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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Autoren: Robert Asprin
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habt Ihr schon mit Eurem Gerede, was für ein schrecklicher Bursche ich sei, vor meinem Geschäft verscheucht?«
    Der Täufler riss sich los und verschwand in der Menge, einen unverständlichen Schrei des Entsetzens ausstoßend. Kurz gesagt: Aliman rannte davon.
    Alles klar? Ich sah ihm mit einer gewissen hämischen Befriedigung nach. Glauben Sie nicht, dass ich richtig böse gewesen wäre. Wir hatten buchstäblich mehr Geld, als wir im Augenblick überhaupt gebrauchen konnten, so dass ich ihm seine Kunden nicht missgönnte.
    Aber ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie gewaltig unser Unternehmen von außen betrachtet aussehen musste. Wenn man bedachte, unter welch dubiosen Umständen ich angefangen hatte, konnte man mit Fug und Recht behaupten, dass ich mir in den letzten paar Jahren einen ganz hübschen Ruf geschaffen hatte.
    Es war mir ernst damit gewesen, als ich Aliman gesagt hatte, dass ich kein allzu großes Vertrauen in Zauberer setzte. Mein eigener Ruf war, vorsichtig ausgedrückt, stark übertrieben, und wenn man mich schon als mächtigen Magiker hochstilisierte, mussten meine anderen Kollegen mir einfach suspekt vorkommen, und zwar nicht zu knapp. Nachdem ich einige Jahre hinter die Kulissen des Magikgeschäfts geblickt hatte, fragte ich mich mittlerweile, ob es überhaupt irgendeinen Magiker gab, der auch nur annähernd so gut war, wie die Leute glaubten.
    Ich war so sehr in diese Gedanken vertieft, als ich in unser bescheidenes Zelt trat, dass ich völlig vergaß, dass ich eigentlich hätte hineinschleichen müssen.
    Doch daran wurde ich beinahe sofort wieder erinnert.
    Die Erinnerung hatte die Gestalt eines riesigen Mannes, der sich mir plötzlich in den Weg stellte.
    »Boss«, sagte er mit einer quäkenden Piepsstimme, die bei einem derart hünenhaften Körperbau immer wieder aufs neue überraschte, »du solltest wirklich nicht immer allein rausgehen. Wie oft müssen wir dir denn noch sagen ...«
    »Ist schon in Ordnung, Nunzio«, sagte ich und versuchte dabei, an ihm vorbeizuschlüpfen. »Bin nur mal eben rausgehuscht, um Frühstück zu besorgen. Magst du einen Teigkringel?«
    Doch Nunzio ließ sich nicht überzeugen und fuhr unbeirrt mit seiner Kritik fort.
    »Wie können wir deine Leibwächter sein, wenn du dich ständig bei jeder sich bietenden Gelegenheit hinausschleichst? Weißt du, was Don Bruce mit uns anstellt, wenn dir etwas zustoßen sollte?«
    »Ach, komm schon, Nunzio! Du weißt doch, wie das hier im Bazar ist. Wenn die Täufler mich mit einem Leibwächter sehen, dann schießen die Preise sofort atemberaubend in die Höhe. Außerdem mag ich es, ab und zu auch mal ein bisschen allein herumzuschlendern.«
    »Die höheren Preise kannst du dir leisten. Was du dir nicht leisten kannst ist, dich zur Zielscheibe für jede Knalltüte zu machen, die den Großen Skeeve umnieten will, um selbst 'ne große Nummer zu werden.«
    Ich wollte etwas entgegnen, doch dann fiel mir blitzartig wieder mein Gespräch mit Aliman ein.
    Nunzio hatte recht. Einen Ruf zu haben war eine zweischneidige Sache. Wenn irgend jemand die Gerüchte, die im Bazar kursierten, für bare Münze nahm und mir immer noch eins auswischen wollte, dann würde er derart schwere Geschütze auffahren, dass meine Überlebenschance wirklich gleich null war.
    »Nunzio«, sagte ich schleppend, »du magst ja wirklich recht haben, aber mal ganz ehrlich - was könnten du und Guido gegen einen magischen Angriff schon ausrichten?«
    »Nicht das geringste«, erwiderte er ruhig. »Aber höchstwahrscheinlich würden die Angreifer als erstes versuchen, deine Leibwächter aus dem Weg zu räumen, und das würde dir vielleicht genügend Zeit lassen, abzuhauen oder sie selbst auszuschalten, bevor sie einen zweiten Angriff starten können.«
    Er sagte das so leichthin, aber mich erschütterte das doch ganz schön. Mir war nie der Gedanke gekommen, dass Leibwächter Verbrauchsmaterial sind, und mich erstaunte, mit welcher Selbstverständlichkeit sie die Gefahren ihres Berufs akzeptieren.
    »Ich werde versuchen, mir das für die Zukunft zu merken«, sagte ich mit einer gewissen Demut. »Darüber hinaus schulde ich dir und Guido wohl eine Entschuldigung. Wo ist Guido überhaupt?«
    »Der ist oben und zankt sich gerade mit Seiner Erlaucht«, grinste Nunzio. »Genaugenommen wollte ich dich gerade holen, um die Sache aufzuklären, als ich plötzlich feststellte, dass du wieder abgehauen bist.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Wozu? Das hat
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