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Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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,Bahama‘ war eins der älteren Häuser hier in Miama; es galt als sehr seriös. Einen Skandal konnte es sich nicht leisten.
    Noch während der Portier den Hörer auf die Gabel zurücklegte, fiel ihm mit Erleichterung ein, daß die junge Unbekannte ja noch kein Zimmer gemietet hatte; es würde also nicht notwendig sein, sie als Gast des ,Bahama' anzugeben. Einer der Hotelgäste hatte sich neben der Unbekannten auf den Boden gekniet; er drehte das Mädchen vorsichtig zur Seite und prüfte ihren Puls.
    „Ist es schlimm?" fragte einer der Gäste.
    Der kniende Mann antwortete nicht. Sein Gesicht verhieß wenig Gutes.
    „Was ist, Doktor?" erkundigte sich eine aufgeregte Dame. „Lieber Himmel, spannen Sie uns doch nicht auf die Folter!"
    Der Mann kam ächzend auf die Beine. Er war dick und kurzatmig, und die Anstrengung hatte sein Gesicht gerötet.
    „Sie braucht eine Bluttransfusion — und zwar sofort."
    „Wird sie durchkommen?" wollte jemand wissen.
    „Schwer zu sagen", meinte der Arzt und holte ein Taschentuch aus der Hose, um sich damit die Stirn abzutupfen. In diesem Moment hörte man auch schon das Heulen einer Sirene; das Geräusch kam rasch näher, und wenig später erschien der Ambulanzwagen. Ein gleichzeitig mitgekommener Arzt gab den Trägern Anweisungen, wie sie die Unbekannte auf die Bahre zu legen hatten. Noch ehe die Träger und der Arzt losmarschierten, erschien unter Führung von Detektivleutnant Hammer die Polizei.
    „Hatte sie nichts bei sich — eine Tasche, meine ich?" fragte er zuerst.
    Die Gäste sahen einander ratlos an. „Nein, ich glaube nicht", sagte jemand, während ein anderer meinte: „Ganz bestimmt — eine cognacbraune Handtasche!"
    „Hier ist sie!" rief in diesem Moment ein Mann aufgeregt aus. „Sie muß ihr bei dem Sturz aus der Hand gefallen und unter den Sessel gerutscht sein." Er überreichte Leutnant Hammer eine mittelgroße Handtasche aus weichem, gutem Leder.
    „Ich erwarte Sie im Hospital, Leutnant", rief der Arzt vom Eingang her und verschwand mit den Trägern und der Verletzten nach draußen.
    „Wer hat den Vorfall beobachtet?" fragte Hammer und blickte in die Runde. Alles rief und sprach durcheinander.
    Hammer wandte sich an einen seiner Assistenten. „Nehmen Sie mit Ihren Leuten alles zu Protokoll, Jerry. Ich unterhalte mich inzwischen mit dem Portier."
    In diesem Moment kamen zwei verschwitzte, keuchende Männer durch die Drehtür zurück. „Wir haben ihn nicht gekriegt", sagte der größere von beiden. „Er hatte gleich an der Ecke einen Wagen stehen, mit laufendem Motor."
    „Was war das für ein Wagen?" fragte Hammer.
    „Ein Pontiac, Baujahr 61, Limousine, moosgrün", antwortete der andere Mann und wischte sich mit dem Ellbogen den Schweiß von der Stirn. „Die Nummer konnten wir noch erkennen. Wir haben sie uns aufgeschrieben. Hier ist sie. Es ist eine New Yorker Nummer."
    „Pontiac 61, moosgrün, aus New York?" fragte einer der Hotelgäste aufgeregt. „Das hört sich fast so an, als sei es meiner." Er nannte eine Nummer. Hammer schüttelte den Kopf. „Nein, die Nummer lautet anders." Er blickte die beiden Männer an, die die Verfolgung aufgenommen hatten. „Wie sah der Täter aus?"
    „Im Laufen verlor er seinen Hut und hob ihn sofort wieder auf", berichtete der größere von beiden. „Er war dunkelblond —"
    „Mittelblond", unterbrach der andere.
    „Na ja — jedenfalls nicht hellblond", sagte der größere verärgert. „Wir sahen ihn ja nur von hinten, er hatte ziemlich dichtes Haar, sehr weich, und er trug es zur Seite gekämmt und gescheitelt. Er war verdammt schnell auf den Beinen und knöpfte uns glatt zwanzig Meter ab, als wir ihm nachjagten; ich möchte wetten, daß er nicht viel älter als fünfundzwanzig ist."
    „Hat er versucht, die Waffe wegzuwerfen?" fragte der Leutnant.
    Die beiden Männer blickten einander an, dann sagte der kleinere: „Er hatte nichts in den Händen, als wir ihn verfolgten. Wahrscheinlich hat er die Waffe sofort nach der Tat in die Tasche zurückgeschoben."
    „Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihren selbstlosen Einsatz", meinte Hammer und wandte sich an den Portier. „Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?"
    „Selbstverständlich, Sir — gleich hinter der Rezeption liegt mein Office."
    Das kleine Büro der Rezeption war ebenfalls mit einer Klimaanlage ausgerüstet. Leutnant Hammer nahm seinen Hut ab und wischte sich mit einem Taschentuch das lederne Schweißband trocken. Dann hing er den Hut über
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