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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
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Lavendel gewiß gern aufklären. Schwester Sétach war diejenige, die dich zum Schweigen bringen wollte. Sie und Drón waren versessen darauf, Marga nach Cill Ria zurückzuschaffen.«
    »Weshalb?« forschte Brehon Barrán.
    »Das habe ich Bruder Drón auch gefragt. Er kam mit der schwachen Rechtfertigung, daß sie nach den Pönitenzvorschriften, wie sie in der Abtei Cill Ria gelten, bestraft werden müßte; die würden härtere Strafmaßnamen erlauben als unser Gesetz. Hätte Blathmac aber von Fergus Fanat erfahren, daß seiner Meinung nach Marga die Morde begangen hatte, wäre ihr Plan zunichte geworden.
    In ihrer Verzweiflung vertraute Marga Sétach an, was Fergus Fanat vorhatte, und floh. Sétach hatte nichts Eiligeres zu tun, als Bruder Drón zu informieren, und der jagte Marga hinterher. Nur wurde er dieses Mal von Ordwulf in den Hinterhalt gelockt. Fergus Fanat daran zu hindern, seine Geschichte Blathmac vorzutragen, blieb Sétach überlassen. Fergus wiederum hielt fälschlicherweise Marga für seine Angreiferin, wie er sie fälschlicherweise der Mordtaten beschuldigte. Auch Drón und Sétach irrten sich, als sie glaubten, Marga hätte Ultán und Muirchertach getötet.«
    »Ein reichlich verworrenes Knäuel von Widersprüchen«, stellte Brehon Barrán fest. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, wollte Bruder Drón Marga nur nach Cill Ria zurückschaffen, um sie härteren Strafen unterziehen zu können, und allein deswegen verschwieg er, daß er Marga für schuldig hielt, die Morde begangen zu haben. Ich erachte das für ein äußerst schwaches Motiv.«
    »Ich habe ja vorhin schon gesagt, daß ich das nicht anders sehe. Und doch gab es mir Rätsel genug auf, fast hätte es mich davon abgehalten, dem wahren Mörder auf die Spur zu kommen.«
    »Inwiefern?«
    Fidelma drehte sich zu Schwester Sétach um, die leise vor sich hin schluchzte. »Eadulf fand die Antwort, vielleicht sogarunbewußt. Drón hatte Schwester Sétach angewiesen, nach Ultáns Ermordung in dessen Gemach zu gehen, um irgend etwas Spezielles zu holen. Als Eadulf und ich sie dort überraschten, behauptete sie, seine persönlichen Dinge an sich nehmen zu wollen, um sie als heilige Reliquien nach Cill Ria zu bringen. In Wirklichkeit war sie auf die Pergamente in seiner Truhe aus. Es ging um Ultáns Aufzeichnungen von seiner Mission, die Äbte der fünf Königreiche zu drängen, Ard Macha als oberste Kirche anzuerkennen.«
    Ein verzweifeltes Aufstöhnen kam aus Bruder Dróns Richtung.
    »Unter den Dokumenten befand sich die Handschrift eines Werkes in Latein – das ›Liber Angeli‹ –, das von einer wundersamen Erscheinung berichtet, die dem heiligen Patrick gekommen war. Ein Engel hatte ihm verkündet, Ard Macha solle die Vorherrschaftüber die Kirchen und Klöster aller fünf Königreiche haben. Das Buch leistete gute Dienste, denn es wurde bei den Disputationen mit den Äbten und Bischöfen herangezogen, und, wie bekannt, gelang es bei einigen, sie zur Anerkennung der Ansprüche von Ard Macha zu bewegen.«
    Jetzt galt Fidelmas Blick Abt Ségdae von Imleach. »Sag Brehon Barrán, was du, ehe wir die Halle hier betraten, mir erzählt hast.«
    Abt Ségdae erhob sich. »Das ist rasch getan. Als Ultán und Drón nach Imleach kamen, um ihre Ansprüche geltend zu machen, versuchten sie, das Buch des Engels, das ›Liber Angeli‹, zu nutzen, um mich zur Anerkennung der Vorherrschaft von Ard Macha zu überreden. Aber ich bin vor vielen Jahren auf einer Wallfahrt in Ard Macha gewesen, und zu der Zeit war das Buch nicht bekannt. Bruder Madagan, mein Verwalter, und ich lehnten es ab, sich mit dessen Hilfe umstimmen zu lassen.«
    »Es war das einzig Richtige, das ihr tun konntet«, bestätigte Fidelma. »Der Beweis, daß dieses Buch eine Fälschung war, ging aus den Pergamenten in Abt Ultáns Truhe hervor, an denen Drón so ungemein viel lag. Dieses ›Liber Angeli‹ ist erst vor kurzem geschrieben worden. Als Abt Ségdae in Ard Macha war, gab es weder diese Handschrift noch irgendwelche mündlichen Überlieferungen von Erscheinungen aus der himmlischen Welt. Das Buch ist eine Sammlung von Behauptungen und Begründungen verschiedener Kirchenmänner aus dem Norden, die sich zusammengetan haben, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, Ard Macha als Mutterkirche in unseren Königreichen anzuerkennen. Schwester Marga war die Schreiberin, die unter Abt Ultáns Anleitung die Texte zusammenstellen mußte.«
    Der Oberste Richter wandte sich an das Mädchen.
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