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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz
Autoren: Janet Evanovich
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versuchte, eine ernste Miene aufzusetzen. »Wir hätten gerne Mr. Orr gesprochen«, sagte ich zu der Frau.
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein«, sagte ich. »Entschuldigen Sie, wenn wir hier unangemeldet hereinschneien, aber wir wollen eine Firma gründen und hätten dazu gerne seinen juristischen Rat. Wir waren gerade zufällig in der Gegend, um uns passende Gewerberäume anzusehen, und dachten, Mr. Orr hätte vielleicht ein paar Minuten Zeit für uns.«
    »Selbstverständlich«, sagte die Frau. »Ich frage gleich mal nach. Wie ist der Name bitte?«
    »Capital City Limousinen.«
    »Hm«, raunzte Lula hinter mir.
    Die Frau wählte Dickies Büro an und gab die Information durch. Sie legte auf und lächelte. »Ein paar Minuten zwischen zwei Terminen kann er schon noch erübrigen. Nehmen Sie den Aufzug links, erster Stock.«
    Wir schoben ab in den Aufzug, und ich drückte den Knopf für den ersten Stock.
    »Was sollte das denn eben?«, wollte Lula wissen. »Capital City Limousinen?«
    »Ist mir spontan eingefallen. Hört sich doch edel an, oder?«
    »Nicht so edel wie Lulas Limousinen«, sagte Lula. »Lulas Limousinen würde ich immer lieber bestellen als Capital City Limousinen. Capital City Limousinen hört sich schnöselig an, aber in Lulas Limousinen fühlt man sich gleich wohl.«
    Die Tür öffnete sich, und wir stolperten aus dem Aufzug in den nächsten Empfangsraum, hinter dem Schalter wieder ein neues Gesicht.
    »Mr. Orr erwartet Sie«, sagte die Frau. »Sein Büro ist am Ende des Gangs.«
    Gemessenen Schrittes führte ich die Parade an zu Dickies Büro. Die Tür war leicht geöffnet, vorsichtig klopfte ich an. Ich steckte den Kopf durch den Spalt und lächelte. Freundlich. Wohlmeinend.
    Dickie blickte auf und hielt die Luft an.
    Er hatte einige Pfund zugelegt, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Das braune Haar war oben am Schädel schütter geworden, und er hatte eine Brille auf der Nase. Er trug einen dunkelblauen Anzug, weißes Hemd und eine blau-rot gestreifte Krawatte. Als ich ihn heiratete, fand ich ihn einigermaßen gut aussehend, und als Mann war er immer noch relativ attraktiv, als Ganzes gesehen. Aber er wirkte verweichlicht, verglichen mit Joe Morelli und Ranger, den beiden Männern, die momentan eine Rolle in meinem Leben spielten. Dickie fehlte es an der rohen männlichen Energie, die Morelli und Ranger ausstrahlten, und natürlich wusste ich inzwischen, dass Dickie ein Arschloch war.
    »Kein Grund zur Panik«, sagte ich ganz ruhig. »Ich komme als Mandantin. Ich brauche einen Anwalt, und da bist du mir eingefallen.«
    »Wie schön für mich«, erwiderte Dickie.
    Instinktiv kniff ich die Augen zusammen und atmete im Geist tief durch.
    »Lula, Connie und ich wollen einen Limousinenservice gründen«, erklärte ich Dickie.
    »Lulas Limoservice«, sagte Lula. »Alles klar?«
    »Und?«, fragte Dickie.
    »Wir haben keine Ahnung, wie man eine Firma gründet«, sagte ich.
    »Braucht man dafür einen Partnerschaftsvertrag? Irgendeine Lizenz? Sollte man gleich an die Börse gehen?«
    Dickie schob ein Blatt Papier über den Schreibtisch. »Hier stehen die Beratungshonorare unserer Kanzlei drauf.«
    »Wow!«, sagte ich, als ich die Preise sah. »Ihr verlangt ja ganz schön viel. Ich weiß nicht, ob wir uns das leisten können.«
    »Wie schön für mich.«
    Ich konnte geradezu fühlen, wie mein Blutdruck anstieg. Ich stemmte die Fäuste in die Hüften und starrte Dickie wütend an. »Soll ich daraus schließen, dass du uns lieber nicht als Mandanten aufnehmen willst?«
    »Da brauche ich keine Sekunde zu überlegen«, sagte Dickie. »Ja! Als du das letzte Mal in meinem Büro warst, hast du versucht, mich umzubringen.«
    »Übertreib nicht. Ich wollte dich nur ein bisschen verstümmeln, aber nicht umbringen, das nicht.«
    »Wenn ich euch einen Rat geben darf«, sagte Dickie. »Behaltet eure Jobs. Ihr drei in einer Firma, das gäbe eine Katastrophe. Solltet ihr als Geschäftspartner so lange durchhalten, bis ihr in die Wechseljahre kommt, dann würdet ihr noch zu Kannibalen werden.«
    »Soll das eine Beleidigung sein?«, fragte Lula.
    Gut, sagte ich mir, Dickie ist ein Blödmann, aber das ändert nichts an meinem Auftrag. Immer schön freundlich bleiben und nach einer Gelegenheit suchen, um die Wanzen anzubringen – nicht gerade leicht, wenn Dickie auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch saß und ich davor stand.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte ich zu Dickie. Ich sah mich um und ging zu
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