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Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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aus seinen rötlich unterlaufenen Augen einen Blick auf Steve. Dann legte er den Hörer auf die Gabel zurück.
    „Wer war dran?" fragte Steve.
    „Rate mal!"
    Laß diesen Quatsch. Mit wem hast du gesprochen?"
    „Mit deinen Freunden."
    „Mit meinen Freunden?"
    „Naja, mit einem von ihnen. Er behauptet, du hättest dich abgesetzt. Ich soll dafür sorgen, daß du nicht weiterkommst."
    „Wer hat diesen Blödsinn verzapft?"
    „Jack Miller."
    „Woher willst du wissen, daß es Jack war?"
    „Ich kenn' seine Stimme. Jack ist okay. Er sagt, du hättest den Alten umgelegt, um dir sein Geld unter den Nagel reißen zu können."
    „Und diesen Quatsch glaubst du?"
    „Ich kenne Jack lange genug, um zu wissen, daß er die Wahrheit sagt."
    „Wer ist schon Jack Miller?" fragte Steve Cardon wütend. „Ein ganz kleines Licht! Er haßt mich — und weißt du, warum? Weil Dave mich zu seiner rechten Hand gemacht hat! Miller war und ist eifersüchtig — und jetzt sieht er seine große Chance, nach oben zu kommen. Aber diese Suppe versalze ich ihm!"
    „Jack ist okay", sagte Barnes ruhig.
    „Woher weiß er, daß ich bei dir bin?"
    „Das muß er geahnt haben."
    „Zum Teufel mit Miller! Mit dem rechne ich später ab. Zieh' dich jetzt an, los."
    „Miller spricht auch für die anderen", sagte Barnes ruhig. Seine rechte Hand lag noch immer auf dem Hörer des Telefons. „Sie haben mir verboten, dich wegzulassen."
    „Sie haben dir verboten", begann Steve verblüfft. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch. „Die haben überhaupt nichts zu sagen!" brüllte er. „Jetzt bin ich der Boß!"
    „Wer hat dich dazu ernannt?"
    „Ich hin der einzige, der sich in den Geschäften richtig auskennt! Ich war Daves rechte Hand."
    „Du hast ihn getötet, nicht wahr?"
    „Hör zu, Jimmy — meine Geduld ist bald erschöpft! Schäl' dich endlich aus deinem speckigen Pyjama und zieh die Pilotenkluft an. Es wird Zeit, daß ich nach New York komme und dort zu retten versuche, was noch zu retten ist."
    „Für wen retten? Für dich?"
    Steve zog den Revolver aus der Tasche. Er war jetzt ganz kalt und ruhig. „Und wenn es so wäre?" fragte er. „Das ist meine Sache. Zieh dich an, sonst befördere ich deinen Pyjama zum Leichenhemd!
    Barnes zögerte. Dann wandte er sich um und ging hinaus. Steve Cardon blieb ihm auf den Fersen.
    Barnes betrat das Schlafzimmer. Hier herrschte die gleiche Unordnung wie im Wohnraum. „Saustall!" murmelte Cardon und verzog das Gesicht. „Los, zieh dich an."
    Barnes streifte den Pyjama ab und schlüpfte erst in das Unterzeug und dann in eine Drillichhose. Er zog ein kariertes Hemd an und stopfte es in die Hose. „Was hast du eigentlich vor?" fragte er mit einem Seitenblick auf Steve Cardons Waffe. „ Was versprichst du dir von diesem Auftritt?"
    „Gar nichts", seufzte Cardon. „Ich will nur erreichen, daß du mich hier rausfliegst. Die Gegend ist mir noch zu heiß."
    „Das wird dir wenig nützen. Sie werden dich greifen, und zwar sehr bald."
    „Das laß meine Sorge sein."
    „Ich hasse Verräter."
    „Ich hab' nicht verlangt, daß du mich lieben sollst. Quatsch jetzt keine Opern. Willst du keine Schuhe anziehen?"
    Barnes setzte sich auf den Bettrand und zog Socken und Schuhe an. Er nahm sich Zeit dabei. Dann stand er auf und sagte: „Mir fällt gerade ein, daß ich noch auftanken muß."
    Cardon verkniff die Augen zu schmalen Schlitzen. „Ich warne dich, Jimmy-Boy. Mit dieser Verzögerungstaktik machst du mich nur wütend. Du vergißt, daß ich dich verdammt gut kenne. Du bist ein liederlicher und verwahrloster Junggeselle, aber es gibt eine Sache, die bei dir seit eh und je bestens versorgt wird: das ist deine Maschine. Du hast sie immer startklar. Das weiß ich."
    „Es ist genug Benzin im Tank, um bis Richmond zu kommen. Mehr nicht."
    „Richmond genügt mir, das ist schon fast die Hälfte der Strecke", sagte Cardon. „Okay, bist du fertig? Dann laß uns gehen."
    Barnes zuckte die Schultern und schlurfte mit gesenktem Kopf und mürrischer Miene zur Tür. Dabei mußte er ziemlich dicht an Cardon vorbei. Steve grinste höhnisch, aber das Grinsen verschwand jäh aus seinem Gesicht, als Barnes plötzlich mit einem unerwarteten und zielgenauen Schlag die Waffe aus Cardons Rechter fegte. Der Revolver polterte über dem Boden und schlitterte bis an die Wandseite. Cardon starrte ihr mach, völlig verblüfft, denn er hatte Barnes, den er in Gedanken immer nur den ,Alten' nannte, eine solche Reaktion nicht
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