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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Raucherwaggon, zum Erstaunen eines amerikanischen Paares. Sie machte:
    »John, du kannst, äh, quasi … in diesem Zug … rauchen.«
    Falls er darauf eine Erwiderung hatte, ließ er sie nicht hören. Ich hatte den Waggon ganz für mich allein. Also zündete ich mir eine an, hatte das Gefühl, das ist regelrecht Pflicht. Eine Pfeife pfiff, und wir fuhren an. Louis MacNeice liebte Eisenbahnen und schrieb sein Tagebuch immer auf Reisen. Ich versuchte zu lesen, aber es brachte nichts. Hinter Athlone kam ein Teewagen, von einem kraftvoll gebauten Mann geschoben. Er sah aus, als bewegte er Berge. Der Teewagen wirkte nur wie ein Ärgernis. Ich fragte:
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Tee, Kaffee, Käse-Sandwich, Schokolade, Limo, Saft?«
    Sein Akzent war dick, fast undurchdringlich. Es gelang mir, die Liste der Köstlichkeiten aus einer Übersichtstafel abzuleiten, die seitlich am Teewagen befestigt war. Ich zeigte auf den Tee, und als er ihn einschenkte und vor mir abstellte, verschüttete er die Hälfte wegen eines Rüttlers des Zuges. Er tippte sich mit einem dicken Finger auf den Brustkorb, sagte:
    »Ukraine.«
    Ich hätte mir auch mit dem Finger gegen die Brust piken können und sagen:
    »Irland.«
    Aber ich hatte das Gefühl, dass dafür ein gewisser Pegel Alkohol nötig war. Ich gab ihm zehn Euro, er grapschte sie sich und schob weiter. Für weniger als einen viertelvollen Plastikbecher gefärbten Wassers. Der Mann hatte eine Glückssträhne. Ich nahm einen experimentellen Schluck, und der Tee schmeckte so schlecht wie der schlechteste Tee, den ich je getrunken hatte –, eine Mischung aus Bitterkeit, die an Tee und Kaffee gemahnt und von Iarnród Éireann zur Kunstform erhoben wurde.
    Ich hörte hinter mir die Waggontür aufgleiten, dann eine Frauenstimme:
    »Jack? Jack Taylor?«
    Drehte mich um und sah eine Frau Ende zwanzig, mit etwas bekleidet, das früher Twinset hieß. Heute hieße das schlechter Geschmack. Die Art Minelle, die man in britischen Fernsehdramen sah, wobei meist noch eine Partie Bridge und eine Leiche in der Bibliothek im Spiel waren. Ihr Gesicht hätte es bis zur Hübschheit schaffen können, wenn sie auch nur die kleinste Anstrengung unternommen hätte. Winzige Perlenohrringe gaben mir den Anhaltspunkt, den ich brauchte. Ich sagte:
    »Welle, Wulst, Bergkamm … Moment noch … Bridie … Nein … Bríd?«
    Sie keuchte vor Verdruss.
    »Wir verwenden nicht die englische Form. Ich habe Ihnen das – wie oft? – gesagt … Ich heiße Bríd Nic an Iomaire.«
    Die Polizistin. In einem früheren Fall hatten wir weniger zusammengearbeitet, als dass wir zusammengeprallt wären. Ich hatte ihr irgendwann die Aufklärung eines größeren Verbrechens zugeschustert, obwohl meine Hilfe höchst suspekt und eindeutig nicht ganz hasenrein gewesen war. Unsere Verbindung war von Anfang an belastet. Ihr Onkel, Brendan Flood, und ich hatten eine gemischte gemeinsame Vergangenheit, hatten als Gegner begonnen und als zwiespältige Freunde geendet. Seine Recherche und Information waren für meine Arbeit großenteils unerlässlich gewesen. Dann war er wiedergeborener Christ geworden und mir mit seinem Eifer auf die Nerven gegangen. Dann kam sein Zusammenbruch, durch Suff, Verlust der Familie und Aufgabe jeglichen Glaubens. Ich hatte eine schnapsbeseelte Sitzung mit ihm verbracht, in deren Verlauf wir Boilermakers, pints mit eingebauten Kurzen, und unzählige Fluppen verputzten. Es gelang mir nicht, mit seiner Verzweiflung Schritt zu halten. Ein paar Tage später nahm er sich einen stabilen Küchenstuhl, einen Strick und hängte sich auf.
    Um meine Schuldgefühle noch zu steigern, hatte er mir einen Batzen Geld und die Polizistin hinterlassen. Die ich an jeder Wegbiegung zu verlieren trachtete. Hier war sie wieder. Sie setzte sich unbehaglich auf den Platz mir gegenüber, und ich bot an:
    »Kann ich Ihnen was holen?«
    Ich zeigte auf meinen Plastikbecher, fügte hinzu:
    »Ich kann den Tee empfehlen, und er ist nicht billig.«
    Ich habe nie geglaubt, dass Menschen tatsächlich hochnäsig sein können, aber sie schaffte es, sah aus, als hätte sie viel Übung damit, sagte:
    »Ich trinke keinen Tee.«
    »Manno, was für eine Überraschung. Wenn ich mich recht erinnere, ach, unsere gemeinsamen Kneipenbesuche, da hatten Sie einmal einen Orangensaft, und, jau, ich werde es nie vergessen, einmal sind Sie fast über die Stränge geschlagen und haben eine gepflegte Weißweinschorle verlötet.«
    »Aber Sie, Mr Taylor, haben natürlich
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