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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
Autoren: Aufbau
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gehen. Unverrichteter Dinge machte er sich auf den Rückweg und wurde noch auf der Insel Zeuge, wie Ordwulfs Frau, die Mutter der drei Söhne hier – Berrihert, Pecanum und Naovan – den alten Göttern, denen sie und ihr Mann trotz der Bekehrung ihrer Söhne weiterhin anhingen, Opfergaben darbrachte. Ultán ließ die wehrlose alte Frau geißeln und zu Tode peitschen. Entsprechend der Lehre des Neuen Glaubens versuchten die Söhne Ultán zu vergeben und kamen hierher in den Süden. Als aber Ordwulf erfuhr, daß Ultán und Drón hier waren, fand sein Glaube an Blutrache neue Nahrung und ließ dem alten Krieger keine Ruhe.«
    »Er hat es aber nicht getan!« rief Bruder Berrihert erneut dazwischen.
    In aller Ruhe ging Fidelma auf ihn ein.
    »Ich habe nicht gesagt, daß er es getan hat. Er wollte es tun, wie du selbst zugegeben hast, aber es bot sich ihm keine Gelegenheit. In der besagten Nacht fand er keinen Zugang zur Burg, und als ihm der am nächsten Morgen gelang, mußte er feststellen, daß die Tat bereits jemand anders begangen hatte.So und nicht anders hat er es Eadulf erzählt. Trotzdem sann er darauf, Drón zu töten. Er lockte ihn an eine bestimmte Stelle nicht weit von hier, um ihn dort zu erschlagen, die Blutrache zu vollziehen. Doch sein altersschwacher Körper ließ ihn im Stich, und wie ihr seht, ist Drón am Leben, während Ordwulf mit seinen Göttern schwelgt.« Bei ihren letzten Worten hatte sie wie zum Beweis auf Bruder Drón gewiesen, der zwischen den beiden Kriegern Dego und Enda saß.
    »Ordwulf steht demnach unter keinerlei Verdacht, Abt Ultán ermordet zu haben?« vergewisserte sich Brehon Barrán.
    »Selbst wenn es ihm gelungen wäre, in der besagten Nacht in die Burg einzudringen, hätte ich ihn von jedem Verdacht freisprechen müssen, weil die Morde an Muirchertach Nár und Ultán untrennbar miteinander verbunden sind. Ordwulf hatte keine Möglichkeit, weder den einen noch den anderen zu töten. Als der König von Connacht ermordet wurde, stand Ordwulf am Patrick-Brunnen, und das ist in fast entgegengesetzter Richtung, und wartete vergeblich auf Drón. Da hatte er das erste Mal versucht, ihn auf eine falsche Fährte zu locken, aber Drón war zu der Zeit hinter Schwester Marga her, die mit auf der Jagd war.«
    Brehon Barrán begann, ungeduldig zu werden.
    »Ordwulf entfällt also. Erhebst du Anklage gegen seine Söhne? Sie könnten genausogut aus Blutrache handeln.«
    »Das beträfe nur Ultán und Drón, nicht aber Muirchertach Nár. Für sie gab es keinen Beweggrund, den König von Connacht zu töten.« Fidelma legte eine kurze Pause ein. »Aber vielleicht darf ich auf Bruder Drón zurückkommen, denn seine Beweggründe und Verhaltensweise in der Nacht, in der Abt Ultán starb, sind von entscheidender Bedeutung.«
    »Bruder Drón?« Blathmac war plötzlich auf den Beinen.»Wenn er Ultán umgebracht hat, wäre das logisch. Er würde sein Nachfolger als Abt sein, und ehrgeizig genug ist er. Das macht Sinn.«
    Das forderte Bruder Drón heraus, und er ließ sich nur schwer von Dego und Enda bändigen.
    »So also läuft die Sache! Für euch steht schon alles fest, ihr wollt nur euer Gewissen beruhigen. Ich weigere mich, von solchen wie euch gerichtet zu werden. Ich bin ein geweihter Priester und über mein Tun und Lassen gebe ich niemand anderem Rechenschaft als meinem Gott. Dieses Gericht hier erkenne ich nicht an.«
    »Setz dich, Drón!« gebot der Oberste Richter. »Du wirst dich ans Gesetz halten und es achten.«
    Bruder Drón ließ das ungerührt. Mit schriller Stimme wütete er weiter. »Hütet euch, die ihr euch Könige nennt oder die ihr ihnen hörig seid. Zwei Mächte regieren diese Welt – die heilige Macht der Priesterschaft und die Macht der Könige. Von diesen beiden hat die Macht der Priester das größere Gewicht, und die der Könige hat sich ihr unterzuordnen. Es ist der Priester, der vor dem Gottesgericht Rechenschaft über die Taten der Könige ablegt. Der Priester steht über dem König, denn der Priester verwendet sich bei Gott für die Könige. Hütet euch also, mich richten zu wollen, damit ich nicht euch richte.«
    Zorn und Fanatismus entstellten seine Züge, und er mäßigte sich nicht, als er sich jetzt Fidelma zuwandte. »Und auch du nimm dich in acht, Weib! Deine Tage des Herrschens über die Männer sind gezählt. Ich erinnere nur an die Worte von Timotheus und Titus. ›Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei,
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