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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
Autoren: Aufbau
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zurück.«
    »Schwester Marga gebe ich einen Freibrief, in unserem Königreich zu bleiben«, erklärte Colgú. »Entweder hier oder in Imleach. Einen Menschen mit ihrer Gabe brauchen wir sowohl in Cashel als auch in Imleach; sie beherrscht die Schreibkunst, ist in der Lage, Abschriften zu machen und Übersetzungen anzufertigen. Wir haben genügend echte Bücher zu bearbeiten und brauchen uns nicht mit Fälschungen abzugeben. Bis sie für sich entschieden hat, wo sie ihre Zukunft sieht, kann sie sicher bei Della unten in der Stadt bleiben.«
    »Aber was wird mit Drón und Sétach? Hat sich Blathmacschon geäußert, was er mit ihnen und Cill Ria zu tun gedenkt? Ich an seiner Stelle würde dafür Sorge tragen, daß das Kloster aufgelöst wird und seine Mitglieder auf fromme Häuser aufgeteilt werden, wo Furcht und Bestrafung nicht Bestandteil der Regeln und des Glaubens sind.«
    »Deinem Vorschlag entsprechend, wird Blathmac sie mit nach Ulaidh nehmen, zu Ségéne von Ard Macha und ihm reinen Wein einschenken. Ich könnte mir vorstellen, daß Blathmac dem Nachfolger des heiligen Patrick nahelegen wird, bei der Auswahl seiner Sendboten mehr Sorgfalt walten zu lassen, ehe er sie losschickt, Ard Machas moralisches Recht als oberste Kirche der fünf Königreiche geltend zu machen.«
    »Ich glaube nicht, daß Ard Macha noch zu unseren Lebzeiten dieses Begehren wird durchsetzen können«, sagte Fidelma.
    »Da wir gerade von Schwester Sétach gesprochen haben: Du hast mir nie genau erklärt, was sie eigentlich bei Dúnchad Muirisci im Zimmer wollte, als du und Eadulf ihn dort aufsuchtet.«
    »Genau das, was sie uns gesagt hatte. Sie war in Dróns Auftrag zu ihm gegangen. Der hatte sich schon als neuer Abt von Cill Ria gesehen und wollte eine Art Waffenstillstand zwischen Connacht und dem Kloster aushandeln. Manchmal gibt es für die größten Verdachtsmomente eine einfache Erklärung, selbst Verdächtige sprechen manchmal die Wahrheit.«
    Eine Weile schwiegen die Geschwister, bis Fidelma fragte: »Ich darf doch annehmen, daß Bruder Berrihert und seinen Brüdern weiterhin gestattet ist, im Eatharlaí-Tal zu bleiben?«
    »Miach hat ihnen die Zusicherung gegeben. Wenn sie es wünschen, können sie dort bis ans Ende ihrer Tage ein friedlichesLeben führen.« Ein vergnügtes Lächeln ging über sein Gesicht. »Das Wort ›Leben‹ erinnert mich an etwas. Ich finde, wir sollten endlich an
dein
Leben denken, Fidelma, und das, ehe hier alle auseinanderlaufen. Noch haben wir ehrwürdige Gäste, die auf ein Fest warten.«
    Sie errötete leicht. »Ich hatte es nicht vergessen. Ich glaube, du kannst jetzt die Vorbereitungen zügig vorantreiben und für morgen früh zur Trauung laden. Ich ziehe mich derweil zurück, Eadulf und ich müssen uns für den großen Tag rüsten.«
     
    Eadulf war in keinem der Zimmer, als Fidelma zurückkehrte. Sie fand nur Muirgen mit Alchú vor. Sie beschäftigte sich eine Weile mit dem Kleinen, dann nahm ihn wieder die Amme. Etwas Ruhe hätte ihr gut getan. Nicht in der besten Stimmung, schlenderte sie zum Fenster und schaute hinunter auf den Hof. In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Eadulf stürzte aufgeregt herein.
    »Hast du schon gehört? Abt Augaire ist geflohen, offenbar Richtung Süden. Ich habe gerade mit Caol gesprochen. Doch niemand macht Anstalten, ihm hinterherzureiten.«
    Sie verharrte am Fenster, drehte sich aber zu ihm um. »Ich glaube, über Augaire braucht sich niemand den Kopf zu zerbrechen.« Die Gelassenheit, mit der sie das sagte, brachte Eadulf auf.
    »Denkst du nicht, daß er Bestrafung verdient?«
    »In unserer Rechtsprechung geht es weniger um Bestrafung als vielmehr um Wiedergutmachung für die Opfer und Rehabilitation für den Täter. Du müßtest das inzwischen wissen, Eadulf.«
    »Ja, schon, aber …«
    »Ultán und Muirchertach hätten für ihre Schandtaten vielfrüher zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Ihre Nemesis ist Augaire gewesen. Niemand bedauert ihren Tod, und niemand wird darüber lamentieren, daß Augaire geflüchtet ist, um wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden, das ihm nicht mehr vergönnt war, seit er mit ansehen mußte, wie sich das arme Mädchen das Leben nahm. Er hat schlimm genug gelitten.«
    »Wie kann ein Mann für jemand, den er überhaupt nicht kennt, derart leidenschaftliche Gefühle empfinden?« Eadulfs Vorstellungskraft reichte dafür nicht aus. »Du hast doch selbst gesagt, er hat sie nur einmal gesehen, wie sie vorbeiging, und
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