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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief
Autoren: Eloisa James
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liebe dich.«
    Die Musik verklang, und sie hörten auf zu tanzen; dennoch hielt er sie in seinen Armen fest.
    »Ich liebe meine Frau«, sagte ihr Ehemann mit einer Stimme, die so voller Leidenschaft war wie seine Augen. »Und, Henrietta …«
    »Ich liebe dich«, erwiderte sie und ihre Stimme brach.
    In diesem Moment schaute Lady Felicia Saville zufällig in ihre Richtung und stutzte. Zu schade, dass sie Lady Henrietta bereits die Almack’s -Karte angeboten hatte, denn sonst wäre sie in arge Versuchung geraten, der jungen Frau den exklusiven Club zu verbieten. Wahrlich, welches Beispiel gab Lady Henrietta jungen unverheirateten Mädchen, wenn sie ihrem Mann erlaubte, sie in aller Öffentlichkeit zu küssen?
    Und doch hielt Darby seine Frau so leidenschaftlich und zugleich zärtlich im Arm, dass Felicia die Tränen in die Augen stiegen. Mit einem verächtlichen Naserümpfen wandte sie sich von dem Anblick ab.

44
    Der Rat eines Experten
    Dr. Ortolon war sich bewusst, dass er der beste accoucheur in ganz London war, in den stillen Stunden der Nacht hielt er sich sogar für den besten der Welt. Er hatte einen Doktorgrad in Oxford erworben und an der medizinischen Hochschule von Edinburgh studiert. Er war der einzige accoucheur , der Mitglied des Königlichen Ärztekollegiums war. Selten verlor er eine Patientin, da er es schlicht nicht zuließ.
    Er war sich bewusst, dass sein gewaltiger Bauch, sein kantiges Kinn und seine hohe Stirn (weil sie das überragende Ortolon-Gehirn beherbergte) eine eindrucksvolle Erscheinung boten und seinen Wert für die Welt noch verdeutlichten. Überdies war er mit einer tiefen durchdringenden Stimme gesegnet, die ihm ebenfalls Respekt verschaffte.
    »Fakten sind Fakten«, bellte er dem Paar entgegen, das vor ihm saß. »Fakten sind das Einzige , was für mich zählt. Dank ihnen ziehe ich wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem tiefen Brunnen der Unwissenheit. Die Fakten in Ihrem Falle sind mager. Das Wichtigste ist, dass Sie, Lady Henrietta, guter Hoffnung sind. Ich denke, dies können wir als gesichert festhalten.«
    Die Dame nickte, offenbar voller Ehrfurcht vor seiner Stimme, die durch die unwissende Luft dröhnte.
    »Das Faktum, dass Ihre Mutter bei Ihrer Geburt verstarb, mag für Ihren Fall bedeutsam sein oder auch nicht. Es war ihr bedauernswertes Unglück – wenn Sie mir meine Freimütigkeit verzeihen wollen –, dass Ihr verstorbener Vater Ihre Mutter nicht vor der Geburt nach London brachte. Hätte ich den Vorzug gehabt, Ihre selige Frau Mutter untersuchen zu dürfen – auch wenn ich seinerzeit noch sehr jung war –, wäre ihr Schicksal vielleicht ein anderes gewesen. Kurz gesagt, sie könnte jetzt noch am Kamin sitzen, von einer Schar liebender Kinder umgeben.«
    Ortolon warf einen scharfen Blick auf den Ehemann der Dame, der einen ungebührlichen Hang zur Heiterkeit an den Tag legte. Doch zuweilen äußerte sich Aufregung in betrüblichem Übermut, wie er aus langjähriger Erfahrung wusste.
    »Eine liebende Kinderschar zu ihren Füßen«, wiederholte er und streckte sein kantiges Kinn vor. »Das zweite bedeutsame Faktum ist, dass Sie, Lady Henrietta, unter einer Schwäche des Hüftgelenkes leiden, wie dies auch bei Ihrer Mutter der Fall war. Dennoch muss dies nicht zwingend die Ursache ihres Ablebens gewesen sein.« Er legte die Stirn in nachdenkliche Falten und schritt gewichtig vor dem Paar auf und ab.
    »Aus der Untersuchung Ihrer Gliedmaßen kann ich unmissverständlich schließen, dass Sie zwar unter einem schwachen Hüftgelenk leiden, ansonsten jedoch keine offensichtliche Deformation vorliegt. Ich kann mir keinen Grund denken, warum Sie dieses Kind nicht gebären sollten und dabei denselben Risiken unterworfen sein werden wie andere Frauen.«
    Er hielt kurz inne, um sich zu vergewissern, dass seine Expertenmeinung verstanden worden war.
    »Meiner wohlüberlegten Ansicht nach ist die Ursache für das Unglück Ihrer Mutter in den Bedingungen bei der Niederkunft zu suchen und nicht in defekten Gliedmaßen. Tatsächlich bin ich zu dem Schluss gelangt, dass Sie, Lady Henrietta, vermutlich eine Steißgeburt waren. Ich zähle mich zu den wenigen Ärzten, die imstande sind, die Komplikationen einer schweren Geburt zu erleichtern. Zwar habe ich versucht, mein Wissen in meinem kürzlich veröffentlichten Werk Die Behandlung schwangerer Frauen, nebst einer Abhandlung über Liebe, Ehe und erbliche Herkunft weiterzugeben, doch es hat bislang nicht die erwünschte Resonanz
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