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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe
Autoren: Gordon Merrick
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Riegel genau in dem Augenblick vor, als er sich auf sie stürzte und so gegen sie hämmerte, daß das ganze Haus bebte. Das ist das Tier in mir, und das habe ich immer bekämpft. Es ist auch in dir, und wir müssen es bekämpfen.«
    Sie starrte vor sich hin. Selbst nachdem sie verstummt war, glaubte Charlie noch ihre Stimme zu hören. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Sein Herz schlug wild. Die Geschichte war so unheimlich und sinnlos wie ein Alptraum. Peter hatte ihm das eingebrockt. Er hätte nie seinen Namen aussprechen dürfen. Er würde es in ihrer Gegenwart nie wieder tun.
    »Ich verstehe nicht«, murmelte er schließlich.
    »Du wirst es noch verstehen.« Ihre Stimme wurde wieder leiser, als fiele ihr das Sprechen schwer. »Meine Mutter war eine lüsterne und böse Frau. Mein Vater war ein Neger.«
    Sie holte tief Atem und schloß die Augen. Sie saßen beide wie versteinert da, während er über ihre Worte nachzudenken versuchte. Er merkte, daß ihm der Mund vor Staunen offenstand, und er schloß ihn und konnte nur mühsam schlucken. Das alles hatte nichts mit ihm zu tun. Doch da saß C.  B., nur ein paar Meter entfernt von ihm, Teil von ihm, das Fundament seines Lebens, gebrandmarkt durch das Wort. Er dachte an ein prächtig eingerichtetes Zimmer in Harlem, an ein dunkles Gesicht, das sich an Peters preßte, an ein Heer von Dienern, Dienerinnen und Kindern, die alle Neger waren. Das Wort verband ihn mit ihnen, aber seine Instinkte wichen angeekelt zurück. Ihm wurde übel, als er merkte, daß sie weitersprechen wollte. Er wollte nichts mehr hören.
    »Ich brauche dir nicht zu sagen, wie ich es erfahren habe«, sagte sie mit matter Stimme. »Meine Mutter war sehr reich. Der Mann, den ich meinen Vater nannte, ließ sich von ihr benutzen, aber das Geheimnis wurde nicht gewahrt. Als ich dahinterkam, war deine Mutter bereits geboren, und es war zu spät. Ich hätte mir fast die Pulsadern geöffnet und das Blut herauslaufen lassen. Nie wieder sollte mich ein Mann anrühren! Dein Großvater starb, weil er diesen Entschluß nicht respektierte.«
    »Du hast ihn getötet?« keuchte Charlie.
    »Wenn du es wissen willst, werde ich es dir erzählen, so wie ich dir immer alles erzählt habe, auch wenn kein anderer lebender Mensch die Wahrheit weiß. Wir fuhren im Buggy nach Hause, wir hatten geschäftlich in dem Dorf zu tun gehabt. Nachdem wir in die Straße, die durch die Pflanzung führte, eingebogen waren, wurde dein Großvater zärtlich. Er hatte wie immer viel getrunken. Als er immer zudringlicher wurde, stieß ich ihn von mir und peitschte das Pferd, damit es schneller lief. Vielleicht habe ich härter zugeschlagen, als ich wollte. Aber vor allem war wohl das Trinken daran schuld. Als das Pferd durchging, fiel dein Großvater nach vorn und aus dem Wagen. Sein Fuß verfing sich irgendwie auf dem Trittbrett des Buggys. Das Pferd war eine ungebärdige Stute namens Miranda. Ich wurde ihrer nicht Herr, obwohl da manche waren, die das kaum glauben konnten. Sie raste nach Hause. Dein Großvater wurde zwei Meilen über die rauhe Straße geschleift. Ich konnte nichts tun, um ihn zu retten. Und da nahm ich mir vor und tue es noch, alles zu tun, um mich vor dem Tier in mir zu schützen. Und das mußt auch du lernen. Deine Mutter hätte nie heiraten dürfen. Sie wußte das, aber sie war eigensinnig, wollte immer ihren Kopf durchsetzen. Durch ein Wunder waren weder du noch dein Bruder sichtbar gezeichnet.«
    Die Heftigkeit ihrer Worte ließ Charlie erschauern, aber das Ausmaß ihrer Enthüllungen begannen ihm langsam klar zu werden.
    Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf, doch stärker als alles andere war seine Neugier. Es lag alles so weit zurück. Es änderte eigentlich nichts. Er war von dem, was sie ihm berichtete, so erschüttert, daß er nicht ganz begreifen konnte, warum sie ihm das alles erzählt hatte. »Hast du Hattie gesagt, ich dürfte keine Kinder haben?« fragte er.
    »Sie hat mir gesagt, sie wolle keine. Ich habe sie gedrängt, es sich nie anders zu überlegen.«
    »Warum? Der Farbe wegen? Was ist mit meinem Bruder?«
    »Er ist deiner Mutter Kind. Sie muß das tun, was sie für richtig hält.«
    »Ich kann nicht verstehen, warum du mir das alles nicht schon früher gesagt hast.«
    »Du hast nichts von deiner Heirat angedeutet. Bis dahin hattest du dich noch nie für ein Mädchen so interessiert. Ich hatte gehofft, du habest über deine niedere Natur gesiegt.«
    »Wie konntest du dann all das
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