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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief
Autoren: Eloisa James
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er vor ihrer Nase flirtete. Sie sollte ebenfalls jene schwarze Verzweiflung spüren, die ihn seit dem Dinner in einen Abgrund zu ziehen drohte. Wie konnte sie ihn nur für einen derart ehrlosen Mann halten, der sich eine Geliebte nahm, nach dem, was sie gesagt hatte! Sie durfte nicht von Liebe sprechen und dennoch glauben, dass er keine Ehre besaß.
    Sie kannte ihn überhaupt nicht, dann konnte sie ihn auch nicht lieben.
    Darby knirschte mit den Zähnen.
    Es würde seiner Frau guttun, zu erkennen, dass er in der Gesellschaft etwas zählte. Er war kein dummer Bauerntölpel, den man mit einem Trick zur Ehe zwingen konnte. Er besaß Ansehen. Sein Einfluss war in ganz London, ja in der ganzen Welt spürbar, was ja so ziemlich das Gleiche war.
    Er wirbelte seine Partnerin durch den Saal und linste über die Schulter nach Henrietta, um sich an ihrem Ungemach zu laben.
    Doch stattdessen musste er sich einen Fluch verkneifen. Felicia Saville war wie aus dem Nichts aufgetaucht und stellte Henrietta diesem Schwachkopf Lord Bellington vor.
    Der Tanz war zu Ende. Vielleicht sollte er wieder zu Henrietta gehen. Zweifellos war sein Benehmen vom halben Ballsaal bemerkt worden, denn Lady Saville übernahm soeben die Rolle, die eigentlich ihm zukam. Darby beobachtete die kleine Gruppe argwöhnisch. Henrietta begrüßte Lord Bellington mit diesem strahlenden Lächeln, bei dem einem Mann die Knie weich wurden. Er kehrte diesem beunruhigenden Anblick den Rücken … und fand sich Auge in Auge mit der drallen Selina Davenport wieder. Sie strahlte ihn sehnsüchtig an, doch eine solche Sehnsucht begehrte er von niemandem als seiner Frau.
    Eine Stunde später wurde deutlich, dass Henrietta einen triumphalen Einzug in die Gesellschaft gehalten hatte. Unzählige Bekannte gratulierten Darby zu ihrer Schönheit, ihrer Geistesgegenwart und ihrem modischen Geschmack. Boshaft glitzernde Blicke trafen ihn, während man sich fragte, warum er sich von ihr fernhielt. Und sie alle lachten ihm frech ins Gesicht, wenn er auf ihre Sticheleien nicht angemessen zu antworten wusste.
    Gerald Bunge war von allen der Schlimmste. Er schwirrte wie eine lästige Fliege an Darbys Seite und summte ihm die Ohren voll, dass er keine bessere Frau hätte finden können. Es war deutlich zu erkennen, wie sehr er darauf brannte, zu erfahren, warum Darby sich auf der einen Seite des Saales aufhielt und seine Frau auf der anderen.
    Irgendwann an diesem langen Abend gab er sich dem Alkohol hin. Rees traf um ein Uhr morgens ein und stieß auf Darby, der mit einem Whisky in der Hand ziellos durch den Saal wanderte.
    Da er Darby von klein auf kannte, erkannte Rees sogleich den Zusammenhang zwischen der Trübsal in den Augen seines Freundes und dessen betont aufrechtem Gang. Das letzte Mal hatte er Darby kurz vor seinem ersten Londoner Ball so erlebt. Damals hatte Darbys Mutter – eine Hexe, wie sie im Buche stand – ihren Sohn von Kopf bis Fuß gemustert und hernach lachend zu ihrem Manne gesagt, was für ein Geck sein Sohn doch sei.
    An jenem Abend hatte Darby sich formvollendet verneigt und zudem dermaßen betrunken, dass sie am Ende im Stall landeten, wo Rees ihm den Kopf halten musste. Natürlich war er damals erst fünfzehn gewesen, unendlich stolz auf seine gelben Pantalons und unendlich wütend auf seine boshafte Mutter. Zu einer Versöhnung zwischen Mutter und Sohn war es nicht gekommen, da sie wenige Monate nach diesem Ball gestorben war.
    Zweifellos war es auch jetzt einer Frau zu verdanken, dass Darby in diesem Zustand war. »Wo steckt sie denn?«, fragte Rees und zerrte seinen Freund vom Tanzboden.
    »Meine Frau?«, fragte Darby leichthin. »Weiß der Kuckuck.«
    Rees schaute sich suchend um.
    »Sie plaudert seit einer halben Stunde mit Henry Piddlerton«, berichtete Darby und offenbarte damit, dass er durchaus über Henriettas Tun und Treiben Bescheid wusste. »Der alte Sack gafft ihr in die Augen, als wäre sie der Heilige Gral. Und aufs Kleid auch.«
    Rees seufzte und schleppte Darby ins Kartenzimmer, das an die Bibliothek grenzte. »Was zum Teufel ist mit dir los?«, fragte er und lehnte sich an den Türrahmen für den Fall, dass Darby Fluchtgedanken hegen sollte.
    »Eigentlich etwas ganz Alltägliches. Ich hätte auf deinen Rat hören und niemals heiraten sollen«, erwiderte Darby, ohne seinem Freund in die Augen zu schauen. Er streifte im Zimmer umher, nahm diesen oder jenen Zierrat in die Hand und stellte ihn unsanft wieder hin. »Die Weiber sind des
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