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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
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Weltall sei in Zonen unterschiedlicher technischer Möglichkeiten unterteilt – was ich Zonen des Denkens nenne. Dementsprechend wird also in unserer nahen Zukunft die Rechenleistung der Computer auf einem Niveau stehen bleiben, das nicht viel höher als das bereits erreichte liegt. Die Jahrhunderte verstreichen, und es gelingt uns niemals, übermenschlich intelligente Computer zu bauen (und die weitervererbte Software wird so uralt sein, dass ihre Verwendung ins Gebiet der Archäologie fällt). Zivilisationen steigen auf und gehen unter; Raumfahrt – einschließlich interstellarer Reisen im Unterlicht-Bereich – wird möglich. Viele tausend Jahre später reisen einige von unseren Nachkommen so weit, dass sie das große Geheimnis entdecken: dass nämlich in den äußeren Bereichen der Galaxis Überlichtflüge und wirklich hochleistungsfähige Datenverarbeitung möglich sind. Und in der größten Entfernung schließlich kann sogar transzendente Intelligenz existieren.
    Diese Aufspaltung nach dem Grad des technisch Möglichen erlaubt es mir, mir den Pelz zu waschen, ohne nass zu werden. In der Langsamen Zone (wo wir Menschen uns jetzt befinden) kann ich klassische Abenteuer im Unterlichtbereich inszenieren, aber keine Übermenschen auftreten lassen. Im Jenseits erlaube ich Überlichtflüge und interstellare Imperien, aber immer noch keine übermenschlichen Mächte. Nur im Transzens sind solche Mächte möglich. In gewisser Hinsicht nehme ich also die übliche technische Abfolge, wie man sie in der Zeit erwartet, und drehe sie in die Raumdimensionen.
    Es ist interessant, darüber zu spekulieren, was eigentlich die Zonen bewirkt. Sowohl in diesem Roman als auch in den anderen Geschichten, die ich über die Zonen geschrieben habe, gibt es viele Anhaltspunkte. Im Internet habe ich gesehen, dass Science-Fiction-Leser einige andere sehr interessante Erklärungen für die Zonen vorschlagen. Schwebt mir eine spezielle Erklärung vor? (Das Folgende ist inoffiziell – wenn etwas anderes eine bessere Geschichte ergibt, werde ich es mir vielleicht anders überlegen!) Ja, ich habe so etwas wie eine Erklärung. Ich glaube, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, dass vermutlich keine einfache Änderung der Physik die Zonen bewirken könnte. Der Mechanismus der Zonen ähnelt ein wenig einem guten Rechtsanwalt, der sich darauf einstellt, dem Erfindungsreichtum jener vernunftbegabter Wesen entgegenzuwirken, die da glauben, sie könnten übermenschliche Intelligenz erschaffen. Für jeden konkreten Ansatz zur Erschaffung eines Übermenschen kann es in der Langsamen Zone einen ersichtlichen Grund geben, aber in ihrer Gesamtheit passen alle diese Anhaltspunkte zu keiner einfachen Erklärung. Wahrscheinlich sind also die Zonen (wie in diesem Roman einige Absender von Nachrichten ans Bekannte Netz spekulieren) etwas künstlich Geschaffenes, vielleicht das Werk intelligenter Wesen.
    Glaube ich, dass wir wirklich in einem Weltall der Zonen des Denkens leben? Nein! Das ist einfach meine »einzige phantastische Annahme« für diese Folge von Geschichten. Es ist eine Annahme, die es mir erlaubt, die Technologische Singularität in sicherem Abstand von der Handlung dieser Geschichten zu halten. Ich fürchte jedoch, dass ich, wenn ich das Schreiben von Zonen-Geschichten erörtere, mitunter so klinge, als glaubte ich an die Existenz der Zonen. Doch darin äußert sich nur meine Begeisterung für die Konstruktion einer literarischen Fiktion. Wenn man erst einmal eine verrückte Annahme getroffen hat, macht es Spaß, die Konsequenzen zu verfolgen und zu versuchen, Widersprüche in dieser Annahme zu finden.
    Beispielsweise gab es da eine Frage, die ein Leser aufgeworfen hat: »Wenn Zonen des Denkens existieren, wie in diesem Roman beschrieben, würden dann nicht die Folgen dieser Tatsache von den Astronomen des späten 20. Jahrhunderts beobachtet werden?« Ich glaube, die Antwort auf diese Frage lautet »nein«. Eine der unerlässlichen Regeln astronomischer Forschung ist, dass man das Vorliegen von Artefakten nur dann zur Erklärung interstellarer Rätsel in Betracht ziehen darf, wenn partout keine andere Erklärung funktioniert. Und da unsere Astronomie-Theoretiker im Aufstellen plausibler Erklärungen für Himmelsrätsel Geniales leisten, wären sie wohl klug genug, um die Existenz der Zonen niemals zugeben zu müssen.
    Diese Erklärung fand ich tröstlich, doch im Laufe der 90er Jahre wurde mir klar, dass jede intelligente Spezies
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