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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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— Lieutenant genügt völlig .«
    Ich zog meine Dienstmarke
heraus und hielt sie ihm unter die Nase. Falls er nicht lesen konnte, war ich
bereit, ihm vorzubuchstabieren, was darauf stand, aber der plötzliche
kränkliche Ausdruck auf seinem Gesicht ließ erkennen, daß er ausgezeichnet
lesen konnte.
    »Verdammt !« sagte er mit erstickter Stimme. »Tut mir leid, Lieutenant, ich wußte nicht, daß
Sie... «
    »Wir haben alle unsere
Probleme«, sagte ich mitfühlend. »Sie haben ein abstoßendes Gesicht, und ich
habe mit Dolores Keller zu sprechen .«
    »Selbstverständlich,
selbstverständlich!« Er drehte sich um und winkte mir, zu folgen. »Hier entlang,
Lieutenant.«
    Wir bahnten uns unseren Weg
zwischen den Tischen hindurch, an der Fünfmannband vorbei, die einen
Cha-Cha-Cha spielte, als hegten ihre Mitglieder einen persönlichen Groll gegen
Lateinamerika, gingen durch einen mit einem mit einem Vorhang verdeckten Zugang
und einen Korridor entlang, bis zu den Garderoben. Der Oberkellner blieb vor
der zweiten Tür stehen und klopfte.
    »Wer ist draußen ?« fragte eine weibliche Stimme.
    »Louis«, sagte er. »Hier ist
ein Polizeilieutenant , der Sie sprechen möchte,
Dolores .«
    »Schicken Sie ihn herein«,
sagte die Stimme kalt. »Sie werden doch nicht erwarten, daß ein Polyp Eintritt
wie andere Leute zahlt ?«
    Ich trat in die Garderobe und
machte Louis die Tür vor der Nase zu. Dolores saß an einem Toilettetisch und zog die ausgeprägte Kurve ihrer Unterlippe mit einem kleinen
Lippenstiftpinsel nach. Als sie mit ihrer fachmännisch bewältigten Arbeit
fertig war, drehte sie sich um und sah mich an. Der Morgenrock, der sie von
hinten hatte sittsam erscheinen lassen, klaffte vorn weit auf — und darunter
trug sie dasselbe wie draußen auf dem Plakat. Diesmal war sie nicht nur
lebensgroß, sondern auch lebendig, und die Wirkung war um so größer. Nach einem konzentrierten fünfsekündigen Studium kam ich zu dem Schluß, daß das
Plakat ihr einfach nicht gerecht würde.
    »Ich bin Lieutenant Wheeler«,
sagte ich, »vom Büro des Sheriffs .«
    Ihre Lippen öffneten sich zu
einem schwachen Lächeln. »Was habe ich getan, Lieutenant — einmal zu sehr die
Hüften geschwenkt ?«
    »Ich komme wegen Ihrer Cousine
— Patty .«
    Aus einer Kiste in der Ecke kam
ein klägliches Quieken. Es klang, als ob irgend
etwas dringend geölt werden müsse. Dolores sprang auf und stürzte
auf die Kiste zu, kniete nieder und nahm ein kleines Pelzbündel heraus und in
ihre Arme.
    » Bobo !« gurrte sie beruhigend. »Armer kleiner Bobo !
Hast du dich dort unten vernachläßigt gefühlt? Du
weißt doch, deine große Mammi hat dich immer gleich
lieb !«
    Sie kehrte zum Toilettetisch zurück und setzte sich hin, mir zugewandt,
noch immer das Pelzbündel schützend in ihren Armen wiegend. Ein kleiner spitzer
Kopf hob sich über ihren Unterarm, und die hellen Augen des kleinen Köters
starrten mich mit frecher Verachtung an.
    Dolores lächelte mich wieder
an. » Bobo haßt es, wenn er irgendwo nicht mit
einbezogen wird: Er wird — immer, wenn ich Besuch habe — schrecklich
eifersüchtig .« Sie preßte den Köter noch fester gegen
ihre nackte Zwerchfellgegend. »Nicht eifersüchtig werden, mein ungezogener
kleiner Bobo , ja ?«
    Der Hund gab zwei scharfe
zustimmende Kläfflaute von sich und war dann so
erschöpft, daß er seine blaß-rosa Zunge heraushängen ließ, während er nach Luft
schnappte.
    »Wenn Sie das Kläffen stört,
dann können Sie ihn ja einfach ausstopfen lassen«, schlug ich hilfreich vor.
    Dies weckte das kleine Ungeheuer
ausreichend lange zum Leben, um eine Weile in wahnsinniges Gekläffe
auszubrechen, so daß meine Nervenenden zu vibrieren begannen.
    »Achte nicht auf den gräßlichen Mann, Bobo , mein Süßer !« Dolores starrte mich verachtungsvoll an. »Er ist bloß ein
scheußlicher, grausamer alter Polyp Und ich wette, er ist eifersüchtig .«
    »Ich wollte Ihnen nur mit Rat
und Tat zur Seite stehen«, protestierte ich. »Ich dachte, Sie könnten sich aus
dem Pelz vielleicht ein paar neue Lendenschürzen machen, und das würde vielleicht
ein großer Schlager werden .«
    Sie schloß die Augen und
schauderte heftig, und für eine Sekunde dachte ich, das Haar des Köters
sträubte sich.
    »Nehmen Sie’s nicht tragisch«,
sagte ich in entschuldigendem Ton. »Sie wollten mir von Patty erzählen. Erinnern
Sie sich ?«
    »Arme Kleine!« Ihre Augen waren
noch immer kalt, als sie mich ansah. »Sie muß scheußliche
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