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Ein ganz besonderer Sommer

Ein ganz besonderer Sommer

Titel: Ein ganz besonderer Sommer
Autoren: Tina Caspari
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Teddybär an seinem Platz geblieben, ohne sich zu rühren. Obwohl seine Zirkusvergangenheit nun schon lange zurücklag, wusste er jubelndes Publikum immer noch zu schätzen. Und Panja tat, was ihr Freund Zottel tat, sie hob nur einmal beunruhigt schnaubend den Kopf.
    Doch jetzt geschah etwas, das weder Panja noch die anderen je erlebt hatten und das ihnen augenblicklich die Fassung raubte. Nachdem die Gefeierten auf der Treppe den Applaus dankend entgegengenommen hatten und sich nun, wiederum angeführt von Direktor Hütter , anschickten, durch das Spalier der Reiter zu schreiten, schien Karl-Anton der richtige Augenblick für seinen Ehrensalut gekommen zu sein.
    Eine Serie von Böllerschüssen erschütterte die Luft mit solcher Gewalt, dass Panja vor Entsetzen kerzengerade stieg. Lena hing an ihrem Hals und klammerte sich an die Girlande, die damit auch Mini aus dem Sattel riss. Zottel erschrak. Augenblicklich drängte es ihn zu seiner Freundin Panja, um in der Gefahr mit ihr vereint zu sein. Ohne Rücksicht auf ihre Reiter strebten die beiden zueinander hin. Mini sprang ab, um Lena aufzufangen und zog sie aus der Gefahrenzone, ungeachtet des Blumengebindes, das irgendwo im Zaumzeug der Ponys hängen blieb. Das war ein unangenehmes Gefühl und förderte deren Verwirrung noch. In der Hast klemmten Zottel und Panja Direktor Hütter und Ignaz den Schrecklichen zwischen sich ein. Dabei drehten sie sich, einen Ausweg suchend, so wild umeinander, dass die beiden Männer von der Girlande wie von einem Lasso gefesselt zu Boden gingen und - den zwei Hälften eines Big Macs mit Salat nicht unähnlich - aufeinander lagen. Die anderen Pferde mit ihren um ihr Gleichgewicht ringenden Reitern bildeten ein unentwirrbares Durcheinander von wankenden Fähnchen, Halt suchenden Armen und Beinen, roten oder blassen Gesichtern, kreiselnden, hüpfenden Pferdeleibern und stampfenden Hufen.
    Fassungslos vor Staunen tauchte zwischen den Büschen das Gesicht von Karl-Anton auf. Er brauchte eine Weile, ehe ihm klar wurde, dass er die Ursache für dieses Schauspiel geliefert hatte. Dann griff er beherzt zu und half Lehrern und Schülern, wieder Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
    Freiwillig oder unfreiwillig war die Ehrengarde aus dem Sattel gestiegen, wobei von Absitzen bei vielen nur im weitesten Sinne des Wortes gesprochen werden konnte. Um diese Blamage schnell vergessen zu machen, fiel man nun mit Gratulationen und guten Wünschen den Gefeierten um den Hals.
    Verletzt hatte sich zum Glück niemand, und als Ignaz der Schreckliche, sich den Sand von den Hosen klopfend, in dröhnendes Lachen ausbrach und rief: „Na, die Show macht euch so leicht keiner nach! Filmreif! Hoffentlich hat das einer fotografiert!“, stimmten alle erleichtert in das Gelächter ein.
    Einer hatte in dem Tumult tatsächlich eisern die Nerven behalten: Erik, der seine Videokamera nicht eine Sekunde abgesetzt und die gesamte Szene aufgenommen hatte. Sie würde sicher den Höhepunkt seines Films über die Abiturfeier bilden.
    „Nur gut, dass wir zu unserem Auftritt keine auswärtigen Gäste eingeladen haben“, murmelte Florian und schielte zu Niko hinüber.
    „Das kannst du laut sagen. Bei denen wäre das Schauspiel sicher nicht gerade die ideale Werbung für das Reiterinternat Groß-Willmsdorf gewesen. So eine Blamage! Dass ihr aber auch gleich so verrückt spielen musstet !“, schalt sie ihren Wallach Sylvester.
    Bille, die ihren Arm beruhigend um Zottels Hals gelegt hatte, tröstete die beiden. „Das finde ich überhaupt nicht, ehrlich! Keiner ist durchgegangen, fast alle von euch haben ihre Pferde ganz schnell wieder unter Kontrolle gehabt. Karl-Anton hat es zwar gut gemeint, aber trotzdem war dieser Knall für unsere Rösser eine echte Zumutung. Schuss-Sicherheit wird heute schließlich von keinem Pferd mehr verlangt und eingeübt.“
    „Ich habe ja daran gedacht, das vorher auszuprobieren.“ Karl-Anton war zu ihnen getreten, er sah ziemlich mitgenommen aus. „Aber das hätte man doch meilenweit gehört. Es wäre keine Überraschung mehr gewesen.“ Florian lachte. „Na, die Überraschung hat vermutlich deine kühnsten Erwartungen übertroffen! Damit wirst du in die Geschichte des Internats Groß-Willmsdorf eingehen, mein Lieber. Und nun kommt, ich hab Hunger. Und unsere Pferde haben sich nach diesem Schreck ein bisschen entspannten Koppelgang verdient.“
    „Genau.“ Niko übergab ihrem Freund die Zügel ihres Wallachs. „Du versorgst die beiden, ich
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