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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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Zentimeter zu lang. Vielleicht lag bei ihr alles ebenso
schief wie bei ihrer Kleidung, und sie gedachte, dieses Problem mit einem
Schritt nach vom für alle Zeiten zu lösen.
    »Hallo !« sagte sie schnell mit einer hellen zuvorkommenden Stimme. »Ich bin Patty
Keller. Wer sind Sie ?«
    »Al Wheeler«, sagte ich. »Sie
vergeuden Ihre Zeit dort draußen, Patty. So hoch kommen die Straßenbahnen nicht
herauf .«
    »Sehr komisch«, sagte sie
ernsthaft. »Sie sind wahrscheinlich Polizeibeamter ?«
    »Lieutenant«, gab ich zu.
»Haben Sie irgendwas auf dem Herzen oder ist sonst etwas ?«
    »Sonst etwas«, bestätigte sie.
» Wieviel Uhr ist es, Lieutenant ?«
    Ich warf einen Blick auf meine
Uhr. »Fünf Minuten vor drei. Sind Sie hier verabredet ?«
    »Jetzt verstehe ich .« Sie lächelte schlau. »Der Sheriff hat es mit Mitgefühl
probiert — Sie wissen schon: >Erzähl Daddy mal schön alles .< Als das nichts half, hat man Sie geholt, damit Sie’s auf die heitere Tour
versuchen. Stimmt’s ?«
    »Sie merken aber auch alles,
Patty«, sagte ich aufrichtig. »Trotzdem haben Sie sich getäuscht. Ich komme im
Auftrag der Straßenkehrer. Sie haben keine Lust, das, was von Ihnen
übrigbleibt, nachdem Sie auf den Gehsteig geklatscht sind, wegzuräumen .«
    Ihr Gesicht wurde ein wenig
bleich. »Das — das — das ist schrecklich .«
    »Allerdings«, stimmte ich zu.
»Tun Sie ihnen also den Gefallen und kommen Sie herein. Ja?«
    Sie schüttelte entschlossen den
Kopf. »Tut mir leid, Al, das hier ist etwas, womit ich allein fertig werden muß .«
    »Sind Sie sicher, daß ich Ihnen
nicht helfen kann ?«
    »Sie können mir nicht helfen«,
sagte sie mit so gleichmütiger Stimme, daß die Endgültigkeit ihrer Ablehnung
etwas fast Brutales hatte.
    »Dann kann ich Ihnen vielleicht
etwas bringen: eine Zigarette — oder eine Tasse Kaffee ?« Ich kam mir selber blöde vor, aber die erprobte Theorie hieß: Laß das Gespräch
nicht abreißen.
    »Nein, danke .« Sie blickte flüchtig in die Tiefe. »Ich glaube, dort unten ist eine
schreckliche Menge von Leuten, Al. Ich wette, es sind Zeitungsreporter und
Kameraleute und alles mögliche mit dabei Vielleicht
sogar das Fernsehen ?«
    »Klar«, sagte ich. »Und sie
alle haben nur den einen Wunsch, Patty — daß Sie durch dieses Fenster hier
wieder hereinklettern! Nur diese Kleinigkeit brauchen Sie zu tun, und Sie
machen Tausende von Leuten in dieser Stadt glücklich — geben ihnen das Gefühl,
daß das Leben trotz allem lebenswert ist !«
    » Wieviel Uhr ist es ?« fragte sie abrupt, und damit war ich mit
meinem Latein gründlich am Ende.
    »Ich habe es Ihnen doch gerade
gesagt — beinahe drei Uhr .« Ich warf einen erneuten
Blick auf meine Uhr. »Punkt drei — Und was zum Kuckuck spielt das denn für eine
Rolle ?«
    Es war keine Frage, auf die man
eine Antwort erwartet, aber für einen Augenblick sah das Mädchen drein, als
stünden zehntausend Dollar und ein Ferienaufenthalt in Rio auf dem Spiel.
Plötzlich glättete sich ihre angestrengt gerunzelte Stirn. Sie holte tief Luft,
und zum erstenmal lächelte sie mich mit Wärme an.
    »Ich glaube, Sie haben recht,
Al«, sagte sie leichthin. »Es wäre dumm, all die Leute dort unten zu
enttäuschen. Nicht? Ich werde jetzt hineinkommen .«
    »Sie haben völlig recht«, sagte
ich inbrünstig. »Aber vergessen Sie nicht — Sie haben viel Zeit! Nur sachte.
Drücken Sie den Rücken fest an die Wand, und rutschen Sie langsam auf mich zu.
Ja? Immer einen Schritt nach dem anderen.«
    Patty Keller nickte und schob
ihr rechtes Bein auf mich zu, den Rücken gegen die Hauswand gepreßt. Ihr erster
Schritt brachte sie etwa dreißig Zentimeter näher ans Fenster heran. Ich drehte
mich zur Seite und streckte ihr meinen Arm entgegen, so daß die Entfernung
zwischen uns beiden nur noch einen guten Meter ausmachte. Ich spürte, wie die
großen Hände des Sheriffs meine Beine umklammerten, und das erleichterte mich
innerlich etwas.
    »Großartig, Patty !« sagte ich. »Noch zwei Schritte und...«
    Während ich noch redete, hatte
sie bereits einen weiteren Schritt auf mich zu gemacht und wollte den zweiten
folgen lassen. Ihr rechtes Bein glitt wieder nach vorne, und ihr Knöchel war
fast in Reichweite meiner Hand — fast. Dann stöhnte sie leise, und ihr linkes
Bein blieb, wo es war.
    »Okay !« schrie ich verzweifelt. »Ruhen Sie sich aus, Süße, Sie haben eine Unmenge Zeit
— «
    Ihr Gesicht verzog sich
plötzlich in grotesker Weise. Ihre Knie schienen
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