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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen
Autoren: Magnus Montelius
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hier passiert ist?«
    Sven Emanuel wand sich, ohne ihm zu antworten.
    »Wenn ja, sollten Sie mit der Polizei sprechen. Oder mit mir.«
    »Ich mag die Polizei nicht.«
    »Dann können Sie ja mit mir reden.«
    »Ich habe den Schatten gesehen, der zum Rand gegangen ist. Diese Augen. Ich kann sie einfach nicht vergessen.«
    »Sie haben gesehen, als er gefallen ist?«
    »Nein, aber ich habe den Schatten gesehen. Und den anderen auch.«
    Meijtens bewegte sich ein wenig, achtete jedoch darauf, dass sein Schatten im Licht der Straßenlaterne dem Mann keinen Schrecken einjagte. »Aber Sie haben nicht mitbekommen, wie er hinuntergestürzt ist?«
    Sven Emanuel schüttelte den Kopf, und Meijtens gab ihm eine seiner Visitenkarten. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie das eine oder andere bemerken, was die Polizei vielleicht übersieht. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
    Sven Emanuel ließ verwundert den Daumen über das glatte Papier gleiten.
    »Warten Sie, ich gebe Ihnen auch noch meine Privatnummer.«
    Sven Emanuel schien nicht geneigt zu sein, die Visitenkarte wieder abzugeben, weshalb Meijtens eine neue herauszog und seine Nummer in die rechte obere Ecke schrieb. Ihm wurde bewusst, was Hanna davon halten würde, aber es war schon zu spät. Sven Emanuel blickte auf, und ein scheues Lächeln huschte über sein Gesicht, während er die Karten in eine Innentasche stopfte, die er mit einer Sicherheitsnadel verschloss. Seine Bewegungen waren langsam und feierlich, als handelte es sich um echte Wertgegenstände. Er stampfte mit den Füßen auf und begann, warme Luft in seine Hände zu blasen, die schrundig und von kleinen Wunden überzogen waren. Sie sahen furchtbar aus, und Meijtens fiel ein, dass in seiner Tasche ein zweites Paar Handschuhe lag.
    »Möchten Sie die vielleicht haben?«, sagte er und fischte sie heraus.
    Wortlos und mit langsamen Bewegungen zog Sven Emanuel die Handschuhe an und entfernte sich, während er Meijtens einen letzten Blick zuwarf.
    Als Meijtens durch den Torbogen hinausging, tauchte Tilas aus der Dunkelheit auf. In der Hand hielt er eine kleine, durchsichtige Tüte mit einem runden Gegenstand darin, der etwas größer war als eine Münze. Er ließ die Tüte in seine Tasche gleiten. Hatte er auf Meijtens gewartet?
    »Und, haben Sie eine Story gefunden?«
    »Wie Sie schon sagten, es ist nichts für uns.«
    »Warum sind Sie dann hier hochgekommen?«
    Meijtens studierte Tilas’ Gesicht. Seine Stimme klang, als würde es ihn wirklich interessieren.
    »Ich habe die Absperrungen gesehen und wollte einfach mal nachschauen, was los ist.«
    Tilas räusperte sich. »Sie haben nach seiner Identität gefragt.«
    Meijtens wartete.
    »Er trug einen albanischen Pass bei sich.«
    »Seinen eigenen?«
    »Das werden wir morgen sehen, wenn die Gerichtsmediziner ihn ein bisschen aufgehübscht haben.«
    Tilas warf ihm noch einen kurzen Blick zu und entfernte sich. Meijtens drehte nachdenklich die Autoschlüssel in der Hand und beschloss, den Wagen stehen zu lassen und stattdessen zur Folkungagatan hinunterzugehen. Als er sich umblickte, bemerkte er, dass Tilas ihm hinterhersah.

3 »Maestro!«
    Auf einen Schlag war der Schankraum im Možels in Bewegung. Sie halfen ihm aus der Jacke, zogen einen Stuhl heran und bestellten lautstark ein weiteres Bier. Jemand tastete seine Satteltasche ab und erkundigte sich, ob sie Dokumente enthalte, mit denen man die Regierung stürzen könne. Ob er einer ganz heißen Sache auf der Spur sei? Ob sie ihn die großen Artikel schreiben ließen oder ob das Ganze nur ein abgekartetes Spiel sei? Als Meijtens meinte, er könne nur eine Stunde bleiben, tat man das mit einer Handbewegung ab. Als er eine Flasche Mineralwasser bestellte, glaubten sie, er mache einen Witz.
    Die Theke war abgewetzt, und an den Wänden hing Reklame für tschechisches Bier. Im kleinen Speisesaal war das Stimmengewirr gedämpfter, aber im Schankraum war es so laut wie auf einer Party. Er war mitten in eine Diskussion über den neuen kommerziellen Fernsehsender geplatzt, der in London den Sendebetrieb aufgenommen hatte, sie debattierten über das verdummende Programmangebot, das Risiko einer Machtkonzentration in der Medienbranche und wie man wohl einen Fuß in die Tür bekommen könne. Schon bald wandte sich das Gespräch den üblichen Themen zu – man sprach über Geschäftsideen, die man bald verwirklichen würde, über Romane, die fast fertig waren, und über Dokumentarfilme, denen nur noch die
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