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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Malachy, blieb fest in seinem Hass auf mich.
    Als wäre mir das nicht so was von scheißegal.
    Als Jeff und Cathy ihr Baby bekamen, erblickte ich die Unergiebigkeit meines Daseins Neon-erleuchtet. Als Patenonkel versuchte ich, mehr Interesse zu zeigen, als ich mir hatte vorstellen können.
    Im Bailey’s hängte ich mir den Kalender an die Wand. Janet, das Zimmermädchen, würde er bestimmt aufmuntern. Vor einiger Zeit, als mein Saufen schon wirklich nicht mehr schön war, hatte sie mir einen Traktat von Matt Talbot dagelassen. Meinen aktuellen Zustand schrieb sie zweifellos einem Wunder von Matt zu. Ich war definitiv auf dem aufsteigenden Ast. Hatte einen Minikühlschrank auf dem Zimmer, mit Joghurt und einheimischem Quellwasser bestückt. Machte eine Flasche auf und streckte mich auf dem Bett aus. Drückte auf die Fernbedienung und erwischte den Anfang von Oz, dem muskulösen australischen Gefängnisdrama. Da hatte ich genau das Richtige gedrückt, das konnte ich nur nicht ahnen. Hätte ich es gewusst, hätte ich mich dann anders verhalten? Damals war jedenfalls mein Leben in der Spur, so nah an normal, wie es nur je gewesen war. Hätte ich mich dafür entschieden, weiterhin auf dem Pfad zum vollwertigen Mitbürger zu wandeln, oder zerrte ich bereits an der Leine?
    In Oz spitzte sich die Lage zu. Es hatte eine Hinrichtung stattgefunden, ein Insasse starb an Aids, und ein anderer bekam den Befehl, einen Neueingang umzubringen. Starker Tobak war gar kein Ausdruck. Ich drückte es weg, überlegte flau, ob ich mir Six Feet Under ansehe, die Serie über eine Leichenbestatterfamilie. In der letzten Folge hatte eine Leiche einen Fuß eingebüßt, und dann folgte unterschiedlicher Kuddelmuddel im Zusammenhang mit einem schwulen Polizisten. Thomas Lynch hätte klagen sollen. Ich beschloss, stattdessen zu lesen; auf der Straße bekam ich jeden Tag genug schwarzen Humor geboten.
    Hatte einen Blick in die Tagebücher von Jean Rhys geworfen. Ihr Gefühl von Unbehaustheit, Ortlosigkeit klang immer voll durch. Ich hatte mal gehört, wie sie als Bürgerin enteigneten Landes beschrieben wurde, die einer Spur der Zerstörung durch die unwirtlichen Gefilde ihres Geistes folgt. Eine Zeit lang wohnte sie über einer Kneipe in Maidstone …, in den 1940ern, einer grimmigen Epoche. Sie schrieb:
    »Ich muss schreiben. Wenn ich aufhöre zu schreiben, wird mein Leben ein erbärmlicher Fehlschlag gewesen sein. Für andere Menschen ist es das bereits. Aber es könnte ein erbärmlicher Fehlschlag für mich sein. Ich will den Tod nicht verdient haben.«
    Dies zündete alle Arten von Bomben in meinem Kopf. Das Telefon klingelte, und ich legte das Buch erleichtert beiseite, machte:
    »Ja?«
    »Jack, hier ist Cathy.«
    »Tag, Cathy.«
    Pause. Ich konnte fast hören, wie sie ihre Worte wog und wählte. Der Instinkt rief, das wird jetzt was Schwerwiegendes.
    »Du musst jemand einen Gefallen tun, Jack.«
    »Klar, Süße, wenn ich kann.«
    »Stewart will, dass du ihn besuchst.«
    »Wer?«
    Ein Seufzer, von Ungeduld matt illuminiert.
    »Der Drogendealer …, dein Drogendealer.«
    »Oh.«
    Jetzt hatte sie es eilig: raus damit, runter damit.
    »Er hat dich für Mittwoch, 15 Uhr auf die Besucherliste gesetzt; du musst pünktlich sein, sonst kannst du eine Woche warten.«
    In meinem Kopf arbeitete es auf Hochtouren, brachte aber nicht viel, also versuchte ich zu mauern.
    »Aber er sitzt im Mountjoy, das ist in Dublin.«
    Ihre Geduld war alle.
    »Wenn sie nicht umgezogen sind.«
    Dies war eher ihr alter Funke. Die Cathy der Punk-Zeit, die Exfixerin, die ich kennengelernt hatte, Stacheldraht im Maul, Tätowierungen auf den Armen. Wahr ist, dass ich die alte Version vermisste. Seit Jeff und dem Baby hatte sie den Biss verloren, war zu einer wuchernden pseudo-irischen Maid mutiert.
    Heiland.
    Jetzt wartete sie. Ich zögerte, sagte:
    »Cathy, ich weiß nicht so recht.«
    Derlei hatte sie erwartet, sagte:
    »Er wird dir die Auslagen zahlen, hat dir ein Zimmer im Royal Dublin gebucht. Wir wollen dir doch keine Ungelegenheiten bereiten, Jack, das wollen wir doch nicht, was? Sieh es als Ausflug.«
    Ich antwortete nicht, und sie sagte:
    »Du schuldest, Jack.«
    »He, Cathy, Augenblick mal. Ich habe ihn für seine Dienste bezahlt … Er war ein gottverdammter Drogendealer. Wie soll ich ihm was schulden?«
    »Nicht ihm; du schuldest mir.«
    Das stimmte. Ich versuchte, Wörter zu finden, um aus der Nummer wieder rauszukommen, aber sie wollten sich nicht einstellen. Ich
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