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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Notizbuch, las die paar Details, die ich über Sarah Bradley hatte: Alter zwanzig, Studentin, letztes Semester. Sie wohnte – hatte gewohnt – Newcastle Park 13. Adresse unter einem Unstern, keine Frage. Ich nahm an, dass diese Ermittlung alles in allem etwa zehn Minuten in Anspruch nehmen würde. Die Sonne schien, und ich blieb kurz auf dem Eyre Square stehen. Der Rasen war mit Sonnenbadenden vollgepackt. Gegen Abend hatten sie dann alle Sonnenbrand, die Summe eines irischen Sommers.
    Als ich am GBC -Café vorbeikam, weiß ich auch nicht, was mich dazu bewog, einen Blick durch das Schaufenster ins Innere zu werfen. Mein Herz vollführte einen Freudentanz. An einem Tisch saß Ann Henderson, die Liebe meines Lebens. Ich hatte den Selbstmord ihrer Tochter ermittelt und mich verliebt. Mein Saufen hatte sie vertrieben. War ich über sie hinweg? War ich wie bitte was?
    All meine Instinkte brüllten: »Weitergehen.« Wollte ich auch, aber wie sie die Schultern hielt, wie sie saß, da war doch etwas falsch. Eine Stimme in meinem Kopf, die fragte:
    »Und was geht dich das an?«
    Auch wieder wahr.
    Nachdem sie mich verlassen hatte, tat sie sich mit einem Polizisten zusammen, Coffey nennt er sich. Er war, mit den unvergesslichen Worten von Polizeipräsident Clancy:
    »Ein großes, dickes Landei.«
    Mir war zu Ohren gekommen, dass sie vor Kurzem geheiratet hatten. Ich hatte gehofft, sie würden umziehen …, am liebsten nach Albanien. Es war mir seitdem gelungen, nichts mehr von ihnen zu hören.
    Ich drückte die Tür auf, näherte mich, sagte:
    »Ann.«
    Sie fuhr auf. Nicht aus der Haut, aber fast. Sie hob den Kopf, und als Erstes bemerkte ich den blauen Fleck auf ihrem linken Wangenknochen; hatte genug gesehen, um zu wissen, dass es nur eine Erklärung gab. Eine Faust. Ihre Augen, mit Abstand das Schönste an ihrem Gesicht, waren überschattet, gehetzt. Es dauerte, bis sie sie fokussiert hatte, dann:
    »Jack … Jack Taylor.«
    Freute sie sich, mich zu sehen? Nein, der Blick in ihren Augen war unverändert elend. Ich deutete auf einen Stuhl, fragte:
    »Darf ich mich dazusetzen?«
    Keine schwere Frage, schien sie aber umzuwerfen, als wäre sie bereit, sofort loszurennen. Ich setzte mich, fragte:
    »Was stimmt denn nicht?«
    Eine Kellnerin kam, und Ann brach in Tränen aus. Die Kellnerin sah mich böse an, und ich versuchte zu übermitteln:
    »Ich bin gerade erst dazugekommen, geben Sie mir nicht die Schuld.«
    Ich winkte sie fort, und sie hatte das Gesicht von jemandem, der erwägt, die Polizei zu rufen. Ich wollte die Hand ausstrecken, Ann berühren, glaubte aber, es würde sie noch mehr verstören, und wartete. Ihre Schultern zuckten, während stumme Schluchzer sie quälten. Schließlich beruhigte sie sich, sie griff nach Papiertaschentüchern, begann sich die Augen zu tupfen, sagte:
    »Tut mir leid.«
    Warum war ich nicht einer dieser Typen, die ein strahlend weißes Taschentuch hervorziehen und ihr beim Tränentrocknen zur Hand gehen konnten? Ich fragte:
    »Was? Dir geht es schlecht; das ist kein Verbrechen.«
    Leichtes Lächeln, dann:
    »Ich muss entsetzlich aussehen.«
    Für mich …? Nie und nimmer. Behielt das aber für mich. Ich hatte einhundert Fragen, beließ es bei:
    »Wie wär’s mit etwas Kaffee, einem Stück Plundergebäck …? He, ich weiß, die machen hier einen richtig heimtückischen Käsekuchen.«
    Da sah sie mich an. Damals, ganz kurz, als wir Liebende waren, hatte ihr Nachglühen aus Kakao und Käsekuchen bestanden. Meins? Nur Erleichterung, neben ihr zu liegen, allein schon, dass mein Herz schlug. Sie sagte:
    »Kaffee wäre gut. Entschuldigst du mich kurz, ich muss mein Gesicht reparieren?«
    Frauen können das. Von Gram am Boden zerstört sein, aufs Damenklo gehen und zurückkommen wie ein Filmstar. Typen? Mit Gram kommen sie nicht so gut klar, es sei denn, man lässt einen Sechserpack und den Sky-Sportkanal als Trost gelten. Ich signalisierte der Kellnerin. Widerwillig näherte sie sich, und ich fragte:
    »Zwei Kaffee?«
    Sie hatte das Gesicht von jemandem, der einen abstechen will, knurrte:
    »Sahne?«
    »Hervorragend mitgedacht. Und nun ans Werk.«
    Sie stapfte davon. Ich nahm an, dass sie länger nicht mehr die Zeilen der »Desiderata« gelesen hatte. Ich plante zu überprüfen, was der Kalender des Allerheiligsten Herzens Jesu Christi dazu zu sagen hatte. Hoffentlich war es diesmal was Anständiges, sonst war es Zeit für den Mülleimer. Der Kaffee kam, und frischgebackener Experte, der ich war,
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