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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen
Autoren: Magnus Montelius
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richtig zu fassen bekamen. Seine bissigen Formulierungen über den laxen Umgang der Naturschutzbehörde mit dem Problem der Wölfe sprachen die Redaktion von Jagd und Hund sehr an, und die Chefredakteurin von Schöner leben in den Schären kam nicht umhin, sich davon beeindruckt zu zeigen, dass er alles über jedes Bootshaus und jede Bucht auf ihrer geliebten Insel Gräsö zu wissen schien. Sie hätte ihn gerne gebeten, etwas zu diesem Thema zu schreiben, wenn sie nicht vor einer Reihe von Jahren bereits selbst einen ganz ähnlichen Artikel veröffentlicht hätte.
    Aus einer strikt finanziellen Perspektive betrachtet, wie Meijtens sie so selten als Maßstab nahm, fiel das Ergebnis seiner Bemühungen eher mager aus. Abgesehen von ein paar schlecht bezahlten Artikeln hier und da, gelang es ihm nur bei Jagd und Hund , eine regelmäßige Zusammenarbeit aufzubauen. Die Zeitschrift könne ihm leider nicht viel zahlen, nicht unter den herrschenden Umständen, entschuldigte sich der Chefredakteur. Zu Hannas Verzweiflung hatte Meijtens die Frage des Honorars als nebensächlich abgetan. Außerdem war für jeden Artikel eine Menge Recherche erforderlich, da Meijtens Hunde immer schon verabscheut und noch nie in seinem Leben ein Gewehr in der Hand gehalten hatte. Im Možels erlangte sein Artikel Der Vorstehhund beinahe Kultstatus, aber es gelang ihm nie, Hanna auseinanderzusetzen, wie viel er eigentlich mit seinen Artikeln verdiente. Er verschleierte die Tatsache, dass er immer öfter Taxi fuhr, indem er behauptete, er habe im Možels gesessen.
    Als seine Lage fast schon unhaltbar geworden war, kam der Anruf aus der Redaktion von 7Plus , einem neuen, unabhängigen Wochenmagazin der großen Tageszeitung, die ihm seinerzeit keinen einzigen seiner Berlinartikel abgekauft und seine diversen Bewerbungsschreiben nie beantwortet hatte. Eine Vertretung, erklärte man. Sechs Monate. Reporter und Mädchen für alles. Ob er interessiert sei? Er hatte schon Ja gesagt, bevor sie überhaupt dazu gekommen waren, sich für das niedrige Gehalt zu entschuldigen. Sie meinten, es sei nur eine kurzzeitige Lücke entstanden, und sie bräuchten jemanden, der in der nächsten Zeit die weniger glamourösen Aufgaben erledigen könne. Eine Verlängerung sei wenig wahrscheinlich, wurde angedeutet, von einer festen Stelle ganz zu schweigen.
    Aber da wussten sie natürlich noch nicht, dass wenige Tage zuvor ein junger Baudezernent in Meijtens’ Taxi gesessen hatte, und auch nicht, was ihm dieser in halb betrunkenem Zustand erzählt hatte. Anfangs hatte er an den Abenden, Wochenenden und in freien Stunden an der Geschichte gearbeitet. Als er zwei interessante Protokolle und einen Beamten gefunden hatte, der bereit war, anonym auszusagen, hatte Bertil Andersson ihm mehr Zeit zur Verfügung gestellt, aber allmählich verlor der stellvertretende Chefredakteur die Geduld. Meijtens wusste, dass es seine einzige Chance auf eine Festanstellung war. Auf ein neues Leben und auf eine Lösung für diese andere Sache, über die Hanna und er nie sprachen.
    Meijtens schaute im Možels erneut auf die Uhr. Es war neun. Nicht einmal Bertil Andersson blieb so lange auf der Arbeit. Er würde die Redaktion für sich alleine und die ganze Nacht zur Verfügung haben, um den Artikel über die Geschäfte der Stadt zu schreiben. Die wahre Geschichte ohne falsche Geständnisse. Er nickte den anderen zu und ging in den Herbstabend hinaus.

4 »Das reicht nicht.«
    Bertil Andersson warf den Artikelentwurf auf den Tisch und rieb sich mit seinen großen Pranken übers Gesicht, als würde er es mit kaltem Wasser waschen. Meijtens hatte die ganze Nacht in der Redaktion verbracht und schaffte es deshalb nicht zu reagieren, bevor der stellvertretende Chefredakteur weitersprach.
    »Du hast schlichtweg keine Belege dafür, dass der Stadtrat in die Sache verwickelt ist. Das Ganze ist sehr clever aufgebaut, aber es reicht nicht. Nicht in meinem Wochenmagazin.«
    Ein Auge halb geschlossen und das andere weit aufgerissen, glotzte er Meijtens misstrauisch an.
    »Was hat dir dieser Sjöhage gestern eigentlich erzählt?«
    Meijtens war natürlich klar gewesen, dass er diese Frage früher oder später würde beantworten müssen. Sein Plan, wenn er überhaupt einen verfolgte, hatte so ausgesehen, Bertil Andersson zunächst mit einem Artikel zu überzeugen, der Schritt für Schritt den wirklichen Sachverhalt enthüllte. Danach würde auch der stellvertretende Chefredakteur einsehen, dass Sjöhages
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