?«
    Â»Als deine Managerin, ja.«
    Â»Meine selbsternannte Managerin. Ich hab dich nie darum gebeten. Und ich kann mir dich auch gar nicht leisten«, rief Laura ihr in Erinnerung.
    Â»Na, jetzt schon!«, sagte Fee mit einem aufmunternden Zwinkern. Keine Reaktion. »He, du weißt doch, dass ich das alles nur aus Liebe mache, oder?«, sagte sie gespielt vorwurfsvoll.
    Laura musterte ihre kecke, immer fröhliche Freundin. Sie war klein, mager und zierlich – rundum petite  –, hatte ein herzförmiges Gesicht, babyblaue Augen und feines, schulterlanges blondes Haar, das ein wenig an Zuckerwatte erinnerte. Kurz und gut, sie war das genaue Gegenteil von Laura. In jeder Beziehung. Fee
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