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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Selbstbeherrschung, und ich sah kurz einen kleinen Jungen, der Schiss hatte, aber er riss sich am Riemen, sagte:
    »Ich hatte eine Schwester, Sarah.«
    Ich bemerkte das Imperfekt, echote:
    »Hatte?«
    »Zwei Wochen vor meiner Hopsnahme wurde sie tot aufgefunden.«
    »Tut mir leid.«
    Er kippte den Kopf auf die Seite, als lauschte er einer weit entfernten Musik, dann:
    »Sie haben sie doch gar nicht gekannt, warum sollte Ihnen das denn leidtun?«
    Ich wollte sagen: »Ja, dann lecken Sie mich doch bitte am Arsch«, aber er fuhr fort:
    »Sarah Bradley. Zwanzig Jahre alt, Abschlussjahr an der NUI , Geisteswissenschaften. Hier …«
    Er griff in die Brusttasche seines Jeanshemds, zog ein Foto heraus, schob es über den Tisch. Ein sehr hübsches Mädchen, schwarze Locken umrahmten zwei große Augen, starke Wangenknochen und ein weit offenes Lächeln, strahlend weiße Zähne. Die Kamera hatte einen Moment stiller Zuversicht eingefangen, ein Mädchen, das genau wusste, was es tat. Ich sagte:
    »Wunderschönes Mädchen.«
    Und schob das Foto zurück. Er ließ es liegen, sagte:
    »Sie hat in Newcastle Park gewohnt, hat sich mit zwei anderen Mädels ein Haus geteilt. Sie waren auf einer Party, und als sie nach Hause kamen, fanden sie sie unten im Treppenhaus. Das Genick war gebrochen.«
    Er starrte mich an, und ich sagte:
    »Schrecklicher Unfall.«
    »Nein, war es nicht.«
    Ich stand auf dem Schlauch, versuchte es mit:
    »Sie meinen, er war nicht schrecklich?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein Unfall war.«
    Das traf mich ungedeckt. Ich begann zu kapieren, wohin das lief, der Zweck meines Besuchs. Ich griff nach meinen Lullen und sagte:
    »Bwoa …«
    Er hob die Hand, bellte fast:
    »Nicht rauchen! Ich habe sieben Tage die Woche rund um die Uhr Nikotinwolken, also gönnen Sie mir eine kleine Atempause.«
    Was zum Teufel, ich beschloss, ihm den Gefallen zu tun. Ein Drogendealer, der keine Toleranz gegenüber Rauchern zeigt, das war ohne Worte. Den Nebelkerzeneinsatz der anderen Insassen gar nicht zu erwähnen. Er gebrauchte die Hände, um sein Gesicht an Ort und Stelle zu halten, kriegte dann physisch seinen Körper wieder in die Gänge, fuhr fort.
    »Unter der Leiche meiner Schwester, unter Sarahs Leiche, lag ein Buch von Synge.«
    »Synge?«
    »Sogar Sie werden von Der Held der westlichen Welt gehört haben. Sarah hat Synge gehasst, diesen ständigen Totenklagen-Quatsch. Sie wollte ihn nicht im Hause haben, und bevor Sie loslegen, den anderen Mädels gehörte das Buch auch nicht. Ich habe sie gefragt. Sie hatten es noch nie gesehen.«
    Ich sammelte meine Gedanken, dann:
    »Kommen Sie, Stewart, Sie haben gesagt, sie studierte Geisteswissenschaften; da musste Synge dabei sein.«
    Er beugte sich vor, und ich konnte seinen Atem riechen, einen Mix aus Zahnpasta und irgendwas für frischen Atem. Sein Gesicht war von großem Ernst.
    »Ich bitte doch nur darum, dass Sie das überprüfen. Ich werde gut zahlen, sehr gut. Hier, ich habe ihre Adresse aufgeschrieben, Details … Bitte, Jack.«
    Ich weiß nicht, was man braucht, um den Knast zu überstehen, welche Besessenheit einem über die Tage hilft. Ich entschied mich, ehrlich zu sein –, nie ein kluger Schachzug.
    »Stewart, ich glaube nicht, dass es da was zu überprüfen gibt.«
    Er legte die Hände flach auf den Tisch, bot seine ganze Energie auf, sagte:
    »Sie haben aber doch nichts zu verlieren. Sie kriegen einen fetten Zahltag für, wofür …? Für ein paar Erkundigungen? Ich habe noch nie, und damit meine ich: noch nie jemanden um irgendwas gebeten. Vor Gericht sollte ich, hat der Anwalt vorgeschlagen, darauf hinweisen, dass ich zum ersten Mal straffällig geworden bin, und darum bitten, dass das in Betracht gezogen wird. Ich habe mich geweigert, und hier sitze ich jetzt und bettle Sie an.«
    Ich hatte gehofft, nie wieder einen Todesfall überprüfen zu müssen. In die früheren Fälle hatte ich mich gegen meine Instinkte und mit grausigen Resultaten hineinziehen lassen.
    Ich beschloss, zumindest so zu tun, als würde ich mitmachen, fragte:
    »Was hat die Polizei gesagt?«
    Er lachte kurz und scharf. An den anderen Tischen sah man zu uns herüber, und er sagte:
    »Bemühen Sie sich bitte kurz in die Wirklichkeit, Jack. Wie viel Hilfe kann ein Dopedealer von der Polizei erwarten? Die haben gesagt, schade, dass ich es nicht war, der sich den verdammten Hals gebrochen hat.«
    »Gab es ein gerichtsmedizinisches Gutachten?«
    »Klar. Keine Drogen oder Alkohol im Organismus; das
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