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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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Erlebnisse hinter
sich gehabt haben, um von einem Hotelfenster hinunterzuspringen. «
    »Können Sie sich vorstellen,
was für einen Grund sie gehabt haben könnte, sich umzubringen ?«
    Dolores schüttelte den Kopf.
»Ich kannte sie nicht sehr gut, Lieutenant. Sie kam erst vor sechs Monaten aus
Indiana nach Pine City. Ihre Angehörigen waren bei
einem Autounfall ums Leben gekommen, und ich glaube, ich war so ungefähr die
einzige Verwandte, die sie noch hatte. Wir kamen nicht allzugut miteinander aus. Sie wollte Schauspielerin werden, und sie hielt meinen Beruf
für etwas Degradierendes .«
    »Sie hatte etwas dagegen, daß
Sie Striptease-Tänzerin sind ?«
    Ihre Augen wurden noch kälter.
»Ich schätze das Wort gar nicht, Lieutenant, ich bin eine Ecdysiastin !«
    »Eine was?«
    » Ecdysiastin !
Es kommt aus dem Griechischen und kann mit >hautabstreifen< bezeichnet
werden«, erklärte sie in eisigem Ton. »Es liegt eine Welt zwischen einer exotischen
Tänzerin und jemandem, der sich nur auszieht, Lieutenant .«
    »Davon bin ich überzeugt«,
sagte ich ergeben. »Glauben Sie, daß Patty vielleicht noch immer wegen des
Todes ihrer Eltern etwas durcheinander war ?«
    »Nein«, sagte sie überzeugt.
»Ich glaube, sie war froh, sie loszusein . Sie fanden,
der Platz eines Mädchens sei auf der Farm, auf der sie geboren wurde .« Ihre Augen blickten ein paar Sekunden lang nachdenklich
drein. »Vielleicht hatten ihre Eltern recht ?«
    »Wie steht’s mit guten
Bekannten ?«
    »Sehr einfach: Sie hatte keine .«
    »Gar niemanden?«
    »Das mag Ihnen überraschend
kommen, Lieutenant«, sagte sie scharf, »aber selbst in Südkalifornien sind die
Einsamen Legion .«
    »Das war gut gesagt — das muß
ich mir merken«, sagte ich. »Wollen Sie damit sagen, daß sie nicht einmal einen
Freund hatte? Daß es überhaupt keinen Mann in ihrem Leben gab ?«
    »Es ist etwa einen Monat her,
als ich sie zuletzt sah«, gestand Dolores, »aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte
sie keinen Freund. Sie war so bekümmert darüber, daß sie sogar Verbindung mit
einem >Club der einsamen Herzen< aufnahm. Sie war ganz aufgeregt deswegen
— und konnte ihr erstes Rendezvous ins Blaue gar nicht erwarten. Es war
wirklich rührend .«
    Aus dem sicheren Hort von
Dolores’ warmen und zärtlichen Armen heraus warf mir der Köter noch einen
letzten Blick zynischen Selbstvertrauens zu, schloß dann die Augen und schlief ein. Sein schweres Atmen hielt an, aber die Abstände
zwischen seinem Gekeuche wurden länger.
    »Erinnern Sie sich, wie der
>Klub der einsamen Herzen< genau hieß ?«
    »Klar — die Akright -Glücksarche. Ich fragte Patty, ob
der Geschäftsführer vielleicht ein gewisser Noah sei, denn dann müßte er ein
wirklicher Fachmann auf dem Gebiet der Ehevermittlung sein. Aber sie fand das
gar nicht komisch .«
    »Ich auch nicht«, sagte ich
aufrichtig. »Aber ich wette, Bobo lacht sich halb tot .«
    »Sie sind ein gräßlicher Mensch !« Sie preßte den
Hund fester an sich, bis er vorwurfsvoll quietschte, ohne zu erwachen.
    »Leute, die Hunde nicht mögen,
haben immer etwas Bösartiges an sich«, sagte Dolores unheilvoll. »Es ist ein
sicheres Zeichen .«
    »Sie nennen das hier einen Hund ?« fragte ich ehrlich erstaunt. »Süße, der einzige
Unterschied zwischen Ihrem Köter und irgendeiner anderen Ego-Projektion besteht
nur darin, daß Bobo mit Fell überzogen ist. Ich habe
nichts gegen den Hund, sondern etwas gegen das, was Sie aus ihm gemacht haben .«
    »Scheren Sie sich zum Teufel,
Lieutenant, wenn Sie mit Ihren Fragen fertig sind !« sagte sie mit gepreßter Stimme.
    »Für den Augenblick bin ich fertig,
glaube ich«, sagte ich. »Aber sehr wahrscheinlich werde ich wiederkommen .«
    Ich hatte die Tür schon halb
geöffnet, als ihre Neugier für einen Augenblick über ihre Abneigung gegen mich
siegte. »Spielt das irgendeine Rolle, Lieutenant ?« erkundigte sie sich. »Ich meine, die Frage: Warum hat sich Patty umgebracht?
Man kann jetzt doch nichts mehr für sie tun. Oder?«
    »Das ist eine reine
Routineangelegenheit«, sagte ich vage, drehte mich dann um und blickte sie an.
»Haben Sie sich je — bei all Ihren schönen Sentenzen wie >Die Einsamen sind
Legion< — die Zeit zu der Überlegung genommen, daß Ihre Cousine, wenn Sie
ein Zehntel der Zuneigung, die Sie an diesen Köter verschwenden, ihr hätten
zukommen lassen, vielleicht heute noch am Leben wäre?«
    Ihr Gesicht erstarrte, während
sie mich regungslos anblickte. Dann erwachte der
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