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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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das?«
    »Sie wird als das Mädchen
bezeichnet, das alles, was es sagen will, vom Hals an abwärts ausdrückt«,
knurrte er. »Sie ist Striptease-Tänzerin in einem Nachtklub .«
    »Im Leben jedes Mannes kommt
der Augenblick«, sagte ich mit ehrfurchtsvoller Stimme, »wo er seine gerechte
Belohnung erhält .«
    »Ich hoffe zutiefst, daß ich dabeisein werde, wenn Sie die Ihre erhalten, Wheeler«,
brummte Murphy. »Die Autopsie übernehme ich umsonst .«
    »Bevor Sie losziehen«, sagte Lavers resigniert, »möchte ich den Jefferson-Bericht haben.
Wann kann ich ihn bekommen ?«
    »Irgendwann am späten
Nachmittag, Sir«, sagte ich schnell. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich
werde diesen neuen Fall in Angriff nehmen, sobald ich mit dem Jefferson-Bericht
fertig bin — selbst wenn ich heute nacht deshalb
Überstunden machen müßte. Sie kennen mich ja, Sheriff«, fügte ich bescheiden
lächelnd hinzu. »Ich bin gewissenhaft !«
    »Ich kenne Sie von Grund auf,
Wheeler«, knurrte er. »Und deshalb sage ich, es gibt einfach keine
Gerechtigkeit mehr .«

ZWEITES KAPITEL
     
    W enn sich die Nacht über die
Stadt gesenkt hat und die Neonreklamen auf den Boulevards glitzern und blinken,
bekomme ich hin und wieder Sehnsucht nach der Zeit, als die Welt noch jung war
und Wheeler ebenfalls. Es war die Zeit, in der ich stehenblieb, um ein
lebensgroßes, von glänzenden Lichtern umrahmtes, ein prächtiges, mit so gut wie
nichts bekleidetes Mädchen darstellendes Plakat zu betrachten, während vom
Inneren des Lokals schwach Jazzmusik herausdrang. Dabei klopfte mein Herz in
schnellem Rhythmus, in erregender, wenn auch ungewisser Sehnsucht nach dem Tag,
an dem sich mir einige der Geheimnisse des weiblichen Geschlechts enträtseln
würden. Ich glaube, man verliert dieses Gefühl mit dem Heranwachsen — und
gleichzeitig geht ein wenig Zauber für alle Zeiten verloren.
    Über dem Eingang stand mit
Neonschrift Club Extravaganza , und das lebensgroße Plakat vor dem Eingang war ein von glänzenden Lichtem umrahmtes Abbild der Sturen Dolores — ein Mädchen, das
nur mit dem Körper spricht. Ich hatte bei diesem Anblick meine Sekunde der
Sehnsucht und außerdem eine kleine Zugabe. Vom Halbprofil aufgenommen, war
Dolores eine große, schöngewachsene Blonde. Ihre Hände waren hinter dem Kopf
verschränkt, und sie trug den üblichen Flitterbüstenhalter, in der Fachs prache mit »Fleischpastete« bezeichnet, und
ein mit Strass besetztes Hüfttuch .
    Aber es war das Gesicht, das mich
aufmerksam hinsehen ließ, und das war für Wheeler eine ausgesprochen neue
Erfahrung. Dolores hatte rotblonde Haare, die straff zurückgestrichen und
hinten in einem langen Pferdeschwanz zusammengehalten waren, während sie vorne
in kurzen jungenhaften Fransen in die Stirn fielen. Ihr Gesicht war
großflächig. Um ihren übermäßig großzügigen Mund lag ein leicht zynisches
Lächeln, während ihre dunklen Augen vor etwas funkelten, was man bei einer
Striptease-Tänzerin zuallerletzt gesucht hätte — nämlich Intelligenz. Und all
das war auf einem albernen Plakat zu erkennen, und ich konnte es kaum erwarten
hineinzukommen, um die Wirklichkeit zu erleben.
    Ich gab meinen Hut an der
Garderobe ab, weil ich es entschieden nicht eilig hatte, und ging dann weiter,
um mich vom Oberkellner begrüßen zu lassen. Er war ein behaartes, muskulöses
Individuum in einem zerknitterten Smoking — und mit einem alphabetisch
geordneten Inhaltsverzeichnis der dreckigsten Stories aus aller Welt, die man
in seinen Augen lesen konnte.
    »Ich möchte zu Dolores Keller«,
sagte ich.
    »Da sind Sie an den richtigen
Ort gekommen, Freund .« Er schielte mich an, als wären
wir beide Mitglieder desselben Phantasieklubs. »Die nächste Vorführung fängt
erst in einer halben Stunde an. Wenn Sie einen Tisch unmittelbar an der Bühne
haben wollen, kann ich das vielleicht arrangieren .«
    »Verleihen Sie vielleicht auch
gegen eine kleine Gebühr Operngläser ?« knurrte ich.
    Seine Augen wurden schmal, und
möglicherweise erschien ein häßlicher Ausdruck auf
seinem Gesicht. Aber wer konnte das sagen? »He, hören Sie mal«, krächzte er mit rauher Stimme, »ich weiß nicht, was Sie im Sinn
haben, aber wenn Sie Scherereien wollen, sind Sie an den Richtigen gekommen,
mein Freund .«
    »Vermutlich hat es keinen
Zweck, Sie um den großen Gefallen zu bitten, tot umzufallen«, sagte ich in
bedauerndem Ton. »Also tun Sie mir einen kleinen Gefallen und hören Sie auf,
mich >Freund< zu nennen
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