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Ein ganz besonderer Sommer

Ein ganz besonderer Sommer

Titel: Ein ganz besonderer Sommer
Autoren: Tina Caspari
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würde mir nichts ausmachen. Solange es den Pferden gut geht. Aber jetzt. . .“ Wieder schluchzte Agnieszka auf. „Vier Wochen haben wir Zeit, die größten Schulden zu begleichen. Sonst geht der Betrieb in Konkurs. Dann muss alles verkauft werden, was auch nur ein bisschen Geld einbringt. Das bedeutet, dass als Erstes die Pferde wegmüssen, die ohnehin Kosten verursachen. Und wenn wir keine Käufer finden, naja , du weißt ja, was dann passiert.“
    „Endstation Schlachthof“, murmelte Bille niedergeschlagen. Doch dann richtete sie sich energisch auf. „Das wird nicht passieren, Agnieszka, darauf kannst du dich verlassen! Das werden wir verhindern!“ Sie erschrak ein bisschen vor diesem großartigen Versprechen. Wie sollte sie das anstellen? Mit Geld konnte sie nicht helfen. Aber wie sonst?
    Ein heftiger Donnerschlag ließ die beiden Mädchen zusammenfahren. Das Gewitter war ganz nah. Hastig schlossen sie Fenster und Stalltür und bemühten sich, die erschreckten Pferde zu beruhigen. Das lenkte sie fürs Erste von ihren Sorgen ab. Draußen bogen sich Bäume und Sträucher unter dem plötzlich einsetzenden Sturm. In Sekunden folgte Blitz auf Blitz, begleitet von ohrenbetäubendem Donner. Sintflutartig setzte der Regen ein, gemischt mit Hagelkörnern, die hart gegen die Scheiben prasselten.
    Mit dem Beginn des Regens entfernten sich Blitz und Donner, die Pferde wurden ruhiger. Bille und Agnieszka hockten sich eng nebeneinander auf die Futterkiste und starrten in das Unwetter hinaus. Wie dichte graue Vorhänge peitschte der Sturm die Regenschwaden vor sich her.
    „Das Wetter tut mir gut“, sagte Agnieszka nach einer Weile. „Komisch, nicht wahr? Es passt zu meiner Stimmung.“
    „Ja, aber man könnte auch sagen, es ist ein Symbol: Die Trockenheit verschwindet, die Pflanzen bekommen neue Nahrung, und aller Staub und Schmutz der Vergangenheit wird davongespült “, sagte Bille versonnen. „Die stickige Luft wird fortgewirbelt und macht der frischen Platz.“
    „He! Das klingt ja wie in der Kirche.“ Agnieszka kicherte. „Aber schön!“
    „Na, wenigstens lächelst du wieder“, stellte Bille zufrieden fest. „Und jetzt musst du für eine Weile auf meine Gesellschaft verzichten. Ich habe eine Menge zu tun.“
    Agnieszka schaute die Freundin fragend an. Aber die machte ein Gesicht, als müsste sie wichtige Staatsgeheimnisse hüten. Kein Wort würde sie sagen. Jedenfalls nicht, bevor sie nicht handfeste Vorschläge für die Lösung des anstehenden Problems vorweisen konnte.
    Billes Mutter hatte sich mit einem Buch in ihr gemeinsames Zimmer zurückgezogen, um dort das Gewitter abzuwarten. Für den Spätnachmittag hatte sie sich mit den beiden Mädchen zum Schwimmen verabredet. Bis dahin würde der Regen vermutlich aufgehört haben und das Wasser im See ein wenig abgekühlt sein. Über der Lektüre war sie irgendwann eingeschlafen.
    „Störe ich?“ Bille steckte den Kopf durch den Türspalt und kam leise herein.
    „Aber nein!“ Mutsch richtete sich auf und rieb sich die Augen. „Ich hatte gar nicht vor zu schlafen. Die Schwüle vorhin muss mich so müde gemacht haben.“
    „Der Schlaf tut dir gut. Du hast dich hier wunderbar erholt, Onkel Paul wird staunen! Soll ich dir einen Kaffee ans Bett bringen?“
    „Das hört sich an, als gäbe es etwas Ernsthaftes zu besprechen. Hast du etwas erfahren können?“
    „Und ob. Agnieszka hatte einen Zusammenbruch im Stall, nach dem Besuch dieses grässlichen Bankmenschen. Es herrscht tatsächlich höchste Alarmstufe. Sie sind so hoch verschuldet, dass die Bank droht, das Hotel versteigern zu lassen. Als Erstes müssen die Pferde weg.“
    „Oh verdammt!“, rutschte es Mutsch heraus. „Erzähl, was genau ist los?“
    Bille berichtete in allen Einzelheiten, was sie von Agnieszka erfahren hatte. „Tja - und was machen wir nun?“, fragte sie anschließend mit einem ratlosen Schulterzucken.
    Mutsch richtete sich energisch auf. „Na, was schon! Telefonieren natürlich. Du rufst Simon und Tiedjen an. Ich rede mit Paul. Vielleicht hat einer von ihnen eine Idee.“
    „Denkst du an etwas Bestimmtes?“
    „Das liegt doch auf der Hand! Die Pferde müssen verkauft werden. Vielleicht gibt es bei uns Möglichkeiten, sie zu kaufen. Dann wissen die Orsowskis wenigstens, dass sie in gute Händen kommen und verlieren nicht den Kontakt zu ihnen. Darüber hinaus müssen wir überlegen, wie wir dem Hotel zu mehr Gästen verhelfen können. Über geschickte Werbung, über
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