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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief
Autoren: Eloisa James
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sofort jegliche Tätigkeit einstellen müssen, die eine Schwangerschaft zur Folge haben könnte.«
    Er trank einen Schluck Wein. Immer noch war seine Miene wie versteinert.
    »Du musst dir eine Geliebte nehmen«, sagte sie brutal.
    »Ich könnte dir andere …«
    Doch sie schnitt ihm das Wort ab. »Ich habe dich zu dieser Ehe gezwungen.«
    »Ich bin mit voller Kenntnis der Einschränkungen, die unsere Ehe mit sich bringt, dein Mann geworden.«
    »Du verstehst nicht!«, fauchte sie. »Ich habe den Brief geschrieben …« Sie brach ab. Das Eingeständnis der Wahrheit war zu schrecklich. Selbst wenn er sie nicht liebte, sondern nur ihre Liebe zu ihm schätzte, was sollte es jetzt noch nützen, die Wahrheit zu gestehen? Wenn er eine Geliebte wollte, dann würde er sich eine nehmen.
    »Das weiß ich doch«, sagte Darby geduldig. »Glaube mir, Henrietta, ich war mir der Risiken bewusst, die eine Ehe mit dir mit sich brachten.«
    Doch sie musste fortfahren, getrieben von dem blinden Wunsch, alles zu zerstören. »Du verstehst nicht, was ich meine. Ich habe diesen Brief geschrieben und dann haben Esme und ich dafür gesorgt, dass er bei dem Dinner auftauchen würde.« Immer noch war seine Miene ungerührt. »Verstehst du denn nicht? Ich hatte beschlossen, dass ich dich heiraten wollte, und habe dich in eine Falle gelockt. Du hattest gar keine andere Wahl, als mich zu heiraten.«
    Eine bleierne Stille lastete im Zimmer, bis Fanning eintrat. Wie alle guten Diener wusste er sogleich, was die Situation erforderte, und zog sich leise zurück, ohne den nächsten Gang zu servieren. Darby bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass er läuten würde, wenn sie etwas benötigten.
    Henrietta trank ihr Glas bis zur Neige aus. »Ich habe dich mit voller Absicht kompromittiert.«
    »Warum hast du zu solchen Mitteln gegriffen, um mich zu heiraten?«, erkundigte er sich schließlich.
    »Ich wollte die Kinder«, erklärte Henrietta. Doch das war zu einfach und stimmte überdies nicht ganz. »Ich wollte dich «, fügte sie hinzu. Nun war sie von rasender Wut erfüllt: Wut über ihr Schicksal, über ihren hinfälligen Körper, über ihn … Doch am meisten zürnte sie sich selbst. Wenn sie sich nicht darauf versteift hätte, ihn unbedingt heiraten zu wollen, dann stünde sie jetzt nicht vor der Entscheidung, von der blauen Flasche Gebrauch zu machen.
    »Aha«, machte er. »Warum?« Es klang nur mäßig interessiert.
    »Du warst so anders als die Männer in Limpley Stoke!«, rief sie. »Du hast mich geküsst. Ich wollte die Kinder. Du brauchtest mein Erbe.« Sie zuckte die Achseln. »Spielt das wirklich eine Rolle?«
    »Vermutlich nicht. Darf ich fragen, inwiefern diese durchaus widerwärtigen Offenbarungen unser zukünftiges Eheleben betreffen?«
    Falls er ebenfalls zornig war, war es ihm nicht anzumerken: Er klang nicht wütend, nur angewidert. Müde und angewidert.
    Henrietta spürte eine entsetzliche Angst in der Magengrube, als würde sie etwas Zartes, Kostbares zerschlagen, das so vergänglich war wie die Eisblumen am Fenster. Dennoch – was bedeutete ihre Ehe im Vergleich zu dem Mord, den sie begehen würde, wenn sie die blaue Flasche austrank?
    »Gleich nach Esmes Dinnergesellschaft, bevor wir über den Schwamm sprachen, hast du mir eine Ehe vorgeschlagen, in der du dir eine Geliebte halten würdest und ich als eine Art Kindermädchen für dich arbeiten sollte.«
    »Soweit ich mich erinnere, warst du diejenige, die auf eine Geliebte zu sprechen kam.«
    Henrietta ignorierte seinen Einwurf. »Ich finde, wir sollten auf jenen Plan zurückkommen. Ich kann nicht verlangen, dass du dich opferst, da ich dich mit Arglist in diese Ehe gezwungen habe.«
    Hocherhobenen Hauptes schaute sie ihn an, ohne zu weinen. »Nach der heutigen Nacht« – sie meinte, nachdem sie die Flasche ausgetrunken hatte – »ist mein Körper nicht länger dein, wie du einmal gesagt hast. Mein Körper wird wieder ganz allein mir gehören.« Das war bei Weitem das Schlimmste. Nachdem sie Darbys Liebe erfahren hatte, nachdem sie ein Teil von ihm gewesen war, gab es kein Zurück mehr, ohne daran zu verzweifeln.
    »Du scheinst wütend auf mich zu sein, Henrietta. Und du bietest mir Gründe, damit auch ich zornig werde. Warum?«
    Sie schaute ihn an und hasste – hasste – seine Gelassenheit. Warum war er nicht wütend darüber, dass sie ihn zu dieser Ehe gezwungen hatte? Weil er sich keinen Deut darum scherte – deshalb. Selbst wenn er nicht mehr mit ihr schlief, konnte sie
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