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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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genug für uns alle getrunken.«
    Da war wieder das alte Gefühl, der Drang, ihr eine zu scheuern, ich aber beschied mich:
    »Ich bin vom Alk runter.«
    »Oh … Und wie lange wird das vorhalten …? Diesmal …?«
    Ich lehnte mich zurück, kramte nach meinen Lullen, und sie spie fast:
    »Es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie das lassen könnten.«
    Ich steckte mir die Lulle an, sagte:
    »Als wäre das auch nur einer Erwägung wert.«
    Sie wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, das international gebräuchliche Flaggensignal für den vergrämten Nichtraucher. Ich fragte:
    »Fahren Sie nach Dublin?«
    »Ja, Prozessbeobachtung. Der Polizeipräsident hat angeordnet, dass alle Dienstgrade die Prozesse am Obersten Gericht beobachten sollen, um mitzuerleben, wie Recht gesprochen wird.«
    Ich konnte sehen, wie die Bürokraten mit diesem Geistesblitz ankamen, sagte:
    »Mehr schlecht als recht, den Trip können Sie sich sparen. Bei der Knappheit an Uniformen auf der Straße ist es zwar lebenswichtig, dass Polizisten das Beobachten lernen, aber doch nicht im Gerichtssaal. Und? Sind Sie befördert worden?«
    Eine Wolke schwebte an ihrem Gesicht vorbei, berührte ihre Augenwinkel. Sie sagte:
    »Was denken Sie denn? Als würden die jemand mit meiner Orientierung befördern.«
    Ich war verwirrt, sagte:
    »Weil Sie eine Frau sind?«
    Ihre Geduld war aufgebraucht, sie sagte:
    »Wieso, wissen Sie das denn nicht?«
    Wovon zum Teufel quatschte sie überhaupt? Ich hatte echt den Faden verloren, fragte:
    »Was weiß ich nicht?«
    »Dass ich lesbisch bin.«
    Gott weiß es: Für einen sogenannten Ermittler bin ich in allen Bereichen, in denen wirklich mal was sonnenklar ist, der absolute Blindfisch. Es gibt Beispiele, wenngleich wenige, da ich ebenso kühne wie zutreffende Schlüsse gezogen habe. Aber sonst schien das Leben an mir vorüberzusegeln und mich im immerwährenden Dunklen zu lassen. Es gibt wahrscheinlich eine Million Variationen der korrekten Reaktion auf ein freimütig eingeräumtes »Ich bin lesbisch / Ich bin schwul«. Von Solidaritäts-, Empathie-, Unterstützungsgeräuschen abgesehen, gibt es sogar Äußerungsmöglichkeiten, die nicht nur Aufmunterung, sondern sogar Humor beinhalten. Mir gelang:
    »Oh.«
    Sie starrte mich an, und mir wurde die Bedeutung von »ein lastendes Schweigen« klar. Das wurde uns die nächsten fünf Minuten lang zuteil. Dann stand sie auf, sagte:
    »Ich muss zurück zu meinem Platz. Margaret wird sich fragen, wo ich bleibe.«
    War Margaret die hochbedeutsame Partnerin? Ich hatte nicht die Eier, sie zu fragen. Sie sah auf das Gepäcknetz über mir, kein Gepäck, sagte:
    »Nur ein Tagestrip.«
    Ich wollte sie loswerden, sagte:
    »Ins Gefängnis.«
    »Da gehören Sie auch hin.«
    Und weg war sie.

I n Heuston trödelte ich ein bisschen auf dem Bahnsteig herum, hoffte, noch einen Blick auf sie – eigentlich ja auf Margaret – zu erhaschen, aber sie waren mir entwischt. Ich hüpfte auf einen Bus, und der fuhr direkt in die O’Connell Street.
    Was für eine Müllhalde.
    Heiland, was sie auch in Galway anstellen mochten, besser als hier war es allemal. Die einst so eindrucksvolle Straße war verkommen, schmutzig und deprimierend.
    Als ich in Richtung Royal Dublin ging, blieb ein Mann mittleren Alters stehen, flüsterte:
    »Wissen Sie, wo der Ann Summers Sex Shop ist?«
    »Was …? Machen Sie Witze? Woher soll ich das wohl scheißenocheins wissen?«
    Dachte: Langsam, krieg dich ein.
    Das Hotel hatte ein beeindruckendes Foyer, und das Empfangsfräulein war freundlich, fragte:
    »Hat Sir eine Reservierung?«
    Hatte er.
    Und:
    »Zieht Sir ein Raucher- oder ein Nichtraucherzimmer vor?«
    Dreimal darfst du raten.
    Mein Knastbesuch war für 15 Uhr angesetzt, also nahm ich mir ein Taxi, sagte:
    »Mountjoy, bitte.«
    Der Fahrer musterte mich, gab aber keinen Kommentar ab. Schweigende Taxifahrer existieren nicht, und nach ein paar Minuten kam:
    »Ist das ein Galway-Akzent?«
    »Ja.«
    Ich sagte das in einem Ton, der jedes weitere Nachfragen wenig ratsam erscheinen ließ. Es funktionierte nicht.
    »Lange Anreise zum Joy für Sie, was?«
    Er deutete meinen Antwortgrunzer als Interesse, sagte:
    »Sie haben das Spiel am Sonntag gesehen?«
    Hatte ich nicht, aber das spielt keine Rolle. Ich wusste nicht einmal, welches er meinte, und fragen wollte ich bestimmt nicht. In Irland ist immer ein Spiel, und, viel wichtiger, es ist immer eins, das erörtert werden muss. Ich blendete ihn aus. Schließlich hielt das Taxi an,
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