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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief
Autoren: Eloisa James
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Teufels.«
    Rees öffnete die Tür und schickte einen Diener nach starkem Kaffee.
    Er brauchte eine ganze Weile, um Darby das Vorgefallene aus der Nase zu ziehen. Erst als dieser drei Tassen Kaffee getrunken hatte, war er fähig, zusammenhängend zu berichten.
    »Ich bin geneigt, dir zuzustimmen«, meinte Rees nachdenklich. »Zumindest sollte sich ein Experte ihre Hüfte anschauen.«
    »Sie will das Kind unbedingt. Ich bin ja der Meinung, dass Henriettas Hüfte kein Hindernis für eine Schwangerschaft darstellt.«
    »Du hast keine Ahnung von Geburtshilfe«, mahnte Rees.
    »Ihre Hüfte sieht genauso aus wie jede andere Frauenhüfte. Und weiß man, welche Komplikationen sich im Wochenbett ihrer Mutter seinerzeit eingestellt haben? Ein paar Landärzte sind zu dem voreiligen Schluss gekommen, dass die Tragödie auf deren krankes Hüftgelenk zurückzuführen wäre. Für mich ist dies kein schlüssiger Beweis. Aber Henrietta glaubt eben, was man ihr erzählt hat.«
    »Dann musst du ihr etwas anderes erzählen.«
    »Wann und wie soll ich das tun? Sie erwartet doch, dass ich mich von ihr fernhalte und mir eine Geliebte zulege. Sie hat entschieden, dass Intimität nicht mehr infrage kommt – und für etwas anderes scheint sie mich nicht gebrauchen zu können! Sie hält mich für den Typ Mann, dem nichts Besseres einfällt, als sie zu betrügen …« Darby brach jäh ab. Diese heikle Wahrheit hatte er Rees eigentlich nicht offenbaren wollen.
    »Quatsch«, erklärte Rees, wandte sich vom Kamin ab und blickte Darby finster an. »Du bist ein Narr, wenn du ihr diesen Blödsinn abnimmst. Du bist ebenso schlimm wie Henrietta. Ihr hat man wahrscheinlich erzählt, dass ein Mann nichts weiter im Sinn hat, als seine Frau den lieben langen Tag zu bespringen oder es wenigstens zu versuchen, und sie glaubt es. Du hingegen glaubst, es wäre ihr gleichgültig, wenn du dir eine Geliebte nimmst. Narren seid ihr, alle beide.« Er überlegte einen Moment. »Ich hatte nie das Glück, so eine Ehe zu führen wie du. Das weißt du.«
    Darby starrte seinen Freund an. Rees sah aus wie ein großer brummiger Bär.
    »Ich kann mit Frauen nicht wirklich etwas anfangen. Aber wenn Henrietta meine Frau wäre …« Im Gehen rief er noch über die Schulter: »Tu es nicht.« An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah seinem Freund fest in die Augen. »Verlier sie nicht.«
    Darby taumelte verwirrt aus dem Kartenzimmer. Er kannte Rees schon seit einer Ewigkeit, aber so hatte er ihn noch nie erlebt. Es machte fast den Eindruck, als ob er … einsam wäre.
    Er brauchte nur eine Minute, um Henrietta ausfindig zu machen. Sie saß auf einem runden Kanapee in einem Winkel des Ballsaales und unterhielt sich mit zwei Herren.
    Als er näher trat, schaute sie auf. »Darf ich um diesen Tanz bitten?«, fragte er mit einer schwungvollen Verbeugung.
    Die Männer um sie herum schnappten nach Luft, und Darby besann sich etwas zu spät darauf, dass Henrietta ja hinkte und gar nicht tanzen konnte. Das hatte er vollkommen vergessen.
    Sie hob ihren Fächer bis an die Augen, in denen er ein wütendes Glitzern gewahrte. »Sie müssen sich geirrt haben«, antwortete sie gefährlich leise. »Ich tanze nicht. Ich schlage vor, Sie suchen sich eine andere Partnerin. Ich fühle mich hier sehr wohl.« Und sie wedelte leicht mit dem Fächer und strahlte den Ehrenwerten James Landow an, der zu ihrer Linken saß. Der betörte Tropf erwiderte ihr Lächeln, als hätte sie ihm den Mond versprochen. »Wir haben eben über die altmodische Sitte gesprochen, dass eine Dame Gentlemen in ihr Boudoir bitten darf, damit diese ihr beim Ankleiden behilflich sind.«
    Eine zornige Henrietta war eine Offenbarung. Verschwunden war die graue Maus vom Lande. Sie glänzte mit einem sinnlichen Esprit, der jeden Mann im Umkreis in ihren Bann zog.
    »Ich habe gerade zu Lady Henrietta gesagt, dass es doch reizend wäre, wenn diese Tradition wieder aufleben würde«, bemerkte Landow mit einem raschen Seitenblick zu Darby.
    »Oh, um meinen Gemahl müssen Sie sich keine Gedanken machen, mein lieber Herr«, entgegnete Henrietta mit spitzbübischem Lächeln. Sie tippte Darby mit dem geschlossenen Fächer auf den Arm. »Wir führen eine durch und durch moderne Ehe. Tatsächlich wissen wir kaum etwas voneinander, sonst hätte er mich nie zum Tanz gebeten!« Ihr perlendes Lachen klang nicht froh.
    Die beiden Herren, die Henrietta flankierten, lachten ebenfalls, obwohl sie Darby nicht in die Augen zu sehen
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