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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens
Autoren: Christian Knieps
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auch wegen des Umsorgens gelang es ihr, den Tag bis zum Feierabend zu überstehen, ohne einen größeren Fehler in ihrer Arbeit gemacht zu haben.
     
     

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    Nach der Arbeit gelangte Annika nach Hause, ohne zu wissen, wie sie den Rückweg hinter sich gebracht hatte. Ihr gesamter Kopf war taub, ganz so, als wären alle Gedanken auf Eis gelegt worden, zu langsam zum Denken. Mechanisch machte sie sich ein Abendessen, aß es ohne Appetit, duschte schnell und legte sich ins Bett, wo sie auch gleich einschlief.
Traumlos schlief sie bis morgens durch, wachte mit einem Gefühl der Ganzkörpertaubheit auf, machte sich noch schneller als gestern fertig, merkte nicht einmal, dass sie sich zwei verschiedene Socken anzog, schlüpfte in die Schuhe und verließ die Wohnung, um zur Arbeit zu gehen. Auch an diesem Freitag schaute Ariane jede Stunde einmal vorbei, und Nele kam einmal, um ihr ein Gespräch über den letzten Tag aufzuzwingen, doch da Annika instinktiv abblockte, ließ Nele ihre Arbeitskollegin bald schon in Ruhe.
Normalerweise arbeitete Annika freitags nur bis mittags, da sie in der Woche jeden Tag eine Stunde mehr schaffte, doch an diesem Freitag wollte sie, so lange wie andere in der Firma waren, arbeiten, da sie weiterhin keine Ahnung hatte, was sie alleine und für sich zu Hause machen sollte.
Als der Feierabend dann kam, nahm sie ihre Sachen und fuhr nach Hause, wo sie sich gerade ein Abendessen zubereitete, als es an der Türe klingelte. Aufgeschreckt von dem unerwarteten Besuch ließ sie das Messer fallen und hatte Glück, dass es neben und nicht auf ihren nackten Fuß landete, als es auch gleich ein zweites Mal klingelte. Erst jetzt bewegte sich Annika zur Türe und war erstaunt, dass Tammy vor der Tür stand, da sie nicht miteinander verabredet waren. Aber so wie Tammy aussah, war sie auf dem Weg auszugehen, und Annika fragte sich, ob sie beide nicht doch verabredet waren und sie es einfach nur verschwitzt hatte. Doch gleich, als Tammy in der Wohnung war, wurde auch für Annika klar, dass sie nicht mit einander verabredet waren, sondern Tammy überraschend vorbeigekommen war, damit sich Annika keine Ausreden einfallen ließ, um nicht mit ihrer Freundin auszugehen.
Überrumpelt schafft es Annika auch nicht, sich gegen den Ansturm ihrer Freundin zu wehren und zog sich schnell und unter Anleitung um, fühlt sich ein wenig zu aufreizend, doch sie beugte sich Tammys Diktat, und beide verließen die Wohnung Richtung Innenstadt. Sie fuhren mit dem Bus zur S-Bahn-Station, stiegen in die Bahn und setzten sich so, dass sie die Bahnfahrenden beobachten konnten.
Erst jetzt fiel Annika auf, dass Tammys Ex-Freund Toby am anderen Ende der Bahn mit seinen Kumpels saß und zum Glück gerade abgelenkt war. Sie machte Tammy auf Toby aufmerksam, sodass sie sich schnell in die andere Fahrtrichtung setzte, doch als Toby aufblickte und Annika entdeckte, war ihm fast zeitgleich klar, dass auch Tammy bei ihr war. Sofort stand er auf und kam auf die beiden zu; Annika raunte etwas zu Tammy, die ihre Augen verdrehte und ihren Blick aus dem Fenster richtete. Toby kam heran, nickte grüßend zu Annika und wollte von Tammy wissen, wie es ihr ginge, aber Tammy antwortete nicht und hielt ihren Blick starr nach draußen gerichtet. Anstatt die Abfuhr hinzunehmen und auf seinen Platz zurückzukehren, wartete Toby und suchte in Annikas Blick nach einer Antwort auf Tammys ablehnende Reaktion. Obwohl Annika sehr genau wusste, warum Tammy nicht mit Toby sprechen wollte, konnte sie es ihm nicht direkt ins Gesicht sagen. Sie hatte insgeheim Angst vor ihm, da er in dem Ruf stand, schon mal zuzuschlagen, wenn er nicht das bekam, was er wollte. Selbst gegenüber seiner Ex-Freundin Tammy war er mehrfach handgreiflich geworden, was einer der zentralen Punkte für Tammys Trennung gewesen war.
Die Situation wollte sich nicht entspannen. Toby wartete schweigend auf eine Reaktion von Tammy, die weiterhin nach draußen starrte, und für Annika fühlten sich die Momente an, als würde eine Ewigkeit vergehen. Endlich bewegte er sich aus seiner Haltung, doch anstatt zu gehen, setzte er sich neben Annika und starrte weiter zu Tammy, die sich nun endlich bewegte, da sie merkte, dass sie mit ihrer ablehnenden Haltung die Situation nicht lösen würde. Es war für beide Frauen klar, dass Toby auf eine Antwort drängte, und Tammy fragte Toby, was er wolle, angesichts der Tatsache, dass es zwischen den beiden aus war. Toby aber schwieg weiter, was nicht nur Annika
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