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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz
Autoren: Janet Evanovich
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dem Mahagoniregal, das eine ganze Wand des Zimmers einnahm. Juristische Fachliteratur aufgelockert durch persönlichen Krimskrams; Fotos, Urkunden, ein Paar geschnitzte Holzenten, Kunsthandwerk aus Glas. »Du hast aber ein schönes Büro«, sagte ich. Ich schritt die Fotos nacheinander ab, ein Bild von Dickie mit seinem Bruder, ein Bild von Dickie mit seinen Eltern, ein Bild von Dickie mit seinen Großeltern, ein Bild von Dickie als Collegeabsolvent, ein Bild von Dickie auf irgendeiner Skipiste, kein Bild von Dickies Exfrau. Zentimeterweise rückte ich an der Wand entlang und stand jetzt fast hinter Dickie. Ich drehte mich zu ihm um und bewunderte das hübsche Schreibtischset, und da entdeckte ich es: ein Bild von Dickie und Joyce Barnhardt. Dickie hatte einen Arm um Joyce gelegt, und die beiden lachten. Die Aufnahme musste erst kürzlich entstanden sein, denn Dickies Stirn war ziemlich hoch.
    Ich merkte, wie ich mich verkrampfte. Schön ruhig bleiben, sagte ich mir. Aber ich spürte, wie sich der Druck in den Fingerspitzen aufbaute, und ich hatte Angst, mein Schädel würde gleich in Flammen stehen.
    »Achtung«, raunte Lula, die mich beobachtet hatte.
    »Ist das Joyce?«, fragte ich Dickie.
    »Ja«, sagte er. »Wir haben wieder zusammengefunden. Ich hatte mal was mit ihr, ist schon einige Jahre her. Sie war sehr attraktiv, das habe ich nie vergessen.«
    »Ich weiß genau, wie lange das her ist. Ich habe dich dabei erwischt, wie du die Schlampe auf meinem Esstisch nachgelegt hast. Eine Viertelstunde später habe ich die Scheidung eingereicht, du widerlicher Hurenbock.«
    Joyce Barnhardt war früher ein dickes, fieses Mädchen gewesen mit einem vorstehenden Zahn. Sie streute gerne Gerüchte, stocherte in alten Wunden, spuckte beim Mittagessen in meinen Nachtisch und machte mir die Schulzeit zur Hölle. Mit zwanzig war das Fett in ihrem Körper an die richtigen Stellen gewandert. Sie färbte ihr Haar rot, ließ sich die Brüste vergrößern, die Lippen aufpolstern und bastelte an ihrer Karriere als Betthäschen und Nesträuber, indem sie sich an verheiratete Männer ranschmiss. Rückblickend muss ich sagen, dass Joyce mir als Auslöser für meine Trennung von Dickie einen großen Dienst erwiesen hat. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sie niemals zu meinen Freundinnen zählen wird.
    »Stimmt, ja«, sagte Dickie. »Jetzt erinnere ich mich. Ich dachte, ich könnte es noch in Ruhe zu Ende bringen, bevor du nach Hause kommst, aber an dem Tag hast du eher Feierabend gemacht als sonst.«
    Im nächsten Augenblick lag Dickie auf dem Boden, und ich hatte ihm die Hände um den Hals gelegt. Er brüllte wie am Spieß, wenn man bedenkt, dass ihm die Kehle zugedrückt wurde. Lula und Connie mischten sich in die Keilerei ein. Als es den beiden gelungen war, mich von ihm herunterzuzerren, wimmelte es im Zimmer von Büropersonal. Dickie rappelte sich auf und sah mich mit wildem Blick an. »Ihr seid alle Zeugen!«, rief er in den Raum hinein. »Sie hat versucht, mich zu töten. Die Frau ist wahnsinnig. Sie gehört eingesperrt. In die Irrenanstalt. Ruft die Polizei. Den Tierfänger. Meinen Anwalt. Ich verlange eine einstweilige Verfügung gegen sie.«
    »Joyce hast du verdient«, sagte ich zu Dickie. »Aber diese Schreibtischuhr, die hast du nicht verdient. Das war ein Hochzeitsgeschenk von meiner Tante Tootsie.« Ich nahm die Uhr, machte auf dem Absatz kehrt, rümpfte ganz leicht die Nase und stürmte aus dem Büro, Connie und Lula im Gefolge.
    Dickie stolperte hinter uns her. »Gib mir die Uhr zurück! Das ist meine Uhr!«
    Lula zückte ihre hübsche Glock und rieb sie Dickie unter die Nase.
    »Haben wir nicht zugehört? Tante Tootsie hat ihr die Uhr geschenkt. Und jetzt heb deinen fetten Arsch weg und verpiss dich in dein Büro, bevor ich dir ein sauberes Loch in den Schädel blase.«
    Wir benutzten die Treppe, aus Angst, der Aufzug könnte zu langsam sein, rannten durch den Haupteingang und marschierten im Eiltempo die Straße hinunter, bevor noch die Polizei auftauchen und mich in den Knast stecken konnte. Auf der anderen Straßenseite sah ich den schwarzen SUV. Getönte Scheiben. Laufender Motor. Ich blieb kurz stehen und signalisierte mit aufgestelltem Daumen ›Alles klar‹. Die Lichthupe blinkte auf. Ranger hörte die Wanze ab, die ich soeben in Dickies Tasche bugsiert hatte.
    Wir drückten uns in Lulas Wagen, und der Firebird raste los wie eine Rakete.
    »Als du das Bild von Dickhead und Joyce auf dem
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